Kapitel 50

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"Augenblick vorbei." Sagte er mit einem teuflischen Grinsen und drückte ab.

Ich schrie.

Bryan fiel neben mir zu Boden. Die Kugel hatte ihn fast genau in der Mitte der Stirn getroffen. Panisch ließ ich mich auf die Knie sinken. "Nein, Nein! Bryan! Komm schon! Steh auf!" Ich rüttelte an ihm und versuchte die Blutung auf seiner Stirn zu stoppen. Mein Gehirn sagte mir immer wieder, dass er tot ist, aber mein Herz sagt mir etwas anderes. Es fühlte sich an wie ein Kampf in meinem inneren, doch langsam zerbrach mein Herz und mein Gehirn gewann.
Tot. Tot.
Er ist tot. So kurz davor frei zu kommen. Wir hätten sofort weglaufen sollen. Wir waren so unfassbar dumm.
Dumm. Dumm.
Vielleicht war Bryan ja jetzt frei, frei im Himmel. Vielleicht hatte er jetzt ein besseres Leben. Nicht auf der Erde, nicht hier und nicht jetzt.
Nein. Nein. Nein.
Ich wollte mit ihm leben.
Ich konnte ohne ihn nicht leben.
Ich wollte ohne ihn nicht leben.
Er war alle was ich noch wollte, alles was ich noch hatte. Doch auch das wurde mir genommen. Wieso verdiente ich das?

Bryans starre Augen schienen mich anzusehen, ich nahm sein Gesicht in die Hand und schüttelte den Kopf. Tränen tropften auf sein Gesicht. Meine Tränen.
Tot. Tot.
Ich hatte nicht mal mehr die Kraft zu schreien. Schwer atmend drehte ich meinen Kopf zu David, der mich nur genervt anstarrte.
Wieso tat er das? Er hatte mich doch aus dem Projekt geholt. Er hatte dafür gesorgt, dass es mir einigermaßen gut ging und jetzt zerstörte er alles.


"Verdammt was bist du?" Ich schrie all die aufgestaute Wut und Trauer aus mit heraus. Ich wandte mich wieder zu Bryan. Oder zu seinem ehemaligen Körper. In mir krampfte sich alles zusammen.
"Für manche bin ich ein Engel, für andere ein Dämon."
Ich achtete gar nicht auf David.
Ich starrte it leerem Blick auf ihn hinunter. Auf seinen Körper, der steif und kalt wird.
Auf seinen Körper, den die Seele verlassen hatte.
Die Seele, die ihm gewaltsam entrissen wurde.
Die Seele, die nie wieder heilen würde.
Verzweifelt nahm ich wieder seinen Kopf mit beiden Händen, beugte mich zu ihm hinunter und drückte meine Lippen auf seine.
Sie waren eiskalt.
Ich weinte nur noch heftiger. Meine Tränen übertrugen sie auf seine Wangen und fast sah es so aus als hätte auch er geweint.
Ich wünschte es mir.
Langsam löste ich mich von ihm.
Ich wusste nicht, ob ich gehofft hatte, dass er jetzt aufstand und wir zusammen flohen.
Doch sobald ich ihn wieder ansah schrie ich.
"Der Prinz ist tot."
Tot. Tot.
David lächelte mörderisch. Am liebsten wäre ich auf ihn gesprungen und hätte ich getötet.
Dich der Tod wäre wahrscheinlich eine Erlösung für ihn.
Aber vielleicht auch für mich.
"Und gleich ist auch seine Prinzessin tot. Dann gehen sie beide in die Ewigkeit ein."
Zitternd richtete ich mich auf.
Ich konnte die Tränen nicht stoppen, doch das wollte ich auch gar nicht.
"Na los, komm schon. Schieß auf mich." Ich selbst war von der Kälte in meiner Stimme verblüfft.
Doch ich wollte so nicht leben.
Lächelnd richtete David nun die Waffe auf mich.
"Dein Wunsch sei mir genehm."
Er krümmte den Finger.
Alles verlief wie in Zeitlupe.
Plötzlich erfasste mich eine ungeheure Angst. Wollte ich wirklich sterben?
Ich hatte keine Zeit darüber nachzudenken, denn ein Schuss hallte schon durch die Luft. Ich machte mich darauf gefasst gleich umzufallen. Doch es passierte nichts. Stattdessen hörte ich einen anderen Körper auf den Boden fallen.
Ich öffnete meine Augen vorsichtig.
Vielleicht einen Meter von mir entfernt lag David auf dem Boden.
Auch seine Augen waren starr.
Auf seinem Rücken prangte eine riesige Wunde.
Die Waffe hatte er fallen lassen.
Panisch wich ich zurück.
Wer hatte David getötet?
Schnell sah ich denjenigen.
Mister Crewsten stand mit erhobener Waffe einige Meter vor mir und starrte mich an. Langsam ließ er die Waffe sinken und trat David aus seinem Weg.
"Weißt du, selbst die besten Männer machen Fehler."
Ich starrte ihn einfach nur an. Was meinte er damit?
"Ich wollte euch beide." Er zeigte auf Bryan und mich. "Lebend. Aber dein kleiner Freund scheint nicht mehr ganz so lebendig zu sein."
Sein kleines Lächeln brachte mich fast um den Verstand.
"Fehler dulde ich hier keine. Felerhafte Menschen müssen aussortiert werden."
Ich sagte immernoch nichts. Ich wollte weiter zurück gehen, doch wollte gleichzeitig Bryan nicht alleine dort liegen lassen.
Mister Crewsten hob die Pistole wieder und richtete sie auf mich. Ich begann wieder zu zittern und machte große Augen.
"Und du bist auch ein Fehler. Dich muss man auch aussortieren. Noch irgendwelche letzte Worte?"
Ich schwieg. Mein Gehirn verarbeitete noch das, was dieses Schwein gerade gesagt hatte.
"Nicht? Gut dann übernehme ich das halt. Weisr du, drei Dinge überleben den Tod.
Es sind Mut, Erinnerung und Liebe." Er ging immer weiter auf mich zu.
Und der Tod ist nicht das Ende,
er ist nicht die Vergänglichkeit,
der Tod ist nur eine Wende,
der Beginn der Ewigkeit."
Er stand jetzt vielleicht einen halben Meter vor mir.
"Und dir, Larissa Crewsten, wünsche ich nun viel Spaß in der Ewigkeit, meine Tochter."
Meine Tochter?
Ich konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn im nächsten Moment spürte ich einen heftigen Schlag und kurz einen Schmerz.
Wisst ihr, zu leben heißt zu kämpfen, doch ich habe schon lange aufgegeben.
Dann fiel ich ins Nichts.

Testobjekt 31Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt