Kapitel 22

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Larissas Sicht

Ich nahm nur am Rande wahr, dass die Tür geöffnet wurde, erst als ich merkte, dass jemand im Raum war hob ich den Blick. David stand direkt vor mir. Ängstlich wich ich vor ihm zurück. "F-f...fass mich nicht an !" David kniete sich vor mich und wollte meine Hand nehmen, doch ich schlug seine Hand weg. "Ich hasse euch." Flüsterte ich bitter. "Ich hasse euch alle. WIESO HABT IHR DAS GETAN ? ICH HASSE EUCH ! ICH HASSE EUCH VERDAMMT NOCHMAL !" Ein verletzter Ausdruck wich in Davids Blick, doch ich ignorierte ihn und fing wieder leise an zu weinen. Ich habe wirklich sehr an Avery gehongen und sie töteten sie einfach. Sie haben sie getötet ohne auch nur mit einer Wimper zu zucken. Sie waren kaltblütige Sadisten, sie alle. David kam immer weiter auf mich zu. "Geh weg." Hauchte ich schluchzend. "Ich weiß das du uns hasst, du hast auch allen Grund dazu, aber bitte..." weiter kam er nicht, denn im nächsten Moment fiel ich ihm um den Hals und legte meinen Kopf auf seine Schulter. David schien mit der Situation überfordert und erwiderte meine Umarmung zögernd. Mein Kopf sagte mir, dass ich ihn von mir weg stoßen sollte, doch mein Körper, mein Herz und meine Seele brauchten jemanden, an dem sie sich festhalten konnten, selbst wenn es so jemand wie David war. Er begann mir langsam über den Rücken zu streichen. Tränen liefen mir unaufhaltsam die Wangen hinunter, ich hatte langsam keine Kraft mehr, körperlich wie auch seelisch. Ich drückte mich fest gegen ihn, wie als könnte er mein zerbrochenen Inneres wieder zusammenfügen, wie eine Vase, die zerbrochen ist und man wieder zusammenklebt, mit dem Unterschied, dass ein Teil fehlte. Denn dann wäre es nie so wie früher und so wird es auch nie wieder werden. Vorsichtig nahm David mich hoch, ich hielt mich an ihm fest. Mit mir in den Armen ging er aus dem Raum und trat die Tür hinter sich zu. Ich weinte lautlos weiter, meine Tränen fielen auf seinen weißen Kittel, der ziemlich stark nach Desinfektionsmittel roch. Er trug mich wieder durch die weißen Gänge, doch da Tränen meine Sicht benebelten nahm ich meine Umgebung kaum wahr. Erst als ich unter mir etwas weiches spürte, kehrte ich wieder in die Realität zurück. Mit brennenden Augen sah ich mich um, ich lag wieder in meinem Zimmer. Sofort schloss ich wieder die Augen, doch kurz darauf spielten sich vor meinem inneren Auge die Bilder von vorhin ab. Wie hilflos Avery an den Ketten hing, wie sie getötet wurde. Unwillkürlich liefen mir wieder Tränen die Wangen hinunter. David wollte mir die Tränen von den Wangen wischen, doch ich drehte mich von ihm weg und vergrub mein Gesicht in dem Kissen. Leise schluchzte ich in das Kissen. Ich wollte so nicht mehr leben, nicht mit diesen Schuldgefühlen. Kraftlos schloss ich meine verheulten Augen. Ich konnte wirklich nicht mehr. "Geht's dir wieder besser ?" Ich schüttelte den Kopf. Wieso wollte es mit gut gehen ? Wie ging es mit überhaupt? Ich wusste es nicht, ich fühlte mich so leer, wie als hätte ich keine Gefühle mehr. Doch tief in meinem inneren verspürte ich tiefen Hass und genauso tiefe Verzweiflung. Ich hörte David seufzen, kurz darauf öffnete sich eine Schranktür und neben mir im Bett landete irgendetwas, danach schloss sich wieder die Tür. Vorsichtig hob ich den Kopf. Neben mir lag neue Kleidung. "Du solltest dir mal neue Sachen anziehen, deine Sachen sind total verdreckt." Ich antworte ihm nicht und vergrub mein Gesicht wieder in dem Kissen. David setzte sich neben mich auf das Bett und strich mir über den Rücken. Langsam wurde mir etwas schwindelig und ein Gefühl der Schwerelosigkeit überkam mich, kurz darauf schlief ich ein.

Ich stand in einem weißen Raum, vor mir stand die entstellte Avery, aus ihren Wunden floss immernoch Blut. "Wieso?" Hauchte sie mir zu. "Avery es tut mir so Leid !" Tränen stiegen mir in die Augen und ich schlug die Hände vor meinen Mund. "Wieso ?" "AVERY ICH WOLLTE DAS NICHT!" Kraftlos sank ich or ihr auf die Knie und stüzte mich auf dem Boden ab. "Wieso ?" Tränen tropfte auf den Boden und vermischten sich mit Averys Blut. "Wieso ? Wieso ? Wieso?"

Schweißgebadet schreckte ich hoch. Mein Herz schien mir aus der Brust zu springen, doch kurz darauf realisierte ich, dass ich nur geträumt hatte, von Avery. Von meiner Avery. Wieder stiegen Tränen in mir auf, doch ich hatte langsam keinerlei Kraft mehr zum Weinen. David regte sich neben mir und brummte leise. Ich drückte mich an ihm, immernoch schlug mein Herz schnell und Schweißperlen standen auf meiner Stirn. Murrend öffnete David die Augen, ich hatte meinen Kopf auf seine Brust gelegt und einen Arm um ihn geschlungen. "Was ist los ?" Er strich mir behutsam durch die Haare. "Albtraum." Flüsterte ich schluchzend. Er zog mich näher an sich und strich mir weiter durch die Haare. "Alles gut meine Kleine." Ich schüttelte kaum merkbar den Kopf. "Nein, gar nichts ist gut David. Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr."

Testobjekt 31Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt