Larissas Sicht
Ich konnte meinen Blick nicht von der Tür abwenden. Vor mir stand die Frau, die ich gesehen hatte, als ich wieder aufgewacht bin, jedoch mit einem Unterschied: Sie war blutüberströmt. Ihre Hände schimmerten wegen der dunklen Flüssigkeit und ihre Haare standen ihr wirr vom Kopf ab. Da es in dem Zimmer hier sehr dunkel war und von dem weißen Flur eine Menge Licht in das Zimmer strömte, wirkte die ganze Szene wie aus einem schlechten Horrorfilm, mit dem Unterschied, dass das hier alles real war. Die Frau ging langsam auf das Bett zu, ich wich ängstlich vor ihr zurück. Schließlich blieb sie neben meinem Bett stehen und legte ihre Hände auf das weiße Bettlaken, das sich sofort rot färbte. Ich traute mich nicht ihr in die Augen zu sehen, zu groß war die Angst etwas zu sehen, was mich verstören könnte. "Larissa, du tust mir so Leid..." Flüsterte sie mir zu, verwirrt starrte ich auf den Boden. "Du kannst niemandem trauen, niemandem ! Sie sind alle Psychopathen, sie alle !" Die letzten Worte schrieb sie in einem kranken Ton. "Larissa, ich bitte dich, vertraue niemandem. Hast du gehört ?" Immernoch verwirrt nickte ich, damit sie mich endlich in Ruhe ließ, sie machte mir furchtbare Angst, die von Sekunde zu Sekunde zunahm. Immernoch lächelnd stand die Frau auf und ging zur Tür, als sie an einem Körper abprallte: Davids Körper. "Jennifer, was machst du hier ? Und wie siehst du bitteschön aus ? Woher kommt das Blut ?" David fauchte sie in einem missbilligendem Ton an, der mir einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. "Nathan, bring sie weg." Mit einer abfälligen Handbewegung deutete er auf Jennifer, hinter David kam ein großer, muskulöser Mann zum Vorschein, den ich vorher gar nicht bemerkt hatte. Er packte Jennifer am Arm und zog sie aus dem Raum. "Psychopathen ! Alle ! IHR ALLE SEID PSYCHOPATHEN !" Schrie sie, doch kurz darauf drückte Nathan ihr die Hand auf den Mund, sodass ihre lauten Rufe gedämpft wurden. Ich sah wieder auf die Uhr. 12:07. Vor 7 Minuten hatte der neue Versuch begonnen, wer war diesmal dran ? War derjenige schon tot ? Ich musste bei den Gedanken daran schlucken und schloss die Augen, ich wollte mich nicht daran erinnern, dass in diesem Moment ein Mensch leidet oder sogar stirbt. Ich konnte diesen Gedanken einfach nicht ertragen. Ich hatte nicht gemerkt, dass Davis sich neben mich gestellt hatte. "Kommst du mit in die Mensa ?" Ohne groß darüber nachzudenken nicke ich und stieg aus dem Bett. Lächelnd nahm David meine Hand und führt mich aus dem Raum durch weiße Gänge, vorbei an tausenden Türen und Schildern und endlose Korridore entlang, bis wir vor einer großen Doppeltür stehen blieben. Ich hatte nicht wirklich auf meine Umgebung geachtet, doch eins war mir aufgefallen: Nirgends waren Fenster. Doch ich konnte nicht weiter darüber nachdenken, da David mich schon in einen Raum hineinschob, in dem es ziemlich laut war. Hier herrschte großer Betrieb, überall saßen Männer und Frauen mit weißen Kitteln, sie unterhielten sich angestrengten über verschiedene Themen, doch als ich eintrat verstummten plötzlich alle und starrten mich an. Sofort senkte ich verlegen den Blick zu Boden, doch immernoch konnte ich ihren Blick auf mir spüren. David stand direkt hinter mir und schob mich zu einem freien Tisch. In dem Raum war es still, nur unsere Schritte hallten an den Wänden wieder. Nachdem ich mich gesetzt hatte, nahmen die erste ihre Gespräche wieder auf, doch diesmal unterhielten sie sich leiser, ich vermutete, dass sie über mich redeten. David lehnte sich mit einem Lächeln in seinem Stuhl zurück. "Dich kennt mittlerweile jeder, du bist das Gesprächsthema Nummer eins hier. 'Das Mädchen, das zwei Versuche überlebt hat.'" Sagte er in einem fast schon belustigten Ton. Ich musste schlucken und sah David ganz genau in seine wunderschönen, grünen Augen, die geheimnissvoll leuchteten. Schlagartig wurde mir klar wo ich hier überhaupt war, ich war bei sadistischen Psychopathen, die unschuldige Menschen töteten. Einfach so, nur um angeblich der Menschheit zu helfen. Das hier war wie in einem Labor, wo Tierversuche durchgeführt werden, nur das sie die Tiere durch Menschen ersetzen. "Wieso tut ihr das ?" Zischte ich ihm leise zu, doch als er gerade antworten wollte setzte sich jemand zu uns, den ich nicht kannte."Na, hast du die kleine hier mitgenommen ?" Mit einem Lächeln sah er mich an, doch dieses Lächeln wirkte total falsch. Sofort senkte ich den Blick. "Mike." Zischte David ihm zu, Mike hob die Hände. "Ist ja schon gut." Ich hob meinen Blick wieder und sah in Davids Augen. "Wieso tut ihr das ?" Zischte ich ihm nochmals zu. "Was sollen wir denn tun ?" Fragte Mike mich nun. Eigentlich wollte ich ruhig bleiben, doch dieser Mike regte mich furchtbar auf. Ich sprang von meinem Stuhl auf, sodass er nach hinten umkippte. "WAS IHR TUT ?!" Schrie ich sie lauthals an, sofort richteten sich wieder alle Blicke auf mich, doch das störte mich reichlich wenig. "WOLLT IHR MICH VERARSCHEN ? WAS IST IN EUREN SCHEIß KÖPFEN EIGENTLICH FALSCH GELAUFEN ? HAT EUCH JEMAND IN EUER BEHINDERTES HIRN GEKACKT ?" David öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch ich unterbrach ihn. "WIESO TÖTET IHR WAHRLOS MENSCHEN ? UND JETZT SAGT JA NICHT FÜR MEDIZINISCHE ZWECKE, DIESE SCHEIßE KAUFT EUCH SOWIESO KEINER AB." Es tat gut, endlich mal all die verdrängten Gedanken auszusprechen und meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Mike funkelte mich wütend an, ich spürte auch etliche andere vernichtende Blicke auf mir ruhen. "Larissa..." Begann David, doch wieder unterbrach ich ihn. "HALT DEINE VERDAMMTE FRESSE." Mit diesen Worten marschierte ich aus der Mensa, als sich die Tür hinter mir schloss, herrschte Stille in den Raum. Blindings rannte ich die Gänge entlang, ich wusste nicht wo ich war. Schließlich setzte ich mich an die Wand eines Ganges. Ich horchte, ob ich Schritte hörte, die mit gefolgt waren, doch nichts. Plötzlich räusperte sich jemand neben mir und ich sah zu der Person hoch.
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Testobjekt 31
HorrorLarissa wird im Alter von 15 entführt und zu einem unbekanntem Ort gebracht, wo sie mehreren Tests unterzogen wird. Wie sie bald erfährt, sind außer ihr noch andere Jugendliche da - Sie alle sind Teil des Projektes Arbitrio. Ein Projekt, welches d...