Kapitel 43 - Zweite Chance Paris

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Es war perfekt. In Julians Armen auf dem Eiffelturm mit fantastischem Ausblick auf das inzwischen im Dunkeln leuchtende Paris. Es war zwar windig, aber das störte in diesem Moment keinen von uns. 
"Weißt du...", durchbrach ich schließlich die Stille. "Ich habe letztens, als ich bei dir geschlafen habe, von dir geträumt."
"Was hast du denn geträumt?", murmelte er in meine Haare. 
"Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht und du warst auch wach. Und dann hast du mich geküsst und..."
"Das war gar kein Traum?" Er sah mich überrascht an und ich checkte langsam, was er gesagt hatte. 
"Das war kein Traum?", hakte ich schließlich nach. 
"Nein, aber ich dachte, es wäre einer gewesen..."
"Ich hab's von deiner Reaktion abhängig gemacht."
"Ich auch", grinste er und wir beide mussten lachen. Als er mich dann eindringlich ansah, nahm ich schnell einen Schluck Wein aus meinem Glas. 
"Wieso muss es eigentlich immer komplizierter sein, als es eigentlich ist?", schmunzelte Julian und ich musste grinsen. Wenn ich das nur wüsste. 
"Dann darf ich dich doch jetzt küssen, oder?", flüsterte er dann und legte seine Hand an meine Wange. 
"Der Sonnenuntergang fehlt", murmelte ich etwas benommen. 
"Denk ihn dir einfach dazu", flüsterte er an meinen Lippen. Und dann küsste er mich und alles in mir fuhr Achterbahn. Ich bekam Gänsehaut am ganzen Körper und ließ beinahe mein Weinglas fallen. Der Wind wirbelte meine Haare wild durch die Gegend. 
Doch in dem Moment gab es nur Julian und mich. Irgendwo und irgendwann auf dieser Welt. Alles um mich rum verschwamm zu einer unwichtigen Masse. Nur Julian zählte in diesem Moment. Seine Lippen auf meinen, die Wärme und Geborgenheit, die er ausstrahlte, das Gefühl, das er in mir auslöste. Ich liebte ihn und ich würde mich immer wieder in ihn verlieben, ganz egal, wie oft man mir meine Erinnerungen noch nehmen würde. 

Viel zu schnell waren seine Lippen nicht mehr da, aber dafür wurde seine Umarmung nur noch fester. Ich lehnte mich an seine Brust und versuchte mit meinen zittrigen Fingern das Glas in meiner Hand zu balancieren. 
"Ich liebe dich", flüsterte ich dann leise, als ich langsam wieder denken konnte. 
"Ich liebe dich noch viel mehr", meinte er, küsste meinen Haaransatz und lehnte dann seinen Kopf auf meinen. 
"Das geht gar nicht", grinste ich. 
"Doch, das geht."
"Nein..."
"Okay, darüber diskutieren wir ein anderes Mal", schmunzelte er. Aber das ignorierte ich einfach.
"Weißt du, warum ich Recht habe?" Ich schaute zu ihm hoch und grinste überlegen. 
"Na?"
"Ich hab uns vergessen, dich vergessen... Aber ich hab mich wieder in dich verliebt. Und ich bin mir sicher, dass ich das auch noch hundertmal machen würde."
"Das beweist aber nicht, dass es bei mir nicht auch so wäre", lächelte er. 
"Aber..."
"Nein, nichts aber." Er brachte mich einfach durch einen Kuss zum Schweigen. Und das war mir nur recht so. 

Wir standen noch da draußen, bis wir beide unseren Wein getrunken hatten und uns langsam kalt wurde. Dann betraten wir das Restaurant wieder. Julian zahlte das Essen und anschließend machten wir uns auf den Weg nach unten. Dort angekommen, schlenderten wir langsam in Richtung Parkplatz. 
"Wir müssen hier jetzt noch eine Weile bleiben", grinste ich, nahm seine Hand und hüpfte ein bisschen durch die Gegend. 
"Wieso, wir können auch einfach nach Hause fahren", lachte er. 
"Aber du musst erst nüchtern werden, bevor du so Auto fährst und mich dabei umbringst", lachte ich. 
"Wie süß von dir, dass du dir solche Sorgen um mich machst", meinte er ironisch. Ich lachte nur weiter. Ich war der glücklichste Mensch der Welt. 
"Du bist doch nicht schon von einem Glas Wein angetrunken, oder?", schmunzelte Julian. 
"Nein, ich bin glücklich. Lass mich!", schmollte ich. 

Ich hielt es noch ganze zehn Minuten aus, dann war mir so kalt, dass ich Julian anflehte, nach Hause zu fahren. 
Vor Susans Haus parkte er seinen Wagen.
"Du kannst natürlich auch mit zu mir kommen, aber ich muss morgen früh raus und noch meine Sachen packen." Er hatte dieses Wochenende wieder ein Spiel außerhalb von Paris und musste deshalb wieder fliegen. Ich schmollte ihn eine Weile an, bis mir eine Idee in den Kopf schoss. Ich schnappte mir seinen Schlüssel aus dem Zündschloss und stieg schnell aus.
"Was wird das jetzt wieder?", lachte er mir hinterher und stieg ebenfalls aus. Er schlug die Tür zu und kam grinsend auf mich zu. Ich versteckte den Schlüssel hinter meinem Rücken und gab ihn auch nicht wieder her, als er versuchte, mich mit einem Kuss abzulenken.
"Du kriegst den erst wieder, wenn du bei mir bleibst", grinste ich an seinen Lippen.
"Aber dann muss ich dich auch so früh wecken."
"Ist mir egal. Außerdem ist das Bett ohne dich viel zu leer", versuchte ich es weiter ihn zu überzeugen. Er seufzte und trat einen Schritt zurück. Er hielt mir fordernd die Hand entgegen. Ich versuchte vergeblich, seinen Blick zu deuten, legten den Schlüssel aber schließlich in seine Handfläche. Kaum hatte er ihn, begann er zu grinsen und schloss das Auto mit der Fernbedienung ab.
"Dann mecker morgen früh aber nicht, wenn du müde bist", grinste er, nahm meine Hand und ging zur Haustür. Sofort begann auch ich zu grinsen.

Im Haus angekommen, verschwand Julian gleich im Bad mit einer Jogginghose und einem T-Shirt von Thilo. Ich ging in die Küche und schenkte mir ein Glas Wasser ein.
"Emmi?" Ich drehte mich zu meiner Schwester um und begann sofort zu strahlen.
"Hey!"
"Du siehst glücklich aus", stellte auch sie fest und setzte sich an den Küchentisch mir gegenüber. 
"Das bin ich auch", lächelte ich und wurde etwas rot. 
"Also schätze ich mal, Julian wird jetzt öfter das Bad hier besetzen", lachte sie. 
"Tschuldigung", murmelte ich und zog die Schultern ein. 
"Ich freu mich für dich, Schwesterchen. Halt ihn fest."
"Das werde ich!"
"Komm mal her!" Susan stand auf und zog mich in ihre Arme. Ich drückte sie an mich und schloss die Augen. Ich war endlich angekommen nach allem, was in letzter Zeit passiert war. Ich hatte eine zweite Chance bekommen. Meine zweite Chance Paris. Ich war endlich Zuhause und ich würde hier blieben. Hier in Paris. Bei meiner Schwester und vor allem bei dem Mann, den ich über alles liebte. 

"Ähm, Emily?" Julian tauchte im Türrahmen auf und lächelte. 
"Schick", lachte Susan und musterte die Klamotten ihres Mannes an meinem Freund. Julian grinste nur. 
"Gute Nacht", wünschte ich also meiner Schwester und ging zur Tür. 
"Nacht, Emmi. Julian?"
"Hm?" Wir drehten uns beide noch einmal zu meiner Schwester um. 
"Pass auf sie auf", bat sie meinen Freund, der daraufhin zu mir sah und meine Hand nahm. 
"Immer", lächelte er mich an und küsste meine Stirn. 

Am nächsten Morgen bekam ich alles nur im Halbschlaf mit. Ich war viel zu müde, um klar denken zu können. Ich blieb also erst im Bett liegen und begleitete Julian schließlich zur Tür. Er küsste mich zum Abschied lange und fuhr dann davon. Aber er würde wieder kommen. Er würde immer wieder kommen, das hatte er mir versprochen. 

Paris (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt