Kapitel 41

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Larissas Sicht

David und Bryan wälzten sich auf dem Boden hin und her, schlugen auf den jeweils anderen ein oder warfen sich die verschiedensten Schimpfwörter an den Kopf. Ich stand entsetzt daneben und rief abwechselnd ihre Namen, anfangs habe ich versucht sie voneinander zu trennen, doch schnell habe ich einen Schlag auf die Nase kassiert, aus der ein kleines Blutrinnsal lief. Vor wenigen Minuten war alles noch vollkommen in Ordnung gewesen, davon abgesehen, dass David mich die ganze Zeit wie ihnen verletzten Vogel umsorgt hatte. Doch vielleicht war ich ein verletzer Vogel, unfähig zu fliegen und somit ohne Lebenssinn. Was sollte ein Vogel tun, der nicht fliegen konnte ? Er würde sterben. Und vielleicht bin ich gerade dabei zu sterben, vielleicht ist mein Inneres gerade dabei zu sterben. Als David zumindest ein Stück weit von mir abgelassen hatte, kam Bryan herein. Es war still gewesen, nur die beiden sahen sich die ganze Zeit eindringlich an. David war aufgesprungen und jetzt lagen beide ringend auf dem Boden, während ich hilflos neben dran stand. Zwischendurch wurde die Tür geöffnet und jemand den ich nicht kannte hatte sich, nachdem er die beiden auf dem Boden gesehen hatte aus dem Staub gemacht. Ich startete einen weiteren Versuch die beiden zu trennen, erntete aber wieder einen Schlag auf meine sowieso schon geschundene Nase. Ich taumelte rückwärts und stieß gegen die Wand. Ich kniff die Augen zusammen   Meine Nase tat höllisch weh, weswegen ich sie sofort mit meinen Händen umschloss. Ich hörte wie David und Bryan schnauften und die Beleidigungen, die einfach nicht stoppen wollten. Konnte das nicht einfach aufhören ? Aufeinmal verstummten die Beleidigungen, nur noch das Schnaufen war zu hören. Hatten Sie aufgehört zu kämpfen ? "So nun erklärt mir mal was hier los ist." Ein kalter Schauer lief mir über dem Rücken, als ich die Stimme erkannte. Mister Crewsten. "Und erklärt mir mal auch einer wieso unsere kleine Larissa mit zugekniffenen Augen an der Wand steht und sich die Nase hält, obwohl ihr und nicht sie gekämpft habt ?" Ich wollte die Augen nicht öffnen, wollte Mister Crewsten nicht ansehen müssen. Ich ließ also die Augen geschlossen. Auf Mister Crewstens Frage knurren David und Bryan nur, ich konnte mir vorstellen sie vernichtend sie sich gegenseitig anstarrten. Als mich jemand an meiner Schulter berührte, öffnete ich vorsichtig die Augen. Der Mann, der nachdem er vorhin die Tür geöffnet hatte, die Flucht ergriffen hatte, stand vor mir. Er hatte wohl Hilfe geholt. "Kann ich mir mal deine Nase angucken ?" Ich brauchte einige Momente um zu realisieren, was er gesagt hat. Doch schließlich nickte ich, wenn auch etwas zögerlich und ließ meine Arme hängen.  Der Mann, der sie kurz darauf als Calvin vorstellte, tastete meine Nase ab. Ich zuckte immer wieder zusammen, da er nicht gerade sanft zudrückte. Währenddessen wurde im Hintergrund lautstark diskutiert und eine mir ebenso bekannte Stimme kam dazu, Tracys Stimme. Ich schwieg die ganze Zeit über und ließ Calvin meine Nase weiter abtasten. Als er schließlich von mir abließ, holte er ein Taschentuch heraus und tupfte mir damit das Blut weg. "Sieht nicht nach einer Fraktur aus, wahrscheinlich nur geprellt." Ich Murmelte ein leises und unverständliches 'Danke' und versuchte die immer lauter werdenden Stimme von David, Bryan, Tracy und Mister Crewsten auszublenden. Mein Kopf fing an zu schmerzen und ich kniff wieder die Augen zu. Aufeinmal spürte ich Eine Hand an meinem Rücken, Calvins Hand. Er drückte mich von der Wand weg, vorbei an den Streitenden und schließlich aus dem Raum, natürlich nicht ohne vorher nochmal ein paar Worte mir Mister Crewsten gewechselt zu haben, der ihn jedoch nicht viel Beachtung schenkte. Er führte mich zielstrebig durch die Gänge und ich versuchte mir eventuell wichtige Details zu merken, die später mal nützlich sein könnten. Doch immer wenn ich etwas langsamer ging, schob Calvin mich nach vorne, sodass ich gezwungen war schneller zu laufen. Seufzend hab ihn es auf mir irgendetwas zu merken und ging mit Calvin durch die gleichaussehenden Flure, bis er schließlich an einer weißen Tür stehen blieb. Er kramte einen Schlüssel aus der Hosentasche und schloss die Tür auf, bevor er diese jedoch öffnete wandte er sich an mich. "Du wirst solange darin bleiben, bis dich jemand wieder holt, kapiert? Du machst auch keine Unsinn oder sonst etwas." Ich nickte einfach nur. Er schien damit zufrieden zu sein und stieß die Tür auf. Der Raum war ziemlich klein und nüchtern eingerichtet, ein weißer Tisch und ein weißes Sofa, auf dem Jennifer saß und mich anlächelte. Calvin gab mir einen kleinen Schubs, sodass ich auf das Sofa fiel. Er ging wieder aus dem Raum und schloss die Tür ab. Na toll. Jetzt saß ich hier im einem komplett weißen Raum zusammen mit Jennifer auf einem Sofa. Seufzend schloss ich die Augen. Egal wie lange es dauern würde, bis mich jemand holt, es wird wahrscheinlich die längste Zeit meines Lebens.

Testobjekt 31Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt