Kapitel 41 - Beim Training

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Julian schon weg. Aber er hatte mir einen kleinen Zettel da gelassen. 
"Guten Morgen, Süße. Wollte dich nicht wecken. Julian :*", stand da drauf. Mit einem riesigen Grinsen im Gesicht stand ich also auf und lief in die Küche. Susan musste heute wieder arbeiten und war daher schon aufbruchbereit. 
"Hey, guten Morgen", lächelte sie und umarmte mich. 
"Hast du gut geschlafen?", fragte ich nach und dachte dabei an gestern Abend. 
"Besser als erwartet", meinte sie Schulter zuckend. "Julian ist vor einer halben Stunde los. Er musste zum Training."
"Ja, ich weiß. Meinte er gestern schon."
"Seid ihr jetzt zusammen? Thilo meinte, ihr hättet euch geküsst", grinste sie breit. 
"Wenn der liebe Thilo nicht einfach ins Bad geplatzt wäre, hätten wir das getan, ja", sagte ich zerknirscht. 
"Oh...", war Susans einfallsreiche Antwort darauf. 
"Aber ich sehe ihn morgen wieder. Er will mit ihr auf dem Eiffelturm essen gehen", quiekte ich aufgeregt.
"Thilo geht morgen zum öffentlichen Training von PSG. Du kannst ja mitgehen", schlug sie vor. Ich wusste gar nichts von dem öffentlichen Training. Aber ich fand die Idee ziemlich cool. Ich würde einfach die Klappe halten und Julian dort überraschen! 
"Naja, ich muss los. Bis heute Abend", verabschiedete sich meine Schwester dann und ich war alleine im Haus. Ein bisschen mulmig war mir nach gestern dabei ja schon zumute. 

Deshalb telefonierte ich den ganzen Tag über mit meinen Lieben in Deutschland. Ich skypte mit meinen Freundinnen, rief bei meinen Eltern an und sprach sogar eine ganze Weile mit meiner Oma. 
Am Nachmittag schnappte ich mir Papier und ein paar Stifte und begann das erste Mal nach meinem Unfall, etwas zu malen. Ich durchsuchte das Internet nach einem schönen Bild von Julian und nahm es als Vorlage. 

So verging die Zeit rasend schnell, bis Thilo und kurz darauf auch Susan nach Hause kamen. 
Ich ging ziemlich früh ins Bett und war dadurch am nächsten Morgen zur Abwechslung mal richtig ausgeschlafen. 
Die Zeit bis zum Mittag überbrückte ich mit Zeichnen und kochte schließlich das Mittagessen. Am Nachmittag machte ich mich dann fertig für heute Abend und das Training. Ich zog einen gemütlichen roten Pulli an und dazu Leggings und einen schwarzen Rock. Meinen braunen Mantel trug ich im Arm und zog stattdessen eine PSG-Jacke von Thilo über. 

"Bist du fertig?", rief Thilo von unten. 
"Sofort." Ich bürstete noch einmal schnell meine Haare, schnappte mir meine Handtasche und lief dann die Treppe hinunter. 
"Du siehst toll aus", meinte Susan anerkennend. Sie lehnte im Türrahmen zur Küche und lächelte selig. "Pass gut auf sie auf, Thilo."
"Das kann Julian machen", lachte er und zwinkerte mir zu. 
Lachend schlüpfte ich in meine Boots und wartete dann ungeduldig an der Tür. 

Die Fahrt dauerte gefühlte Ewigkeiten. Ich textete Thilo die ganze Zeit über zu, was er schmunzelnd hinnahm. 
"Wie oft bist du bei solchen Trainings?", fragte ich, als wir endlich parkten. Es waren schon ziemlich viele Menschen auf dem Parkplatz. Mist, würde Julian mich da überhaupt entdecken?
"So oft es geht. Manchmal muss ich arbeiten, aber dafür gehe ich dann auch ganz gerne mal ins Stadion."
"Oh, ich will auch ins Stadion", strahlte ich und er versprach, mich das nächste Mal mitzunehmen. Wo war nur mein Fußball irritierendes Ich geblieben?

"Komm, ich kenne einen guten Platz, wo weniger Leute stehen", meinte er und führte mich durch die Menge dichter an den Rasen. Schließlich blieben wir vor einer Bande stehen. Gespannt wartete ich darauf, dass die Spieler das Spielfeld betraten, aber sie ließen ganz schön lange auf sich warten. 
"Dauert das immer so lange?", jammerte ich und Thilo begann zu lachen. 
"Du wolltest doch so früh los", grinste er. 
"Ach manno", seufzte ich und drehte mich wieder zum Rasen. 
Zehn Minuten später kamen schließlich die ersten Spieler und winkten in die schreiende Menge. 
Insgesamt war das Training für mich relativ unspannend. Ich konnte zwar Julian die ganze Zeit über beobachten, aber da die Spieler sich auf das Training konzentrierten, blieb ich unentdeckt. 
"Willst du dir ein paar Autogramme holen? Dann sollten wir jetzt schon mal gehen", meinte Thilo und ich nickte. 
Wir liefen zusammen ein paar Schritte weg von den anderen Leuten und warteten dann an einem abgesperrten Bereich darauf, dass die Spieler ihr Training beendeten. 

Als es dann endlich so weit war, stand ich zwar ganz vorne wurde aber von einigen Menschen rechts, links und hinter mir bedrängt. Warum waren die denn alle so ungeduldig? Gut, sie sahen die Spieler nicht jeden Tag, aber ein bisschen entspannter könnte man durchaus sein. Doch kaum sah ich den ersten Spieler, war auch ich ziemlich aufgeregt. Warum auch immer. 

Als erstes sah Marco mich. Er winkte mir zu, wurde aber von ein paar Fans aufgehalten. Auch Kevin sah mich sehr bald. Er zwinkerte nur und ich zeigte ihm mit einer Geste, dass er mich nicht verraten sollte. Und dann kam Julian endlich. Er gab fleißig Autogramme und je dichter er kam, desto besser konnte ich ihm dabei zuhören, wie er mit den Fans Französisch sprach. Sehr süß. 
Er war schon fast bei mir, als Thilo mir ein altes Stadion-Ticket in die Hand drückte, das Julian doch bitte unterschreiben sollte. Ich grinste ihn an und wartete gespannt, bis Julian direkt neben mir stand. Er machte ein Foto mit einem kleinen Jungen. Dann gab er ihm das Handy zurück und schnappte sich blind die nächste Karte zum Unterschreiben. Also hielt ich ihm auch meine hin. Er nahm mich einfach eiskalt nicht wahr, als er sie nahm und darauf unterschrieb. 
"Dankeschön, Herr Draxler", grinste ich amüsiert, als er sie mir reichte. Sofort fuhr sein Kopf hoch und er sah mich mit großen Augen an. 
"Du bist hier?", strahlte er breit und kam ein Stückchen näher, damit er mich über die Fans hinweg besser verstehen konnte. 
"Ich hab die ganze Zeit zugesehen", lächelte ich. 
"Ich dachte, du magst Fußball nicht", schmunzelte er und unterschrieb eine weitere Karte. 
"Das hab ich nie behauptet!", lachte ich. 
Auch Julian lächelte und lehnte sich dann zu mir rüber, damit er mir ins Ohr flüstern konnte, ohne dass es jemand hörte. 
"Du kannst schon zu meinem Auto gehen, wenn du magst. Ich parke ziemlich weit hinten links. Aber es dauert wohl noch eine Weile", seufzte er. 
"Okay, mach ich", lächelte ich. 
"Warte, gib mir mal dein Handy." Ich gab es ihm und er drückte mir seinen Stift in die Hand, ehe er kurz in seiner Hosentasche kramte. Dann zog er mich dicht zu sich ran und machte ein Foto von uns. Währenddessen drückte er mir unauffällig seinen Autoschlüssel in die Hand. 
"Bitteschön", grinste er lachend und gab mir das Handy wieder. 
"Bis gleich", flüsterte ich ihm zu und küsste ihn auf die Wange. Lächelnd ging er weiter und ich bahnte mir einen Weg raus aus der Menge. 

Thilo wartete an seinem Auto und winkte mich zu sich. 
"Bliebst du jetzt gleich bei ihm oder kommst du noch mit nach Hause?", wollte er wissen. 
"Ich bleibe bei Julian, du kannst gerne fahren. Grüß Susan von mir."
"Okay, bis später", grinste er, nahm noch sein Ticket mit Julians Unterschrift entgegen und stieg ins Auto. Ich machte mich also auf die Suche nach Julians Auto und fand es auch bald. Ich stieg auf der Beifahrerseite ein und schloss mich von innen ein. Dann scrollte ich eine Weile durch Instagram, bis Julian an seine Scheibe klopfte und ich ihm lachend aufschloss. 

Paris (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt