Kapitel 17

2K 93 6
                                    

Ich erblickte Jennifer, doch sie sah wie ausgewechselt aus. Ihre Haare waren zwar vorhin zu einem straffen Zopf zusammengebunden, doch das Blut war verschwunden und ihre Augen schienen nun auch normaler. "Larissa was machst du hier ?" Sie kniete sich neben mich und wollte mir eine Hand auf die Schulter legen, doch ich wich zurück. "Fass mich nicht an !" Zischte ich ihr zu. "Larissa, bitte..." Doch ich schüttelte nur den Kopf. "Du darfst hier nicht sein, wenn sie dich hier erwischen werden sie dich töten." "Sollen sie doch, alles ist besser als hier zu bleiben !" Als ich Jennifer wieder ansah, erkannte ich Mitgefühl in ihren Augen. Die meisten Augen wirkten lustlos und kalt, jedoch nicht die von David und Jennifer. "Larissa, komm ich bring dich in meinen Raum, dort können wir ungestört reden." Sie zog mich wieder auf die Beine und hakte sich mit einem Lächeln bei mir ein. Sie schleifte mich regelrecht zu ihrem Zimmer, das genauso aussah wie meines. Ich setzte mich zögernd auf ihr Bett, kurz darauf ließ sie sich mit einem Seufzen neben mich sinken. "Ich habe vorhin wohl keinen besonders guten Eindruck hinterlassen." Stumm schüttelte ich den Kopf. "W-woher kam das Blut." "Du musst nicht alles wissen, Schätzen." Kurz räusperte sie sich und sah mir eindringlich in die Augen. "Doch das was ich gesagt habe, habe ich genauso gemeint. Vertraue niemandem, niemals. Sie wollen nur dein Vertrauen, damit du so wirst wie sie." Ich spürte, wie sie an etwas knabberte, wie sie angestrengt überlegte. "Ich habe diesen Fehler gemacht und sie mich an, ich bin einer von ihnen." Wieder schüttelte ich meinen Kopf. "Du bist nicht wie sie, sie alle haben einen... einen kalten Ausdruck, alle außer dir." Und David fügte ich in Gedanken noch hinzu. "Ich kann noch fühlen, im Gegensatz zu manch anderen. Aber trotzdem darfst du niemandem vertrauen. Nicht mal mir, ich hatte das selbe Schicksal wie du, habe einen Versuch überlebt und wurde hier ausgebildet, zu einer kaltblütigen Mörderin. Ich habe diesen Leuten hier vertraut, genau das war mein schlimmster Fehler." Ihre Stimme klang verbittert und verzweifelt gleichzeitig. "Moment mal... du warst auch mal in dem Projekt ?" Jennifer nickte. "Das ist mittlerweile zwei Jahre her. Es war schrecklich, doch lang nicht so schrecklich wie die Zeit hier. Ich sag es dir nochmal: Vertrauen niemandem." Ich nickte nur, ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen, endlich ein echtes Lächeln, eines das aus dem Herzen kommt. "Wo gibt es hier duschen ?" Jennifer lächelte weiterhin und deutete mit dem Kinn auf eine Tür in dem Zimmer. "Du kannst dich hier duschen." Dankbar nicke ich und ging in den Raum, der wie zu erwarten, das Bad war. Ich entledigte mich schnell meiner Kleidung, bevor ich in die Dusche stieg und das Wasser andrehte. Wie sehr ich das vermisst hatte, das Wasser auf meinem Körper. Ich duschte lange und ausgiebig, bis ich schließlich überzeugt war jeden noch so kleinen Schmutz von meinem Körper entfernt zu haben. Ich trocknete mich ab, föhnte mir meine Haare und zog mich wieder an, bevor ich aus dem Bad ging sah ich nochmal in den Spiegel. Ich sah zwar äußerlich  besser aus, doch die Dusche hatte den Dreck und den Schmerz in meinem inneren nicht wegwaschen können. Unwillkürlich glitten meine Gedanken wieder zu dem Projekt, wer war heute dran gewesen ? War es Avery oder sogar Bryan ? Ich hoffte es nicht, mehr konnte ich nicht tun. Hoffen war das einzige was mich noch in dieser Welt hielt. Leise seufzend ging ich aus dem Bad. Jennifer saß immernoch auf dem Bett und, zu meiner Überraschung, saß David neben ihr. Sein Blick wirkte besorgt, doch als er mich erblickte entspannte er sich wieder. "Larissa..." Er ging mit ausgestreckten Armen auf mich zu und wollte mich umarmen, doch ich wich zurück. "Nein." Sagte ich kurz, ein verletzter Ausdruck wanderte in sein Blick. "Komm schon..." "NEIN ! FASS MICH NICHT AN DU PSYSCHO!" Ich stürmte an ihm vorbei und riss die Tür auf, ich hörte Jennifer meinen Namen rufen, doch ich rannte die Gänge entlang, bis mich jemand an den Hüften packte und über seine Schukter warf. Sofort begann ich auf seinen Rücken zu trommeln, doch der Mann reagierte nicht darauf und trug mich unbekümmert weiter bis zu einer Tür, die er aufschloss und mich dann auf ein Bett sinken ließ, jetzt sah ich wer mich getragen hatte: Es war David. Ich war wieder in meinem Zimmer. Kurz darauf spürte ich, wie sich neben mir das Bett senkte. David hatte sich neben mich gesetzt, ich spürte wie er mir über die Waage strich, mein Kopf sagte mir, ich solle die Hand wegschlagen doch mein Körper und mein Herz wehrten sich dagegen. Ein Kampf zwischen Verstand und Herz, ein Kampf der niemals gewonnen oder verloren werden kann. "Larissa..." Er strich mir vorsichtig durch die Haare. Im nächsten Moment spürte ich schon seine weichen Lippen auf meinen, etwas überfordert sah ich in seine wunderschönen Augen. Er lächelte leicht und bewegte seine Lippen auf meinen, zögernd folgte ich seinen Bewegungen und löste mich von ihm. Immernoch lächelnd schob er mich an sich und legte sein Kinn auf meinen Kopf, kurz darauf hörte ich sein leises Schnarchen, was mich schließlich in den Schlaf begleitete.

Testobjekt 31Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt