"Ja, also... magst du was essen oder trinken?", fragte Julian etwas zögerlich und deutete auf das Café ganz in der Nähe.
"Ähm, ja gerne", willigte ich ein und lief dann neben ihm her.
"Was möchtest du denn? Nein warte... Ich weiß ja, was du willst", grinste er. Auch ich musste schmunzeln.
"Wollen wir vielleicht was zum Mitnehmen nehmen und dann wieder nach draußen gehen?", schlug ich vor. Ich konnte mich am Eiffelturm einfach nicht satt sehen.
Also kam Julian kurz darauf mit zwei Pappbechern zu mir zurück und reichte mir einen davon.
"Danke, wie viel schulde ich dir denn jetzt?"
"Du schuldest mir gar nichts", wehrte er sofort ab und hielt mir die Tür nach draußen auf.
Wir schlenderten langsam auf den Eiffelturm zu und redeten eine Weile über völlig belanglosen Kram.
"Wohnst du eigentlich hier direkt in Paris?", fragte ich schließlich, als ich keine Lust mehr auf das unnötige Gerede hatte. Bestimmt sollte ich wissen, wo er wohnte, aber ich wusste es nun mal nicht, also konnte ich auch fragen.
"Ja, da hinten", grinste er und zeigte mir eine Richtung.
"Wo?"
"Wenn du da zwischen den zwei Häusern durchguckst, kannst du theoretisch bis zu mir ins Wohnzimmer gucken. Ist aber ein bisschen weit weg", lachte er. Ich wusste nicht im Geringsten, welches der vielen Häuser er meinte, aber er klang dabei so stolz, dass ich automatisch lächeln musste.
"Sag mal... woher wusstest du eben, dass ich eine heiße Schokolade genommen hätte. Abgesehen davon, dass du quasi mal beim Einkaufen dabei warst?" Ich sah gespannt zu ihm hoch. Er schaute gerade aus auf den Eiffelturm und schien zu überlegen, was er sagen sollte.
"Als ich dich kennen gelernt habe, waren wir zusammen in einem Café", meinte er schließlich und sah zu mir. Ich hielt seinem Blick stand und hoffe in dem Moment, dass er noch ein bisschen mehr erzählte.
"Ich hab dich auf einen Kaffee eingeladen. Aber irgendwann ist dir eingefallen, dass du gar keinen Kaffee trinkst", schmunzelte er. Ja, das klang nach mir.
"Also haben wir uns in dem Café kennen gelernt?"
"Nein, nicht so ganz..."
"Wie dann?", hakte ich nach. Er sah mich kurz wachsam an. Aber in dem Moment war ich bereit dafür. Ich wollte es wissen.
"Deine Freundinnen haben mich auf der Straße erkannt. Du hattest keinen Schimmer, wer ich war und hast heldenhaft meinen Einkauf verteidigt. Ich war gerade im Supermarkt gewesen, als Lisa mich entdeckt hatte."
"Ach, das Fußball-Ding."
"Ja, das Fußball-Ding", schmunzelte er.
"Hast du mir mal versucht, Fußball zu erklären?"
"Nein, nicht wirklich. Ich hab dich mit zu einem Spiel genommen. Aber ansonsten hast du nichts verpasst." Na das war ja wenigstens mal was.
"Und wie sind wir dann zu diesem Café gekommen?", fragte ich weiter nach.
"Naja, ihr seid dann auch einkaufen gegangen. Aber du bist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ich hab gewartet, bis ihr wieder da wart, und dann bin ich dir nachgelaufen und hab dich gefragt." Er zuckte die Schultern und nahm einen Schluss aus seinem Becher.
"Das ist irgendwie süß", lächelte ich.
"Nein, das warst du. Du warst so verträumt an dem Tag, ich hätte dir ewig lang einfach nur zusehen können!" Ich wurde doch tatsächlich rot, als er das sagte.
"Komm mit", meinte er dann und nahm meine Hand. Er stieg über einen kleinen Absatz und lief auf eine Mauer zu. Er half mir hoch und setzte sich dann neben mich. Von hier aus war der Blick auf den Eiffelturm unglaublich. Es war zwar auch eisig kalt, aber das war mir relativ egal. Da es inzwischen schon ziemlich dunkel war, waren nur noch wenige Menschen unterwegs. Und als hätte Julian es geplant, begann der Eiffelturm in diesem Moment zu blinken. Es sah wunderschön aus, als würde er glitzern.
"Wow", hauchte ich und sah gespannt nach vorne.
"Schön, nicht?" Ich nickte nur und sah mir das Lichterspektakel zusammen mit ihm an.
"Kannst du den Turm von deiner Wohnung aus sehen?", fragte ich ihn und er nickte.
Die Mauer war irre kalt, deshalb band ich meinen Schal ab und setzte mich darauf. Bevor ich meine Jacke bis oben hin zu zog, fiel Julians Blick auf die Kette, die ich trug. Ein Herzanhänger. Ich fand sie wunderschön, auch wenn ich sie nicht gekannt hatte. Er lächelte leicht und sah auf seine Hände.
"Die Kette ist von dir", wurde mir in dem Moment klar. Wieso sonst sollte er so darauf reagieren.
"Ja... Ich hab sie dir zu Weihnachten geschenkt", flüsterte er.
"Danke. Sie ist wunderschön!" Er sah wieder zu mir und lächelte.
"Was hab ich dir zu Weihnachten geschenkt?" Sofort betete ich, dass jetzt nicht rauskam, dass er nichts von mir bekommen hatte.
"Das hier", meinte er aber und hielt mir seine Hand entgegen. An seinem Handgelenk hing ein Lederarmband. Ich berührte es vorsichtig. 'J & E' stand dort in geschwungenen Buchstaben. Als ich wieder in seine Augen sah, hatte er Tränen darin. Ich ließ seine Hand schnell wieder los und schaute weg. Natürlich musste es ihm weh tun. Wir waren ein Paar gewesen, er liebte mich vielleicht noch immer und ich hatte nichts Besseres zu tun, als ihn auszufragen, wie wir uns kennen gelernt hatten oder was ich ihm geschenkt hatte. Wie eine fremde Person im Körper seiner Freundin. Dieser Gedanke brachte auch mich zum Weinen.
Ich ließ mich von der Wand auf den Boden fallen und ging ein paar Schritte weiter auf den Eiffelturm zu, so als könnte er mich erlösen.
"Emily, warte!", rief Julian mir nach. Er hatte mich schnell eingeholt, legte mir meinen Schal um den Hals und blieb dann vor mir stehen.
"Dieser scheiß Unfall ist nun mal passiert, daran können wir beide nichts mehr ändern. Du ahnst ja gar nicht, wie froh ich darüber bin, dass du überlebt hast! Es hätte mich umgebracht, wenn es nicht so gewesen wäre! Vielleicht trauere ich der Vergangenheit nach, ja, aber ich will, dass du mich noch einmal kennen lernst. Ich will diese verdammte zweite Chance!"Er wischte sich eine Träne weg und sah mich dann einfach nur an.
"Ich glaube, für heute habe ich genug neuen Denkstoff", sagte ich nach einer kurzen Pause um Ruhe bemüht.
"Für heute?" Ich sah die Trauer in seinen Augen. Dieses wunderschöne Dunkelbraun schien mich anzuflehen, noch nicht zu gehen.
"Nur für heute", versicherte ich ihm und versuchte zu lächeln.
"Okay, dann bringe ich dich zurück zu Susan."Die gesamte Autofahrt über hingen wir unseren eigenen Gedanken nach und sprachen kaum ein Wort miteinander. Aber als wir fast da waren, musste ich dann doch noch eine Sache wissen.
"Susan meinte zu mir, ich war noch nie hier bei ihr. Stimmt das oder hat sie das nur gesagt, um mir nicht weh zu tun?", fragte ich in die Stille im Auto hinein.
"Nein, das stimmt. Zumindest hast du mir das auch so erzählt", meinte Julian und fuhr in Susans Straße.
"Das da vorne mit der Laterne im Garten", wies ich ihn an und er parkte auf der Auffahrt.
"Danke fürs Bringen."
"Gerne", lächelte er. Aber er wirkte auch irgendwie niedergeschlagen. Und das tat mir schrecklich Leid.
"Wir sehen uns wieder, okay?", fragte ich vorsichtig und hoffte sehr, dass er das überhaupt wollte.
"Ja, das werden wir", lächelte er diesmal aufrichtig.
"Gute Nacht." Ich öffnete die Tür und stieg aus seinem Auto.
"Gute Nacht, Em."
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Paris (Julian Draxler FF)
Fanfic~Erinnerungen sind das, was uns am meisten ausmacht~ Julian Draxler steht kurz vor seinem Wechsel nach Paris Saint Germain. Doch da begegnet er einem Wolfsburger Mädchen. Emily. Bei ihr passt irgendwie alles, wäre da nur nicht die Sache mit dem Wech...