Kapitel 30

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Wie lange ich hier schon in der Dunkelheit saß ? Keine Ahnung. Es musste ziemlich lang sein, da ich schon wieder Hunger bekam und mir allmählich ziemlich kalt wurde. Ich versuchte mich irgendwie zu wärmen, indem ich mich zusammen kauerte, doch vergeblich. Die Kälte drang durch meine dünnen Klamotten wie Sonnenstrahlen durch Glas. Ich fragte mich die ganze Zeit wieso sie mich hier eingesperrt hatten, na gut ich war vielleicht ein bisschen ausgerastet,  na gut vielleicht auch ein bisschen viel aber das war berechtigt ! Denke ich... Wie dem auch sei, lass mich kurz mal meine Lage zusammenfassen: Ich sitze in einem dunklen Raum, in dem es übelst stinkt, mir ist total kalt und ich bin halb am verhungern. Abgesehen davon sieht es doch ganz gut aus, auch wenn ich in diesem Raum nichts sehen kann. Weil mich diese Psyschos hier verdammt nochmal eingesperrt haben. Aber hey, davon abgesehen geht es mir bestens. Eigentlich nicht aber irgendetwas positives muss es ja an dieser Situation geben. Genervt warf ich den Kopf in den Nacken und stöhnte. Die Kälte drang immer weiter vor und langsam begann ich zu zittern. Mein Magen gab komische Laute von sich und ich sah sehr wahrscheinlich aus wie ein Zombie aber ich lebte noch, auch wenn der Tod wahrscheinlich viel angenehmer wäre. Ich rollte mich ganz eng zusammen, in der Hoffnung ich könnte mich so irgendwie wärmen. Doch ich hatte keinen Erfolg, langsam spürte ich meine Finger und meine Zehen nicht mehr. War das hier die Gefrierkammer oder was ? Hier bewahrten sie bestimmt die Leichen der verstorbenen Testpersonen auf, und wie sich bald herausstellen würde, lag ich damit gar nicht mal so falsch. Der Hunger schien mich innerlich aufzufressen, ich hatte wirklich jegliches Zeitgefühl verloren. Zitternd schloss ich die Augen und atmete langsam aus. An der Stelle, an der mein kalter Atem meine Haut berührte bekam ich eine leichte Gänsehaut. Der Boden hier war verdammt kalt, sodass ich schon bald von Kopfschmerzen geplagt wurde. Das Taubheitsgefühl wanderte langsam meine Arme und Beine hinauf, ich fühlte mich so elend. Ich schlang meine Arme um meine Beine und drückte diese fest an mich, irgendwie musste ich mich doch etwas wärmen können. Zumindest dachte ich das. Ich kniff die Augen zusammen, als die Kopfschmerzen immer schlimmer wurden und mein linker Arm schon fast komplett taub war. Das Blut schien in meinen Adern zu gefrieren. Mühsam legte ich mich einigermaßen bequem hin und versuchte zu schlafen, keine Ahnung wie lange ich da lag. Doch schließlich driftete ich in die Welt der Träume ab.

Als ich langsam wieder wach wurde, fühlte sich fast mein ganzer Körper taub an und auch meine Kopfschmerzen hatten sich verschlimmert, immernoch war alles dunkel. Ich konnte mich kaum mehr bewegen, auch meine letzten Kraftreserven waren schon fast aufgebraucht und mittlerweile hatte ich das Gefühl so großen Hunger zu haben, dass mein Körper begann mich innerlich aufzuessen. Wie lange lag ich schon hier ? Es musste schon ziemlich lange sein. Wann hatte ich das letzte mal Licht gesehen ? Den Wind in meinen Haaren gespürt oder den modrigen Duft nach einem Regen gerochen ? Ich vermisste die Außenwelt, die Natur und momentan sogar das Licht. Als mich eine weitere Schmerzenswelle überrollte und meine Kopfschmerzen nochmal verschlimmerte, wenn das überhaupt noch möglich war, konnte ich keinen einzigen klaren Gedanken mehr fassen, ich spürte nichts mehr, außer die Kälte, die mir tief unter die Haut kroch. Noch nicht einmal meine Hand konnte ich anheben. Was hatten diese Psychso vor ? Wollten sie mich hier unten lassen, um mich gefügig zu machen oder bezwecken das ich ihnen endlich gehorchte? Wenn ja, dann hatten sie es hier mit der falschen zu tun, denn ich, Larissa Murray, würde mich nicht so einfach geschlagen geben, niemals. Sie konnten mich noch so lange hier unten lassen, foltern oder auf mich einreden, ich würde mich nicht geschlagen geben, hoffentlich. Gequält stöhnte ich auf, als sich meine extremen Kopfschmerzen wieder bemerkbar machten und genauso mein Hunger. Ich versuchte mich irgendwie zu bewegen, doch vergebens. Ich spürte weder meine Arme, noch meine Beine oder überhaupt etwas von meinem Körper. Ich kam mir vor wie ein lebender Eisklotz, der total ausgehungert und verunstaltet war. Nicht nur äußerlich verunstaltet, sonder auch innerlich. Mit der Zeit habe ich Narben bekommen, mit der Zeit bekommen viele Menschen Narben. Manche an Körper und manche auf dem Herzen und an der Seele. Ich hörte etwas quietschen, war das eine Tür ? Ein Funken Hoffnung keimte in mir auf. Plötzlich fiel etwas Licht in den Raum, ich versuchte meinen Kopf zu heben, doch er bewegte sich kein Stück. Es blieb eine Zeit lang still, bis sich langsam Schritte näherten, die schmerzhaft in meinem Kopf widerhallten. Als die Schritte am lautesten waren verstummten sie plötzlich. Ich öffnete vorsichtig meine Augen, doch musste sie sofort wieder zukneifen, da es furchtbar hell war. Ich sah wie ich langsam hochgehoben wurde, doch ich spürte nichts, keine Hände oder ähnliches. Ich spürte nur die furchtbare Kälte.

Testobjekt 31Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt