POV Emily
"Danke, dass du wieder gekommen bist", lächelte ich meine beste Freundin an, die neben mir saß und versuchte, mich irgendwie aufzuheitern.
"Na, ist doch klar. Wir sind immer füreinander da, das haben wir uns doch geschworen", strahlte sie.
"Ja, das haben wir. Du, Lisa?"
"Hm?"
"Wer ist dieser Julian von gestern?"
"Er ist dein Freund. Ihr habt euch vor etwas mehr als einem Monat kennen gelernt. Julian Draxler, der Fußballstar", schmunzelte sie.
"Vor einem Monat? Und dann sind wir schon zusammen?" Eigentlich war das gar nicht meine Art.
"Ihr habt einfach perfekt zusammen gepasst. Es ging sehr schnell, aber du hast ihn geliebt", meinte sie und nahm meine Hand.
"Wieso erinnere ich mich nicht an ihn, Lisa? Ich will mich an ihn erinnern!", jammerte ich. Das war doch alles total beschissen! Ich hatte mir immer einen perfekten Freund gewünscht und kaum hatte ich ihn gefunden, löste sich meine Erinnerung in Luft auf! Das war doch wirklich nicht fair!
"Ich bin sicher, dass die Erinnerung zurück kommen wird, Emmi", lächelte Lisa sanft.
"Meinst du?"
"Der Arzt meinte, es kann vorkommen, dass nach so einem Unfall eine kurzzeitige Amnesie auftritt."
"Meinst du, ich sollte ihn anrufen?" Darüber hatte ich schon den ganzen Tag nachgedacht. Aber was sollte ich ihm sagen? Was wollte ich ihm sagen?Bevor Lisa mir antworten konnte, klopfte es leise an der Tür.
"Herein?", rief Lisa.
Dann ging die Tür auf und ein junger Mann kam herein. Er sah blass aus, hatte dunkle Augenringe und verwuschelte Haare, aber dennoch sah er zugegebenermaßen verdammt gut aus. Er fuhr sich zögerlich durch die Haare und blieb unschlüssig neben der Tür stehen.
"Ähm... ja, ich fürchte, du musst ihn nicht mehr anrufen", meinte Lisa und stand auf. "Ich lass euch allein, okay?", fragte sie mich. Ich sah schnell zwischen ihr und dem Mann dort hin und her. War das Julian? Lisa schien meine Gedanken zu kennen und nickte leicht.
Also nickte ich auch und sah wieder zu dem Typen vor mir. Lisa lief zur Tür, blieb aber noch kurz bei Julian stehen und hielt ihn am Arm fest.
"Es tut mir wirklich Leid für euch beide", murmelte sie, ehe sie dann mit einem letzten Winken aus dem Raum verschwand und die Tür hinter sich schloss.
Mein Blick streifte den von ihm, aber ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte.
Zögernd kam er etwas näher und blieb vor dem Fußende meines Bettes stehen. Er musterte mich und ich sah den Schmerz in seinen Augen. Ja, Lisa hatte mir schon des Öfteren gesagt, dass ich scheiße aussah. Ich hatte bisher jegliche Art von Spiegeln gemieden.
"Du bist Julian?", fragte ich schließlich leise.
"Du erinnerst dich wirklich nicht?", flüsterte er. Die Trauer, die er empfand, war greifbar. Und es tat auch mir so weh, ihn zu enttäuschen.
Ich schüttelte nur leicht den Kopf.
"Darf ich mich setzen?", fragte er und deutete auf mein Fußende.
"Ja, mach nur." Ich schob meine Füße ein bisschen beiseite und versuchte den Schmerz zu ignorieren, der dabei durch meinen Körper schoss. Er zog seine Jacke aus, hänge sie über den Stuhl, auf dem Lisa eben noch gesessen hatte und setzte sich dann neben meine Beine, sorgsam darauf bedacht, mir nicht weh zu tun.
"Also dann... Ich bin Julian", lächelte er wehmütig. Ich sah in seine wunderschönen Augen und konnte selbst kaum glauben, dass ich mit ihm zusammen gewesen war. Oder es immer noch war. Oder wie auch immer.
"Ich muss ganz schönes Glück gehabt haben, jemanden wie dich abgekriegt zu haben", lächelte ich. Er schmunzelte und schaute auf seine Hände in seinem Schoß.
"Danke... wie geht's dir?"
"Naja, es tut irgendwie alles weh. Es ist schrecklich, so viel vergessen zu haben... Aber wenigstens ist die Narkose aus meinem Körper. Es ist grauenvoll, wenn dein Gehirn sich anfühlt wie Matsch", meinte ich und brachte ihn damit zum Lachen. Er hatte ein wirklich schönes Lachen.
"Du warst schon immer in den unmöglichsten Situationen optimistisch, oder?", lächelte er.
"Gut möglich." Irgendwie war die Situation ein bisschen komisch. Ich hatte keinerlei Erinnerungen an diesen Mann, aber er gab mir ein gutes Gefühl. Ich fühlte mich wohl, obwohl ich quasi mit einem Fremden sprach.
"Erzähl mir was von dir", bat ich ihn. Irgendwas musste da doch sein!
Er atmete einmal tief durch und erzählte dann, dass er Fußballer war und jetzt seit kurzem bei Paris Saint German unter Vertrag stand. Er erzählte auch, dass das nicht leicht für uns beide gewesen war, als er mir von dem Wechsel erzählt hatte. Er hätte wohl noch Stunden weiter erzählen können, aber ich konnte das einfach nicht ertragen.
"Stopp, bitte...", unterbrach ich ihn deshalb irgendwann und eine Träne lief mir über die Wange.
"Ich kann das nicht. Ich kann das nicht alles hören und mich dabei an nichts erinnern. Es ist so, als würdest du von einer anderen Person sprechen. Aber nicht von mir..."
"E...es tut mir Leid, Emily, das wollte ich nicht. Hey, bitte, nicht weinen. Ich hasse es, dich weinen zu sehen!"
Und ich hasste es, nicht mehr der Mensch zu sein, den er kannte. Es brachte nichts, wenn er mir das alles erzählte. Es löste nichts in mir aus. Es machte mich nur noch leerer, machte mir nur noch bewusster, was ich verloren hatte. Ich fühlte mich schrecklich, schrecklich einsam.
Ich konnte nicht einfach so tun, als wäre ich der Mensch aus seinen Erzählungen. Ich konnte nicht seine Freundin sein und da weiter machen, wo wir aufgehört hatten. Ganz egal wie sympathisch er mir war, er konnte nicht weiter mein Freund sein. Nicht weil ich es nicht wollte, sondern weil ich wusste, dass ich ihm weh tun würde, wenn ich mich an all das nicht erinnerte. Er würde unnötig darunter leiden. Und das wollte ich nicht.
"Ich kann das nicht, Julian. Ich möchte, dass du wieder zurück nach Paris gehst und dich auf den Fußball konzentrierst. Du hast da scheinbar eine große Chance und ich möchte, dass du die nutzt. Ich will dir nicht im Weg stehen", versuchte ich ihm zu erklären.
"Was? Nein, Emily, ich lass dich doch jetzt nicht alleine!", rief er erschrocken.
"Doch, es ist besser so. Dir tut es offensichtlich weh, mich so zu sehen. Und mir tut es weh, dich zu sehen. Ich will mein Leben erst wieder einigermaßen in den Griff bekommen. Das ist nichts gegen dich. Du bist ein toller Mann, wirklich! Aber ich brauche jetzt Zeit, um mich wieder zu fangen." Ihm liefen Tränen über die Wange, kaum das ich das gesagt hatte.
"Gib mir doch eine Chance, Emily", flehte er. "Ich glaube daran, dass du dich wieder erinnern wirst. Wieso du nicht auch?"
"Ich weiß es einfach..."
"Aber..."
"Das bedeutet ja nicht, dass ich dich nie wieder sehen will. Aber ich brauche einfach Zeit, verstehst du? Vielleicht können wir ja irgendwie in Kontakt bleiben und mal schreiben, aber ich ertrage das nicht, dich so zu sehen."
"Verdammt, Em, ich liebe dich!", wimmerte er. Ich sah auf die Decke vor mir und kämpfte mit den Tränen.
"Tut mir Leid", flüsterte ich schließlich. Julian sah betreten aus dem Fenster und schwieg. Schließlich stand er von meinem Bett auf und blieb daneben stehen. Er sah so niedergeschlagen aus, dass es mir in der Seele weh tat.
"Okay... ich werde dir Zeit geben. Aber ich gebe dich nicht auf! Niemals!", meinte er dann entschlossen und sah mir dabei direkt in die Augen. Dann kam er auf mich zu, beugte sich zu mir runter und küsste mich vorsichtig. Ich wusste überhaupt nicht, wie ich reagieren sollte, also tat ich einfach gar nichts. "Bitte gib mir irgendwann eine zweite Chance!", bat er und ließ von mir ab. Ich konnte ihm nur stumm dabei zuschauen, wie er seine Jacke nahm und zur Tür ging. Dort drehte er sich noch einmal um und warf mir einen letzten wehmütigen Blick zu.
"Bis bald... hoffentlich...", flüsterte er und ging.
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Paris (Julian Draxler FF)
Fanfiction~Erinnerungen sind das, was uns am meisten ausmacht~ Julian Draxler steht kurz vor seinem Wechsel nach Paris Saint Germain. Doch da begegnet er einem Wolfsburger Mädchen. Emily. Bei ihr passt irgendwie alles, wäre da nur nicht die Sache mit dem Wech...