36. Kapitel

7.6K 530 145
                                    

Es ist so gruselig alleine in einem Haus zu sein, das man noch nicht kennt. Ich hab wohl zu viele Horrorfilme geguckt.
Mit einer Wolldecke gehe ich durch das Erdgeschoss und stelle sicher, dass ich auch wirklich alleine bin. Ein Blick auf mein Handydisplay, es ist schon 23:05 Uhr. Als ob der Prozess so lange geht. Letztes Mal kam er auch richtig spät wieder. Was er wohl immer so lange macht?
Sofort kommt mir Elijah in den Sinn, der ja sein Boss ist und mit großer Wahrscheinlichkeit auch dort ist. Unerwünschte Bilder geistern in meinem Kopf herum. Ich schüttle mich und lasse mich auf die Couch plumpsen. Ich werde einfach hier warten. Ja. Ich werde hier sitzen bleiben. Bis er wieder kommt. Ja. Guter Plan.

Natürlich schlafe ich ein. Dieses Mal aber nur für eine Dreiviertelstunde, dann schrecke ich auf, weil ich die Haustür höre. Schnell springe ich auf, ziehe die Decke wieder über meinen Kopf und husche in die Hinterseite Ecke zum Fikus. Ich kann mir schon denken, dass es Harry ist. Aber man kann ja nie wissen.

Licht ist hier unten auch keines an. Nur im ersten Stock. Deshalb geht er wahrscheinlich auch direkt hoch. Ich nutze die Gelegenheit, um mich wieder auf die Couch zu legen und werde einfach so tun, als würde ich schlafen, wenn er runter kommt.

Leise Schritte signalisieren mir, dass er ins Wohnzimmer kommt. Ich atme ganz ruhig und öffne die Lippen einen Spalt. Dann bemerke ich, dass das Sofa nachgibt und öffne die Augen einen minimalen Spalt. Da es noch immer relativ dunkel ist, wird Harry das nicht sehen.
Er sitzt am Fußende und sieht auf mich hinab. Alles was ich erkenne, ist die dunkle Silhouette. Und den unverkennbaren Geruch natürlich.
"Mein Gott ...", flüstert er plötzlich, "Weißt du eigentlich, wie schön du bist?" Tausend Schmetterlinge platzen in meinem Bauch auf und ich muss mein dümmliches Grinsen zurückhalten. "Ich schulde dir alles. Du bist ... Ich kann es gar nicht in Worte fassen. Ich liebe dich so sehr, dass es schon weh tut, wenn ich zum Arbeiten für ein paar Stunden weg bin." Am liebsten würde ich aufspringen und ihn umarmen. Aber ich halte mich zurück. Er schüttet mir gerade sein Herz aus, ich will es nicht versauen.
"Ich weiß nicht, wie viel Zeit mir noch bleibt. Aber eben deshalb muss ich sicher gehen, dass du bei mir bleibst. Und das-" Er steht langsam auf und holt tief Luft, "das ist vermutlich das egoistische, was ich je getan habe."

Ich warte noch, bis er das Wohnzimmer verlassen und im Bad oben verschwunden ist, bevor ich mich ruckartig aufsetze ich die Hände vor's Gesicht lege. Was war das denn?! Er weiß nicht, wie viel Zeit ihm noch bleibt? Das ... meint er doch sicher nicht so. Vielleicht meint er einfach, dass man nie wissen kann, wann man drauf geht.

Oder?

Als Harry im Pyjama wieder runter kommt, recke und winde ich mich und tue so, als würde ich aufwachen. Sofort umschließen mich seine starken Arme und ziehen mich hoch. Ich umklammere seinen Rücken und gähne. "Im Bett ist es bequemer.", flüstert seine raue Stimme und ich drücke meine Lippen gegen seinen Hals.

Als wir so im Bett liegen, nebeneinander, starre ich die Decke an und frage mich die ganze Zeit, was er wohl meinen könnte. "Du denkst nach.", stellt mein hoffnungsloser Lockenkopf fest und streicht sanft über meine Hand. "Ja. Ich überlege, wie ich es meiner Mutter beibringen werde." Leise lachend zieht er mich näher. "Wenn du möchtest, sage ich es ihr." "Bloß nicht." Wieder lacht er. "Was ... hast du so lange gemacht?", wage ich nachzufragen. "Ich habe nach der Arbeit noch etwas erledigt.", ist seine Erklärung und ich versteife mich sofort. Das klingt ja vielversprechend. "Okay ..." Harry beugt sich über mich und beäugt mich kritisch. "Glaubst du mir etwa nicht?" Seine Nähe macht mich total schüchtern. "D-doch, natürlich ..." sofort strahlt er zufrieden. "Dann ist ja alles gut." Sachte hebt er meine Hand an und streift etwas über meinen Finger. Ich betrachte ihn sofort. "Ein Ring?!", frage ich überrascht und streiche über das harte Material. "Du hast mir einen Ring gekauft?"
"Nein, ich habe uns einen Ring gekauft. Hier, sieh." Mit großen Augen sehe ich den Ring an Harry's Finger an und küsse ihn dann sanft. "Das habe ich nach der Arbeit gemacht." Mit schlechtem Gewissen lasse ich seine Hand los und seufze. "Ich liebe dich.", flüstere ich. "Zeig's mir.", erwidert er und stupst meine Nase mit seiner an. Schmunzelnd lege ich meine Hände um seine Wangen und will ihn küssen. Doch er stoppt mich. "Nein, nicht hier oben." Das bekannte Ziehen in meinem Bauch bringt mich zum Erschaudern. "Du willst, dass ich ... ", frage ich zögernd. "Dass du mich fickst." Sofort muss ich lachen. "Das hört sich so komisch an, wenn du es sagst." Kaum ausgesprochen, schiebt er sich zwischen meine Beine und beginnt ohne Scham mich zu küssen. Dabei schiebt er mir sein Becken entgegen und macht mich sofort hart. Atemlos greife ich um seinen Nacken und kralle mich in den Locken fest. "Harry ...", stöhne ich und winde mich unter ihm. "Ich kann es, Louis. Du wirst sehen."

Captured ➸ Larry Stylinson {COMPLETED} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt