Epilog

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--------- Zwei Monate später ----------

"Nein, weiter rechts!"
"Sag mal, Em, willst du mich jetzt komplett verarschen? Eben war es noch links!" Julian drehte sich lachend zu mir um und hielt mir den Hammer in seiner Hand hin. "Hier, mach selber."
"Nein, ich kann das bestimmt nicht", jammerte ich und lächelte unschuldig. 
"Dann zeig mir wenigstens, wo genau der scheiß Nagel hin soll", seufzte er. Ich ging zu ihm und zeigte auf - zugegebenermaßen - genau dieselbe Stelle, die er eben schon selbst gezeigt hatte. 
"Frauen", seufzte er kopfschüttelnd und schlug mir dann den Nagel in die Wand. Währenddessen holte ich schnell den Bilderrahmen vom Sofa und hängte das Bild schließlich auf. 
"Fertig!", strahlte ich und sah mich begeistert um. 
"Nicht nur die Wohnung, ich auch", schmunzelte Julian und legte den Hammer beiseite. 
"Ich liebe dich", lächelte ich nur und breitete meine Arme aus. Er kam lachend zu mir und küsste mich. 
"Wir müssen langsam los", murmelte er dann an meinen Lippen. 
"Ich geh zuerst ins Bad!" Und schon rannte ich los und verschwand in besagtem Raum. 

Eine Stunde später saßen wir nebeneinander im Auto und fuhren zu einem Restaurant in Paris. Dort würden Susan und Thilo heute ihren dritten Hochzeitstag feiern. Meine ganze Familie würde da sein!
"Hey, jetzt entspann dich mal", lächelte Julian und nahm meine Hand. 
"Aber ich bin aufgeregt", grinste ich und sah weiter angestrengt aus dem Fenster, während Julian leise in sich hinein lachte. 
"Hast du eigentlich frei, wenn ich zur WM-Quali fahre?", fragte er kurz darauf. 
"Ich könnte mir frei nehmen", überlegte ich laut. 
"Kommst du dann mit mir?"
"Wenn du mich mitnimmst?", lächelte ich. 
"Du bist doch mein Glücksbringer. Du musst mit kommen!"
"Dann nehme ich mir frei und bring dir Glück", beschloss ich und küsste seine Hand. 

Ich hatte vor sechs Wochen angefangen, für einen französischen Verlag zu malen. Die nahmen das Ganze aber viel lockerer als in Deutschland und deshalb hatte ich deutlich öfter frei, als zuvor. Und zur Not konnte ich ja auch woanders malen, ich war an nichts gebunden.

Meine neue Wohnung konnte ich mir von dem Geld, das ich verdiente, gerade so leisten. Aber ich hatte darauf bestanden, sie selbst zu zahlen. Ich wollte auch noch nicht bei Julian einziehen. Wir wollten es langsam angehen und nicht gleich alles überstürzen. Das änderte natürlich nichts daran, dass ich trotzdem ständig bei ihm rum hing. 
Susan und er hatten mir außerdem angeboten, dass ich immer zu ihnen kommen konnte, wenn ich vor Geldnot beinahe einen Hungertod sterben musste. Ich liebte sie dafür!

"Wir sind da", verkündete Julian und schnallte sich ab. Ich sprang aus dem Wagen und wartete dann auf ihn. Mit einem kleinen Paket kam er zu mir und wir gingen Seite an Seite in das Restaurant. 
"Suchen wir Susan zuerst?", fragte ich und sah mich bereits um. 
"Na klar, ich lauf dir einfach hinterher", lachte er. 
"Da hinten ist sie. Susan!" Ich lief zu meiner Schwester und fiel ihr um den Hals.
"Emmi, schön, dass ihr da seid. Hallo, Julian." Auch mein Freund nahm sie in den Arm und überreichte ihr dann das Paket. 
"Das ist für euer Baby. Ganz viele kleine Klamotten für die kleine Prinzessin", strahlte ich. Inzwischen sah man Susans Schwangerschaft schon ziemlich deutlich. Und seit kurzem wusste sie auch, dass ihr Baby ein kleines Mädchen werden würde. 
"Das ist so süß von euch, danke!" Sie drückte mich einfach noch einmal. 

Gleich darauf kamen die nächsten Gäste und ich zog Julian ein Stück zur Seite. 
"Wo möchtest du denn sitzen?", fragte er und legten einen Arm um mich. 
"Macht es dir was aus, wenn wir uns zu meinen Eltern dahinten setzen?" Ich zeigte auf meine Mom, die mir freudig zuwinkte. 
"Nein, wieso sollte es?", grinste er und küsste meine Schläfe, ehe wir zu ihnen rüber liefen. 

"Hallo, mein Schatz. Wie geht es dir?", wollte Mom sofort wissen und nahm mich in den Arm. 
"Super! Meine Wohnung ist endlich fertig", erzählte ich stolz und ließ sie wieder los. 
"Hallo, Julian." Sie nahm auch ihn in den Arm und ließ erst danach meinen Dad durch. Auch er begrüßte uns beide. Dann setzten wir uns zusammen an den Tisch. 
"Habt ihr die Wohnung fertig bekommen, ja?", lächelte Mom. 
"Nachdem ich an die hundertmal angemeckert wurde, weil ich die Bilder angeblich falsch aufgehängt habe, ja", lachte Julian und fuhr sich durch die Haare. 
"Übertreib doch nicht!", meinte ich sofort und sah ihn halb anklagend halb grinsend an. 
"Na gut, hast Recht, es waren nur ungefähr neunundneunzig Mal", grinste er. Dafür boxte ich ihm schmollend in die Seite. Julian lachte nur noch mehr und nahm mich in den Arm, sodass ich mich ganz entspannt an ihn lehnte. 
"Ach, ihr seht so glücklich aus ihr beiden", seufzte meine Mom verträumt. 
"Meins", grinste ich und legte beide Arme um Julian, der lächelnd mit meinen Haaren spielte. 

Als Thilo schließlich das Buffet eröffnete, blieben wir noch eine Weile sitzen und waren schließlich alleine am Tisch. 
"Weißt du was, Juli?"
"Hm?"
"Ich bereue nichts von dem, was passiert ist. Auch nicht, dass ich mich in diesen Bus gesetzt habe", sagte ich und sah dabei in seine schönen braunen Augen. 
"Ich auch nicht mehr", lächelte er. 
"Nicht mehr?"
"Ich hab es lange Zeit bereut, dir dieses Ticket geschenkt zu haben. Ich hab mir die Schuld gegeben. Aber wenn ich es nicht gemacht hätte, wärst du jetzt vielleicht noch immer in Deutschland und würdest nur ab und an mal zu Besuch kommen. So habe ich dich hier bei mir. Und irgendwann werden wir beide wieder nach Hause fahren. Nach Deutschland. Aber, nein, ich bereue jetzt nichts mehr. Und auch wenn du dich nicht daran erinnerst, wird der Moment, als ich dich kennen gelernt habe, immer der wichtigste in meinem Leben sein."
"Verdammt, ich wollte heute doch nicht heulen!"
"Musst du auch nicht", lächelte er sanft und küsste mich dann, bis meine Eltern zurück kamen und sich übertrieben laut räusperten. Spielverderber!
"Wir sind ja schon weg", meinte ich Augen rollend und verschwand mit Julian in Richtung Essen. 
"Kommst du nachher mit zu mir?", grinste ich am Buffet und schaufelte mir Kroketten auf den Teller. 
"Meinst du nicht, dass mir lieber zu mir fahren sollten, bevor deine Eltern auf die glorreiche Idee kommen, in deiner neuen Wohnung auf dem Sofa zu übernachten?", lächelte er übertrieben unschuldig. Ich grinste ihn über den Tisch hinweg an und biss mir dabei auf die Unterlippe. 
"Na schön", beschloss ich schließlich. 
"Sehr gut", grinste auch Julian und machte auf dem Absatz kehrt. Ich folgte ihm zurück zu unserem Tisch. 

"Susan meinte, du wirst Patentante?", fragte Mom schon, bevor ich überhaupt richtig saß. 
"Ja, sie hat mich gefragt. Jetzt werde ich bald Patentante", strahlte ich. 
"Ach, wenn ihr doch nicht alle in Frankreich leben würdet", seufzte sie. 
"Wir kommen irgendwann wieder", versprach ich.

Und das Versprechen würde ich auch halten. Irgendwann würde der Zeitpunkt kommen, an dem Julian nicht länger bei PSG spielte. Und noch später würde er seine Karriere schließlich beenden. Und spätestens dann würden wir beide wieder nach Deutschland kommen. Aber bis dahin würden wir noch einige Jahre zusammen irgendwo auf dieser Welt verbringen. Zusammen. Glücklich zusammen. 
Ich sah zu Julian und ich wusste, dass er genau dasselbe dachte. Das war die Zukunft, die wir beide wollen. Gemeinsam. 

Paris (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt