Kapitel 27 - Chaos

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POV Emily

Die Kopfschmerzen am nächsten Morgen erinnerten mich schmerzlich daran, was gestern Abend passiert war. Aber je später es wurde, desto verschwommener wurden meine Erinnerungen. Ich wusste noch, dass Julian mich nach Hause gefahren hatte und wir im Auto geredet hatten. Keine Ahnung, worüber... Und dann erinnerte ich mich an Susans Blick, als sie die Tür geöffnet hatte. Und irgendwie hat sie mich dann zu Bett befördert. 

Stöhnend stand ich auf und hielt mir den Kopf. Sie hatten es doch tatsächlich geschafft, mich mit Fanta-Korn abzufüllen, ohne dass ich es bemerkt hatte. Seufzend stand ich auf und ging ins Bad. Ich sah schrecklich aus!
Erst nach einer langen Dusche und mit frischer Kleidung akzeptierte ich mein Spiegelbild und lief nach unten. Es war Sonntag, also waren Susi und Thilo beide da. 

"Guten morgen", murmelte ich und setzte mich an den Küchentisch meiner Schwester gegenüber. 
"Hey", lächelte sie schwach und sah dann wie zuvor zu Thilo, der gerade die Arbeitsfläche putzte. 
"Morgen", sagte schließlich auch er, legte das Handtuch in seiner Hand weg und ging aus dem Raum. 
Oh fuck! Irgendwas war hier aber gewaltig im Busch! Was hatte ich angestellt, an das ich mich nicht mehr erinnerte?
"Susan?", fragte ich vorsichtig. Sie sah auf und mich traurig an. "Was hab ich gemacht?"
Sie seufzte und schüttelte den Kopf. 
"Doch, sag es mir!" Ich rüttelte an ihrem Arm und beobachtete sie. 
"Du hast Julian scheinbar erzählt, dass ich schwanger bin... Naja, er hat mir dazu gratuliert. Und Thilo stand dabei..."
Ich ließ ihren Arm wieder los und sah sie schockiert an. Ich war so ein Idiot! Ich hätte mich selbst ohrfeigen können!
"Naja, auf jeden Fall ist Thilo jetzt enttäuscht, dass er es nicht durch mich erfahren hat", murmelte sie und verbarg das Gesicht in ihren Händen. Verflucht!

Ich ließ meine Schwester in der Küche zurück und rannte durchs ganze Haus, um Thilo zu finden. Er war in seinem Arbeitszimmer. 
"Du darfst ihr nicht die Schuld geben! Sie wollte es dir ja sagen. Susan wollte was Besonderes daraus machen und sich was dafür überlegen. Sie war sich nur noch nicht sicher was. Ich wusste es, weil ich ihr helfen sollte. Ich hab's verbockt... Tut mir Leid!", sprudelte es aus mir heraus. 
"Aber..."
"Nichts, aber, Thilo! Susan hat nichts falsch gemacht! Ich bin die Schuldige, die ihre Überraschung für dich kaputt gemacht hat! Schmeiß mich raus, schick mich zurück nach Deutschland, aber sei ihr nicht böse", flehte ich. 
Thilo schien einen Moment darüber nachzudenken. Schließlich stand er auf und lief an mir vorbei aus dem Raum. Ich folgte ihm bis zur Küche. Dort blieb ich im Türrahmen stehen und beobachtete, wie Thilo zu seiner Frau ging und sie in seine Arme schloss. Susan klammerte sich wie eine Ertrinkende an ihn und begann zu weinen.
Musste wegen mir denn wirklich immer alles den Bach runter gehen?! Frustriert ging ich ins Wohnzimmer und legte mich dort aufs Sofa, um die Decke anzustarren. 

Irgendwann kam Susan zu mir und reichte mir einen Donut und ein Glas Wasser mit einer Aspirin. Dankend nahm ich das Glas an und schluckte die Tablette. Dann schaute ich den Donut etwas verwirrt an und nahm ihn ihr schließlich ab. 
"Ich brachte was Süßes", grinste sie und setzte sich neben mich. 
"Tut mir Leid..."
"Nein, das muss es nicht. Es ist alles wieder gut, versprochen", meinte sie und nahm mich in den Arm. "Aber du solltest vielleicht mal bei Julian anrufen..."
"Was hab ich gemacht?" Mir rutschte das Herz in die Hose, während ich sie anstarrte. 
"Das weiß ich nicht, aber er wirkte nicht gerade glücklich, als er dich nach Hause gebracht hat", meinte sie. 
"Na klasse", jammerte ich. Viel zu gerne wäre ich jetzt im Boden versunken. 

Ich schob das Telefonat aber noch so lange auf, bis ich den Donut aufgegessen hatte. Eigentlich war mir total der Appetit vergangen, aber Susan würde mich eh zwingen, was zu essen. 
"Soll ich dich alleine lassen?", fragt meine Schwester mitfühlend. 
"Danke", murmelte ich und nickte leicht. 
Als sie den Raum verlassen und die Tür geschlossen hatte, drückte ich auf grün. 

"Hallo, Emily", begrüßte Julian mich, als er abnahm. Irgendwie klang es erfreut, aber auch traurig. 
"Ich glaube, wird sollten reden", seufzte ich.
"Wie viel weißt du denn noch?", fragte er nur. 
"Ehrlich gesagt, nicht mehr viel..."
"Ich muss jetzt zum Training. Ich könnte nachher vorbei kommen", schlug er vor. 
"Ja, okay."
"Bis dann." Und schon hatte er aufgelegt.

"Ich hab alles ins Chaos gestürzt! Erst versaue ich Susans Überraschung und jetzt das mit Julian. Wir waren eigentlich auf einem ganz guten Weg und jetzt hab ich irgendwas gesagt oder gemacht, dass alles wieder kaputt macht", heulte ich ins Telefon. 
"Hey, jetzt versuch dich doch erstmal zu beruhigen, Emmi", meinte Lisa ruhig. "Ihr könnt das bestimmt klären. Die ganze Situation ist einfach nicht leicht. Für euch beide."
Ich hatte direkt nach dem Telefonat mit Julian meine beste Freundin angerufen. Ich brauchte jetzt einfach ihren Rat. 
"Was glaubst du, wie schlimm es werden wird?!", schniefte ich. 
"Warte erstmal ab, was er dir erzählt. Was denkst du eigentlich inzwischen über ihn?"
Ich grübelte eine Weile über ihre Frage nach. Ja, was eigentlich?
"Irgendwie weiß ich das auch nicht so wirklich... Er ist schon echt toll. Er ist so lieb und man kann mit ihm echt viel Spaß haben. Und er ist süß..."
"Aha?", grinste Lisa. 
"Ja, schon. Aber ich weiß irgendwie selbst nicht, wie ich zu ihm stehe..." Wir seufzten synchron. 
"Auf jeden Fall solltest du es ihm sagen, wenn du es herausgefunden hast."
"Wie lange auch immer es noch dauert, bis ich es herausgefunden habe."

Den ganzen Vormittag telefonierte ich noch mit Lisa, bis Susan durch die Tür guckte und mir erzählte, dass es Mittagessen gab. Ich verabschiedete mich also von Lisa und stand vom Sofa auf. Ich lief zur Küche und schnappte schon auf dem Weg dahin den Geruch von Spaghetti-Auflauf auf. Als ich in den Raum kam, küssten Susan und Thilo sich gerade, bis sie mich wahrnahmen. 
"Ist wirklich wieder alles okay?", fragte ich die beiden. 
"Ja, es ist mehr als okay", lächelte Thilo und küsste Susan aufs Haar, ehe er die Auflaufschüssel auf den Tisch stellte. Meine Schwester strahlte mich an und setzte sich dann mit mir an den Tisch. 

"Also Julian kommt nachher irgendwann", berichtete ich den beiden beim Essen. 
"Weißt du schon Genaueres?", fragte Susan. Ich schüttelte den Kopf und sie drückte aufmunternd meine Hand. 
"Ich schicke ihn hoch zu dir, wenn er da ist", meinte sie dann und damit war das Thema Julian auch schon wieder beendet. 

Je später es wurde, desto aufgeregter wurde ich. Ich hatte nicht mal einen Plan, wann er ungefähr kommen würde. Deshalb setzte ich irgendwann meine Kopfhörer auf und hörte viel zu laute Musik. Vielleicht machte er ja auch einen Rückzieher und kam gar nicht mehr. 

Paris (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt