Kapitel 21 - Wiedersehen

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Wir fuhren gar nicht lange, bis wir bei einem kleinen Haus ankamen. Und dieses Haus gehörte meiner Schwester und ihrem Mann Thilo. 
"Oh wow, wie hübsch!", schwärmte ich sogleich und Susan strahlte mich an. Ich sah ihr an, dass sie hier in Frankreich glücklich war. 
"Komm ich zeig's dir von innen", grinste sie und lief zur Haustür. Doch noch bevor sie die Tür aufschließen konnte, öffnete Thilo sie schon für uns. 
"Immer herein, die Damen", begrüßte er uns. Susan küsste ihn kurz, bevor sie hinein ging. 
"Hey, Thilo", lächelte ich und nahm meinen Schwager in den Arm. 
"Na, Kleine. Schön, dass du hier bist", grinste er. Thilo war Deutscher, hatte aber französische Wurzeln.

Den ganzen Tag verlor niemand ein einziges Wort über meinen Unfall und darüber war ich unglaublich dankbar. Es fühlte sich jetzt schon ein Stück weit wie ein neues Leben an. Susan zeigte mir das gesamte Haus und half mir dann, mich im Gästezimmer einzurichten. 
"Hunger?", grinste sie irgendwann. 
"Und wie!", lachte ich und lief ihr hinterher in die Küche. 
"Wir können auch essen gehen. Ich lade euch ein", schlug Thilo vor und natürlich waren wir sofort begeistert. 
Wir fuhren also nach Paris und setzten uns dort in ein schickes Restaurant. 
"Vielleicht hätte ich vorher noch ein bisschen Französisch lernen sollen", lachte ich, als ich Thilo nahezu perfekt sprechen hörte. 
"Ach was, das kriegst du schon schnell hin. Ich habe auch nicht lange gebraucht, um mich richtig zu verständigen. Ich spreche aber auch nicht annähernd perfektes Französisch", beruhigte Susan mich.
Wir suchten uns einen gemütlichen Platz und bestellten bald darauf unser Essen. 
"Das absolute Klischee. Kaum ist sie in Frankreich, bestellt sie Baguette", zog Thilo mich auf. 
"Das kann ich wenigstens aussprechen!", lachte ich. 
"Du, Em. Ich hab mir Urlaub genommen für die nächsten Tage. Wir beide werden morgen also hier in Paris shoppen gehen", erzählte mir meine Schwester. 
"Das wäre doch nicht nötig gewesen!" Aber ich strahlte sie dennoch begeistert an. 
"Und ob! Wir haben uns ewig nicht mehr gesehen!"

Der Abend wurde richtig schön. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt! Erst um kurz nach elf kamen wir wieder in Clamart an und ich fiel todmüde ins Bett. Ich schaffte es nur noch, meinen Lieben in Deutschland zu schreiben, dass es mir gut ging. Umziehen war nicht mehr drin. 

Als ich am nächsten Morgen in die Küche kam, roch es bereits nach Pancakes. Ich hätte Susan erdrücken können, als sie mir lächelnd befahl, mich zu setzen. Thilo war wohl schon unterwegs. 
"Und wohin genau gehen wir heute?", wollte ich wissen. 
"Ich würde vorschlagen, wir fahren zum Eiffelturm und genießen einfach den freien Tag", grinste sie. 
Also zogen wir uns nach dem Frühstück warme Kleidung an und setzten uns ins Auto. Es war gar nicht so einfach, einen Parkplatz zu bekommen, aber schließlich schafften wir es doch und liefen zu Fuß auf den Eiffelturm zu. 
"Wow, er ist noch größer als in meiner Erinnerung!", lächelte ich und sah das riesige Bauwerk an. 
"Ja, ich werde mich daran wohl auch nie gewöhnen. Ich staune auch jedes mal wieder", meinte Susan und steuerte dann auf das erste Geschäft zu. 
Wir verbrachten Stunden in den Läden, kauften aber gar nicht so viel. Viel mehr bestaunte ich alles, was ich sah. Ich war zwar schon in Paris gewesen, aber es flashte mich trotzdem auch dieses Mal genauso wie vor einem Jahr. 
"Können wir ein Bild vor dem Eiffelturm machen? Dann kann ich es meinen Mädels schicken", fragte ich Susan. Sie quatschte auch sogleich den nächstbesten Franzosen an und der machte ein Bild von uns beiden mit dem Eiffelturm im Rücken. 
"Merci beaucoup", bedankte ich mich bei ihm und nahm mein Handy wieder entgegen. 
"Sieh doch", grinste ich Susan an, aber sie wirkte ein bisschen abwesend. "Was hast du?"
"Du meintest doch, dass Julian jetzt in Paris ist oder?", fragte sie völlig überraschend. 
"Ja, aber ich hab keine Ahnung, wo er wohnt."
"Willst du ihm noch eine Chance geben?" Wie kam sie denn jetzt darauf? Ich sah sie einfach nur total irritiert an. Warum sagte sie das jetzt? Doch dann deutete sie auf eine Stelle hinter mir. Augenblicklich drehte ich mich um und sah ihn sofort. Er stand gar nicht weit von mir entfernt neben einem Mann und schoss gerade ein Foto vom Eiffelturm. 
Keine Ahnung wieso, aber irgendwie freute ich mich, ihn hier zu sehen. 
"Geh ruhig zu ihm, wenn du willst", meinte Susan sanft. Sollte ich? Sollte ich nicht?
"Nein, lieber nicht", murmelte ich, konnte aber nicht aufhören, ihn anzustarren. 
Er stand da und lachte gerade mit dem anderen zusammen. Kurz darauf drehte er den Kopf zur Seite und ließ seinen Blick über die Menschen hier schweifen. An mir vorbei. Wieder zurück. Bitte, sieh mich! Ich traute mich nicht, zu ihm zu gehen. Allein schon, weil ich nicht wusste, wer das da neben ihm war. Er sah wieder zu dem Typen und lachte wieder über etwas, was sein Gegenüber gesagt hatte. Dann drehte sich sein brünetter Kumpel in meine Richtung und zeigte auf einen Punkt nur wenige Meter hinter mir. Julian sah auch dort hin. Ich konnte einfach nur da stehen und ihn anstarren. Aber meine Schwester neben mir legte einen Arm um mich und begann dann zu winken. Sie winkte Julian zu. Zuerst bemerkte er das gar nicht, aber schließlich fiel sein Blick dann doch zu uns. Susan ließ ihren Arm wieder sinken und lächelte mich an. 
"Gern geschehen", meinte sie verschwörerisch. 
Ich sah wieder zu Julian. Er hatte sich wieder zu dem Mann gedreht und redete auf ihn ein. Nur ein paar Sekunden später antwortete der Braunhaarige und sah zu uns. Julian verabschiedete sich per Handschlag von ihm und kam dann auf mich zu. Es hätte eine Filmszene sein können, so krass fühlte es sich an. 
Er kam immer näher und blieb schließlich vor uns stehen. 
"Emily", sagte er nur und sah mir in die Augen. Ein Lächeln schlich sich in sein Gesicht. 
"Hey." Oh wow, Emily! Mal wieder so kreativ! 
Dann fiel sein Blick auf meine Schwester, die ihm eine Hand entgegen hielt. 
"Ich bin Susan. Emmis Schwester", stellte sie sich vor. 
"Hi, freut mich. Ich bin Julian", erwiderte er und ließ ihre Hand dann wieder los. 
"Was machst du hier in Paris?", wollte er dann wissen und sah mich wieder an. 
"Ich hab's nicht mehr ausgehalten in Wolfsburg. Jetzt wohne ich vorübergehend bei Susan und ihrem Mann in Clamart", erklärte ich und lächelte zögerlich. 
"Das ist toll! Es ist schön, dich mal wieder zu sehen."
"Soll ich euch alleine lassen?", flüsterte Susan mir ins Ohr. Ich sah sie kurz etwas panisch an. Aber vielleicht wollte ich das sogar... oder?
"Bringst du sie mir heile nach Clamart zurück?", fragte sie Julian einfach und drückte aufmunternd meine Hand. 
"Äh, ja, klar", meinte er und sah schnell zu mir, als wollte er wissen, ob es okay für mich war. 
"Ich hab aber keine Ahnung, wie man zu dir kommt", sagte ich zerknirscht zu meiner Schwester. 
"Ich schicke dir einen Standort. Viel Spaß", zwinkerte sie und küsste mich auf die Wange, ehe sie mich los ließ und winkend in Richtung Auto davon lief. 

Paris (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt