Kapitel 15

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David trug mich schnell in mein vorübergehendes Zimmer und legte mich auf das Bett. "Soll ich dir etwas zu Essen und Trinken bringen ?" Nach kurzem Zögern nickte ich und David machte sofort kehrt und marschierte aus dem Raum. Er war ziemlich nett, bis jetzt. Ich kannte ihn ja kaum, lediglich kannte ich seinen Namen und diesem Fremden Mann vertraute ich nun schon, wie als würde ich ihn schon seit meinem ganzen Leben kennen. Erst jetzt kamen die ganzen Gedanken hoch, die ich versucht hatte zu verdrängen. Was war mit meiner Familie und meinen Freunden ? Wie ging es ihnen ? Vermissten sie mich und wussten sie überhaupt was mit mir passiert war ? Ich musste schlucken, ich vermisste meine Familie und meine Freunde, würde ich sie jemals wiedersehen ? Würde ich jemals wieder die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut spüren, den Wind in meinen Haar fühlen ? Würde ich jemals wieder frische Luft schnappen ? Ich hoffte es. Hoffen war das einzige, was man hier noch tun konnte. Ich erinnerte mich an die letzten Momente mit meiner Mutter, ungewollt stiegen mir Tränen in die Augen, die kurz darauf den Weg über meine Wangen fanden. Dachten meine Eltern, dass ich tot war ? Ich dachte unwillkürlich an meine letzten Momente an der frischen Luft, auf der kleinen Lichtung in dem Wald, bei der ich Averys Armband gefunden hatte. Moment mal... Wo war es überhaupt ? Ich durchsuchte meine Taschen und fand es schließlich in meiner Hosentasche, Averys silbernes Armband mit einem Engelsflügel als Anhänger. Ich schloss meine Hand um das Armband und drückte auf den Anhänger. Dachten sie ich wäre tot? Bestimmt, schließlich hatten sie mich gesehen als ich regungslos auf dem Boden lag. War ich wirklich tot gewesen ? Ich wusste es nicht, ich wusste rein gar nichts. David kam mit einem dampfenden Tablett wieder in den Raum und reichte mir das Tablett. "Ich hoffe du hast nichts gegen Hähnchen." Sagte er lächelnd, ich sah wieder auf die Uhr, 11:49. In elf Minuten würde wieder jemand sterben, vielleicht sogar Avery oder Bryan. Ich schob diese Gedanken erstmal zur Seite und begann zu essen, es tat gut sich endlich mal wieder vollkommen satt zu fühlen. Ich trank noch das Glas Wasser leer, das David mir reichte. Lächelnd nahm er mir das Tablett ab und stand auf. "Ich gehe wieder, ruh dich noch ein bisschen aus. Wenn etwas ist, kannst du mich anrufen." Er deutete auf ein kleines Telefon auf meinem Nachttisch. "Die wichtigsten Nummern stehen da." Mit einem letzten Blick auf mich verließ er den Raum, doch ich hatte nur Augen für das Telefon. Ich könnte die Polizei anrufen oder meine Mutter ! Schnell schnappte ich mir das Telefon und wählte die 110, es klingelte und klingelte und klingelte, endlich hörte das Klingeln auf, ich öffnete schon den Mund, um etwas zu sagen, doch als ein missbilligendes Schnallen zu hören war, verstummte ich. "Larissa, Larissa, Larissa... denkst du wirklich wir wären so dumm und würden alle Telefonate, die an die Außenwelt gehen durchlassen ?" Die Stimme am anderen Ende der Leitung ließ mich unwillkürlich zusammenzucken, es war Mr.Crewsten. "Ich dachte... ich..." Stotterte ich nervös, doch Mr.Crewsten unterbrach mich. "Weißt du wieviele das schon versucht haben ? Das ich nicht lache, sie halten uns wohl für Idioten, denen ins Hirn geschissen wurde, doch so sind wir nicht. Alles hier ist durchdacht, bis ins  kleinste Detail." Ich musste hörbar schlucken und legte sofort auf, ich konnte diese Stimme nicht länger ertragen. Ich stellte das Telefon wieder zur Seite und rollte mich in dem Bett zusammen, plötzlich sprang die Tür auf, und was ich dort sah, schockte mich vollkommen...

Davids Sicht

Schnell brachte ich das Tablett zurück in die Mensa und ging dann direkt in das Büro von Mister Crewsten. Ich öffnete seine Tür, er bedeutete mir leise zu sein, da er gerade telefonierte. "Alles hier ist durchdacht, bis ins kleinste Detail." Hörte ich ihn noch sagen, bevor sich sein Ausdruck verfinsterte, als seie er noch nicht kühl genug. Er ließ mit einem Seufzen den Hörer sinken und deutete auf einen Stuhl. "Setz dich David, ich glaube wir müssen ein ernstes Gespräch wegen Larissa führen." Ich setzte mich auf den gezeigten Stuhl und faltete die Hände in meinem Schoß, Mister Crewsten musterte mich ausdruckslos. Viele hier hatten zeigten mittlerweile keine Gefühle mehr, ihre Augen schienen leer. Ihre Seele zerbrach durch das ständige ansehen von Tod und Qualen, sie wurden schon fast wie Roboter. "Deine kleine Freundin hat tatsächlich versucht die Polizei anzurufen." In seiner Stimme lag ein spöttischer Unterton und in seinen Augen blitzte Belustigung auf. "Sie ist nicht meine Freundin." Erklärte ich ihm sachlich, auch wenn er mit wütend machte. Man habe gelernt, oder ich habe gelernt, wie man seine Gefühle unterdrücken konnte. "Noch nicht." Sagte Mister Crewsten mit einem Lächeln im Gesicht, es war kein freundliches Lächeln, eher das genaue Gegenteil. "Ich will das du sie für dich gewinnst, lass sie sich lieben. Und dann zerbrich sie, oder ich zerbreche sie. Es ist egal, mach das sie dich liebt und alles für dich tun würde. Liebende Personen lassen sich viel leichter brechen." Ich musste schlucken, er wollte sie innerlich zerbrechen, ihr ihre Seele auf die ekelhafteste und schmerzhafteste Weise brechen, doch ich nicke. Es fühlte sich falsch an, doch niemand widerspricht dem Boss, niemand traut sich das. "Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann und jetzt geh mir aus den Augen, der nächste Versuch steht in den Startlöchern und ich will Mr das Schauspiel nicht entgehen lassen."

Testobjekt 31Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt