Kapitel 3 - Traumhaus

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POV Emily

Wir kamen schließlich bei einer richtig schicken Wohnung an. Schon von außen wusste ich, dass ich mir so etwas niemals leisten könnte. Aber Julian wohnte hier scheinbar, er steuerte nämlich direkt auf die Haustür zu und schloss sie schließlich auf. Etwas unschlüssig blieb ich auf der kleinen Treppe vor der Haustür stehen.
"Ich hole eben schnell meine Schlüssel. Komm eben mit rein, hier ist es deutlich wärmer", meinte er und hielt mir die Tür auf. Dankbar schlüpfte ich durch den Eingang und blieb im Flur stehen. Erst jetzt fiel mir auf, wie eiskalt mir eigentlich war. Fröstelnd schaute ich mich um, während Julian durch die nächste Tür verschwand. 

Die Einrichtung war wirklich der Hammer! Alles so hell und offen, modern und zeitlos zugleich. Ich hätte mir so gerne jeden einzelnen Raum hier ganz genau angesehen, aber meine eiskalten Hände drängten sich schnell in den Vordergrund.
"Wo ist dein Bad, Julian?", fragte ich zögerlich.
"Die Tür rechts neben der Haustür", rief Julian von irgendwo.
Schnell schlüpfte ich aus meinen Schuhen und betrat das Bad. Das kleine Gäste-WC war sehr schlicht gehalten, ohne viel Schnickschnack. Trotzdem wirkte es nicht trist, wie es so oft der Fall war. Vermutlich hätte ich Stunden in diesem Haus verbringen können, um die Einrichtung zu bestaunen. 

Ich ließ die Tür offen stehen und ging zum Waschbecken. Dort hielt ich meine Hände eine Weile unter warmes Wasser. Als das schreckliche Brennen aufhörte, erwachten sie langsam wieder zum Leben. 
"Ist dir kalt?", fragte Julian alarmiert. Er stand im Türrahmen, als ich das Wasser abstellte und meine Hände abtrocknete.
"Geht schon wieder." Nein, eigentlich nicht, aber was sollte ich schon sagen.
Etwas unsicher ging ich auf Julian zu, schaltete das Licht aus und betrat wieder den Flur. Kaum stand ich da, griff er nach meiner Hand und starrte mich dann schockiert an.
"Deine Hände sind eiskalt, Emily!"
"Nicht so wild", murmelte ich nur, als er meine Hand wieder losließ und zurück in eines der angrenzenden Zimmer lief. 
"Komm, ich mach dir einen Tee. Bevor du mir hier noch erfrierst", meinte er und sofort musste ich lächeln. Wie süß von ihm. 

Als folgte ich ihm durch die Tür und betrat das große Wohnzimmer mit angrenzender Küche. 
"Wow!" Ein absolutes Traumhaus!
Julian lächelte selig, während ich ihn ungläubig anschaute. 
"Und die kannst du dir leisten?" 
"Schon, ja..." Oh Schreck, das Schulterzucken sagte alles. Wie viel verdiente so ein Fußballspieler? Anscheinend deutlich mehr, als ich dachte. Was dachte ich denn eigentlich, was ich dachte, wie viel ein Spieler verdiente? Okay, am besten gar nicht drüber nachdenken...

"Hier, komm her", riss er mich aus meinen Gedanken. Schnell lief ich zu ihm und nahm ihm die Tasse ab, die er mir hin hielt. 
"Dankeschön."
"Du kannst dich auch gern auf die Couch setzen und dir eine Decke nehmen", schlug er vor.
"Danke, das geht schon. So schnell erfriere ich nun auch wieder nicht", lächelte ich.

Julian setzte gerade zu einer Antwort an, als sein Handy plötzlich klingelte. Er holte es hervor und schaute auf das Display.
"Sorry", murmelte er zu mir und nahm gleich darauf ab.
"Ist was passiert, Pat?", fragte er aufgebracht. Doch sogleich wurden seine Züge weicher, bis er schließlich breit grinste. "Gib zu, du hast mich einfach nur vermisst", lachte er. 
Er wechselte ein paar Sätze mit diesem Pat, bis er ihn schließlich abwürgte und auflegte. Grinsend schaltete er sein Handy aus und steckte es zurück in die Hosentasche.

"Das war mein Bruder", erklärte er noch immer lachend. Julian war bestimmt ein toller Bruder. Ich kannte ihn noch nicht gut, aber ich schätzte ihn so ein, dass man alles mit ihm zusammen machen konnte. Er war bestimmt für jeden Spaß zu haben.
"Bist du der Ältere oder Jüngere?"
"Der Jüngere", meinte er zerknirscht. 
"Ich bin auch die kleine Schwester. Aber meine Schwester wohnt ja seit kurzem in Frankreich", erzählte ich ihm. Susan war zwar sieben Jahre älter als ich, aber wir waren ein Herz und eine Seele. Trotzdem hatte ich sie bis jetzt noch nicht besuchen können.
"Siehst du sie denn wenigsten ab und zu?"
"Sehr selten in letzter Zeit, aber ich versuche sie so bald wie möglich zu besuchen." Er nickte nur leicht und damit ließen wir das Thema dann auch sein.

Ich trank in aller Ruhe meinen Tee zu Ende und genoss es dabei richtig, mit Julian zu reden, während ich immer noch über dieses Haus staunte. 
Als ich auf mein Handy sah, bemerkte ich eine Nachricht von Laura. Sie waren nach dem Kinobesuch alle zu Tabea gefahren, um dort eine kleine Übernachtungsparty zu schmeißen. Ich sollte zu ihnen kommen, falls ich 'nicht über Nacht bleibe'. Haha, sehr witzig. Für wen hielt sie mich denn?
"Ist alles okay?", fragte Julian und musterte mich. Vermutlich hatte ich das Gesicht verzogen. Na toll.
"Ja, alles gut. Ich soll nur später zu Tabea kommen. Die kleine Schwarzhaarige von vorhin", erklärte ich schnell und steckte das Handy wieder weg.
"Soll ich dich zu ihr fahren?"
"Sie wohnt in Isenbüttel, ich denke nicht, dass ich das annehmen kann, dass du so weit fährst."
"Ich fahre dich gerne!", beharrte er trotzdem. 

So ein Mist... Julian wohnte zwischen mir und Tabi. Also entweder bat ich ihn, zu mir zu fahren, damit ich meine Sachen zum Übernachten mitnehmen konnte, dann aber mit dem langweiligen Bus weiter musste. Oder aber er fuhr mich zu Tabi und wir waren 10 bis 15 Minuten länger unterwegs...
Schlafsachen und eine neue Zahnbürste konnte ich mir auch von Tabea leihen...

"Okay, wie du meinst", lächelte ich also und er schien zufrieden.

Wir blieben noch eine Weile dort in der Küche sitzen und sprachen über Gott und die Welt, bis ich auf die Uhr sah und erstaunt feststellte, dass es schon halb elf war.
"Ich sollte vielleicht langsam gehen...", seufzte ich deshalb.
"Es ist schon halb elf?", fragte auch Julian ungläubig, als er daraufhin auf die Uhr sah. "Und ich hab morgen früh Training", jammerte er dann theatralisch, lachte aber sofort wieder.

Auf dem Weg zum Auto, auch wenn es nur ein paar Meter waren, wäre ich am liebsten wieder ins Haus gerannt, so kalt war es draußen. Aber sobald wir im Auto saßen, drehte Julian die Heizung hoch und schon bald war es gemütlich warm.

Ein bisschen wehmütig war ich ja schon. Es war wirklich ein toller Tag gewesen. Wir waren beide immer mehr aufgetaut und ich war mir sicher, dass wir noch stundenlang hätten reden können. Aber schließlich bog er auf Tabeas Hofeinfahrt und ich musste Abschied nehmen.
"Danke für den schönen Tag", lächelte ich und sah zu ihm rüber. 
"Ich bring dich noch zur Tür." Kaum hatte er das gesagt, stieg er auch schon aus und ich folgte ihm. 
Wie nicht anders zu erwarten, riss Tabea sofort die Haustür auf. Dabei hatte ich noch nicht einmal geklingelt! Wahrscheinlich hatten sie schon seit Stunden hinter dem Fenster gesessen und nur darauf gewartete, dass ich wieder kam und ihnen alles haarklein erzählte. 

"Hey! Kommt rein", rief Tabea uns entgegen. Hatte sie gerade Julian eingeladen? Etwas skeptisch sah ich zu ihm hoch und begegnete seinem Blick. 
"Ich kann leider nicht. Ich muss nach Hause, ich hab morgen um acht Uhr Training", entschuldigte er sich bei Tabea und lächelte dabei. 
"Ach so, schade. Naja, ein richtiger Mädelsabend ist wahrscheinlich eh nichts für dich", grinste sie. Julian lachte leise und schüttelte nur den Kopf. 
"Naja, dann macht's gut", verabschiedete er sich dann. Unerwartet nahm er mich in den Arm und lächelte. "War schön mit dir, Em. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder."
Zu mehr als einem Nicken war ich nicht im Stande, als er sich mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen zu seinem Auto drehte und wegging. Tabea zog mich schließlich an der Hand ins warme Haus, während Julian vom Hof fuhr und im Dunkeln verschwand.

Paris (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt