Kapitel 42

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Ungeduldig tippte ich mit der Fingerspitze gegen die Wand. Ich saß immer noch mit Jennifer in diesem Raum fest und die ganze Zeit versuchte sie mit mir über belanglose Themen zu reden. Einmal wollte sie über das Wetter reden, doch dann ist ihr eingefallen, dass sie schon seit Monaten nicht mehr draußen war. Das sah man ihr und mittlerweile auch mir an. Weiße und eingefallene Haut und gerötete Augen. Man war hier fast rund um die Uhr müde, zumindest war ich das. Und fast alle anderen sahen genauso aus. Ich bezweifelte, dass hier Kaffee ausgeschenkt wurde, doch wenn man dies hier wirklich tat, dann in so geringen Mengen, dass niemand daraus profitierte. Jennifer begann wieder zu erzählen, doch ich hörte ihr nicht zu. Ich schloss einfach die Augen und versuchte dieser Realität zu entkommen.

Es müssen Stunden gewesen sein, bis endlich jemand die Tür öffnete. Ich kannte denjenigen nicht, der im Türrahmen stand. Ein Mann, etwa dreißig mit blonden Haaren. Er ging zielstrebig auf Jennifer zu, packte sie am Arm und zerrte sie regelrecht aus dieser Zelle heraus. Ich stand auf, der Mann musterte mich mit hochgezogenen Augenbrauen. "Was willst du denn jetzt ?" Perplex starrte ich ihn an. "Ich dachte sie holen uns-" Der Mann begann lauthals zu lachen. "Nein, Kleine. Ich muss nur dieses Biest", er wies auf Jennifer, "hier raus schaffen. Du meine Kleine wirst wohl noch seeeehr lange hier drin bleiben." Wieder lachte er und wandte sich zum gehen, doch ich stellte mich vor ihn. "Was soll das heißen ?" Der Mann musterte mich mit einer Mischung aus Spott und Belustigung, bevor er schließlich zu sprechen anfing: "Nun ja, der Boss - also Mister Crewsten, nur eine kleine Erinnerung falls dein kleines Gehirn mittlerweile völlig verdorrt ist - will dich hier für unbestimmte Zeit einsperren, denn du bereitest uns echt viele Schwierigkeiten." Er packte mich unsanft am Kinn und zog mich näher zu sich. "Der kleine Kampf zwischen Bryan und David -", ich zuckte bei seinem Namen zusammen, "hat nicht unbedingt dazu beigetragen deine Stellung hier zu verbessern. Also gewöhn dich lieber an diesen lieblichen Raum, denn du wirst erstmal nichts anderes zu Gesicht bekommen." Die letzten Worte sprach er mit einer solchen Kälte aus, die ich noch nie, nicht mal bei Mister Crewsten, bemerkt hatte. Er stieß mich grob zurück, ich taumelte und fiel hin. Ein spöttisches Grinsen bildete sich auf dem Gesicht des Mannes, er verstärkte den Griff um Jennifers Arm und zog sie aus dem Raum. Ich hörte wie er den Schlüssel umdrehte. Ich stürmte zur Tür und hämmerte dagegen. "LASST MICH RAUS IHR PISSER !" Ich schlug gegen das kleine Glasfenster, das etwa auf Augenhöhe angebracht war, doch niemand, der an der Tür vorbei ging zeigte auch nur die kleinste Regung. Gerade als ich mich einfach auf das kleine Sofa setzen wollte, kam jemand durch die Gänge, der mir bekannt vorkam, zu bekannt. Ich sah durch das getrübte Glas nicht wer es war, doch ich wusste, dass ich diese Person kannte. Jemand hielt sie am Arm fest und zerrte sie durch die Gänge. Wer auch durch die Gänge gezogen wurde war nicht freiwillig hier. Immer wieder wollte die Person weglaufen. Ich schlug wieder gegen die Scheibe, doch diesmal etwas vorsichtiger. Die beiden Personen kamen immer näher, ich versuchte angestrengt zu erkennen wer es war, den ich dort hinter der Tür sah, doch es war vergeblich. Ich konnte die Person nicht identifizieren. Ich wollte mich nun endgültig einfach auf das Sofa setzen, doch in diesem Moment sah die Person zu mir und ich erkannte wer es war. Es war mein Bruder.

Testobjekt 31Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt