Kapitel 6 - Doppeldate

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Um halb elf hielt Julian vor meinem Wohnblock.
"Ich weiß, das kann nicht im Geringsten mit deiner Wohnung mithalten", seufzte ich und sah hoch in den dritten Stock, wo ich zuhause war.
"Das muss es gar nicht. Außerdem zählen doch die inneren Werte, nicht wahr?", grinste er mich an.
"Wenn du meinst." Aber das hörte er schon gar nicht mehr, weil er ausgestiegen war. Also stieg ich auch aus.
"Ich würde den Weg auch alleine schaffen", lachte ich, hakte mich aber trotzdem bei ihm unter.
"Du könntest im Treppenhaus überfallen werden", sinnierte er.
"Du könntest auf dem Rückweg die Treppe runterfallen und sterben. Oder dir wenigstens tausend Knochen brechen. Dann hätte ich deine Karriere zerstört." Ich sah überlegen zu ihm hoch. Julian schüttelte nur grinsend den Kopf.

Vor meiner Wohnungstür drehte ich mich zu ihm um und wusste nicht so recht, was ich sagen sollte.
"Wolltest du eigentlich gar nicht mehr auf die Party?", fiel Julian da ein.
"Lisa meinte, es wäre ein reines Desaster. Sie ist auch schon seit einer halben Stunde zuhause."
"War also doch ganz gut, mit mir in die Bar zu gehen", grinste er.
Ich lächelte nur und umarmte ihn. Diesmal etwas länger.
"Schlaf gut", lächelte er dann und schließlich stand ich allein im Flur, während seine Schritte auf der Treppe verhallten.

In meiner Wohnung lief ich schnell zu einem Fenster und riss es auf. Da unten stand Julian mit seinem Handy in der Hand. Ein leises Piepen erklang in meiner Tasche. Schnell kramte ich mein Handy hervor.
"Ich hab's überlebt :D", hatte er geschrieben.
"Na dann bin ich ja beruhigt. Komm gut nach Hause :)"
"Gute Nacht. Bis bald :)"
Und dann winkte er noch kurz hoch, eher er in sein Auto stieg und davon fuhr.

Die ganze nächste Woche sah ich Julian nicht wieder. Er war wohl unterwegs. Vermutlich Fußball. Es war schon komisch wie schnell mal sich an die Gesellschaft einer bestimmten Person gewöhnen konnte. 
Wir schrieben ab und zu über WhatsApp, aber wenn es nach mir ginge, hätte das auch deutlich öfter sein können. 

Es war Dienstagabend und ich schlenderte mit Lisa zusammen durch ein paar Läden in Wolfsburg.
"Wow, sieh dir das Kleid an!", rief meine beste Freundin plötzlich und zeigte auf ein Kleid. Es war wunderschön. Bordeauxrot, schlicht, mit langen Ärmeln und einem Faltenrock bis zu den Knien.
"Zieh es an!", grinste sie und suchte mir meine Größe heraus. 
Es war perfekt. Aber wohin sollte ich es tragen?
"Komm schon, ein Kleid kannst du immer brauchen!", argumentierte Lisa, während ich verzweifelt versuchte, mein Konto zu schonen.
"Aber Lisa..." In dem Moment klingelte mein Handy. 
"Wer ist das denn?", fragte ich mehr mich selbst und kramte das Handy aus meiner Jackentasche. >Julian Draxler<

"Hey", lächelte ich als Begrüßung und strahlte Lisa an, die mich ganz gespannt ansah.
"Hey, Em. Du bist nicht zufällig gerade in der Stadt?", fragte Julian.
"Ganz zufällig schon, wieso?", grinste ich. 
"Ich wollte eigentlich mit ein paar Jungs aus dem Team ins Kino. Es sind nur alle abgesprungen, abgesehen von Yannick. Hättest du Lust mitzukommen?"
"Ähm, ja klar! Aber Lisa ist mit mir unterwegs."
"Bring sie einfach mit", schlug er vor.
"Okay, dann machen wir uns gleich auf den Weg."
"Ist ein Horrorfilm... Solltet ihr vielleicht vorher wissen", lachte er bitter. 
"Wird nicht der erste sein", schmunzelte ich.
"Okay, perfekt. Der Film beginnt in einer Stunde. Wir sind aber schon da."
"Wir beeilen uns", versprach ich. 
"Dann bis gleich."
"Tschau." Und ich legte auf. 
"Oh mein Gott, Lisa!", japste ich. Sie sah mich ganz gespannt an.
"Eine Runde Kinoabend mit Julian und einem seiner Kumpel?", grinste ich.
"Wer?", wollte sie sofort wissen.
"Er sprach von Yannick..."
"Oh mein Gott!"
"Sollte ich ihn kennen?"
"Oh, Emily... Du hast noch großen Nachholbedarf!"
"Dann lass uns jetzt damit anfangen!"
"Wird das dann ein Doppeldate?", grinste Lisa mit einem Zwinkern.
"Als ob", lachte ich und verdrehte die Augen.
"Okay, kauf das Kleid und behalte es an."
"Es ist arschkalt draußen!"
"Es gibt sowas wie Leggings. Außerdem ist es im Kino warm."

Gesagt getan. Nur eine Viertelstunde später betraten wir das Gebäude und eine angenehme Wärme umhüllte uns. Irgendwie war ich ja schon aufgeregt.
Julian und dieser Yannick waren nicht zu übersehen, wie sie absolut auffällig versuchten, unauffällig zu sein. Sie standen vor einem riesigen Plakat und taten so, als würde es sie interessieren. 
"Nicht deren Ernst", sprach Lisa meine Gedanken aus. 
"Genau das hab ich auch gerade gedacht." Ich lief schnell ein paar Schritte voraus auf Julian zu, der mich nicht sehen konnte. 
"Bist du Julian Draxler? Kriege ich ein Autogramm?", rief ich gespielt begeistert und klammerte mich an seinen Arm. Als er den ersten Schreck überwunden hatte, sah er mich etwas entsetzt an und flüsterte: "Bist du wahnsinnig?! Du machst unsere ganze Tarnung zunichte!"
"Also wirklich, das soll Tarnung sein?", lachte ich und auch Julian musste schmunzeln. 
"Hey, schön, dass du gekommen bist", lächelte er dann und umarmte mich. 
"Das Kleid sieht toll aus", meinte er dann mit einem umwerfenden Lächeln. Allein dafür hatte es sich gelohnt zu frieren.
"Danke", grinste ich zurück, ehe ich zu meiner besten Freundin sah.
"Hi", meldete sich Lisa etwas zurückhaltend und lächelte. 
"Hi, Lisa! Ähm, Mädels, das ist Yannick. Aber ich schätze mal, das wisst ihr." 
Der Blonde stellte sich uns vor. Lisa hielt sich verdammt zurück, das sah ich ihr an. Ich freute mich einfach, ihn kennen zu lernen. Er reichte mir die Hand und ich schüttelte sie.
"Hi, Yannick. Ich hab zwar offen gestanden keine Ahnung, wer du bist, aber es freut mich", lächelte ich etwas verlegen. 
"Sie hat absolut keinen Schimmer von Fußball", seufzte meine beste Freundin. Ich warf ihr nur einen kurzen, bösen Blick zu. 
"Na los, lasst uns gehen. Ich will nicht doch noch erkannt werden. Popcorn?", meinte Julian und schob mich sanft in Richtung Tresen. 
"Ich will ein Eis", schmollte ich die Eistruhe an. 
"Eben war dir noch kalt", lachte Lisa. 
"Na und? Jetzt nicht mehr", zuckte ich die Schultern und grinste. 
"Na mal sehen, ob ihr beim Film auch noch so tough seid", schmunzelte Yannick und bestellte sich dann eine Cola und Popcorn. 
"Lisa, denk dran, du hast einen Freund", neckte ich sie und sah dabei ganz auffällig zu Yannick rüber, der ihr offensichtlich gefiel. Ihr Blick daraufhin war göttlich!
Ich flüchtete deshalb schnell auf Julians andere Seite, sodass er zwischen uns stand. 
"Hast du was genommen?", lachte er mich an. Ich schüttelte nur gut gelaunt den Kopf. 
"Wie war denn deine Woche? Warst du vom Fußball aus unterwegs?", wechselte ich schnell das Thema.
"Ja, kann man so sagen...", setzte er an. 
"Julian, warum hast du am Wochenende eigentlich nicht gespielt? Du warst auch nicht im Stadion, oder?", fragte Lisa ihn da.
"Ähm, nein, war ich nicht. Was Privates..." Komisch... Meinte er nicht eben noch, er war vom Fußball aus unterwegs? Ich sah ihn fragend an, aber er wich meinem Blick aus. Was hatte er denn jetzt? Ich dachte, wir würden uns richtig gut verstehen?! Warum log er mich dann an? Die Frage ließ mich nicht mehr los und deshalb wollte ich das noch vor dem Film geklärt haben. 

"Julian?" Ich hielt ihn zurück, während Yannick und Lisa schon in den Kinosaal gingen.
"Ich werde es dir erzählen, versprochen. Aber noch nicht jetzt. Bitte, nimm das nicht persönlich. Ja, ich war privat unterwegs..."
"Hey, ist schon okay. Du musst es mir nicht sagen, wenn du das nicht möchtest." Schließlich kannten wir uns erst seit zwei Wochen und er hatte sowas wie Privatsphäre.
"Wirklich?" Er sah noch etwas besorgt aus, aber seine Züge entspannten sich, als ich ihn breit anlächelte.
"Los, lass uns ein wenig gruseln", grinste ich und zog ihn dann mit in den Saal, wo Lisa und Yannick schon auf uns warteten. 

Paris (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt