Grace

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Ich sehe die Angst in ihren Augen. Und meine größte Angst, wird mit ihrer wahr. Schockiert stolpert sie einige Schritte weiter. Ihr Blick liegt auf meinen spitzen Reißzähnen und der Gier in meinen Augen.

"Grace, bitte."

Sie stolpert noch einen Schritt rückwärts und schirmt mit ihren Händen ihre Lippen ab. Sie wollte es doch sehen! Ich habe ihr nur das gezeigt, was sie sehen wollte.

"Du hast wen umgebracht! Du bist ein Mörder", sagt sie angsterfüllt und sieht sich um. Ich weiß, dass sie gleich wegrennen wird.

"Ich habe niemanden umgebracht. Das schwöre ich dir!" Ich fuchtele mit meinen Händen, was es nicht gerade besser macht. Sie wird mir niemals verzeihen, geschweige denn glauben.

"Wer soll es sonst gewesen sein? Du bist der einzige böse Vampir hier", schreit sie mir entgegen. Ich sehe eine Träne nach der anderen ihre makellosen Wangen hinunter laufen.

"Ich habe es nicht getan, Grace. Ich schwöre es dir. Seit Wochen habe ich keinen lebenden Menschen mehr angerührt!"

"Warum sollte ich dir das glauben, du Biest", haucht sie und der Schrecken auf ihrem Gesicht wird noch größer.

"Weil dein Blut das einzige ist, was ich seit Wochen begehre", fauche ich sie an. Und da rennt sie los. Für einen Menschen ist sie wirklich schnell, obwohl ich ganz genau weiß, dass sie nicht sportlich ist. Ich sprinte ihr hinter her und packe sie am Handgelenk.

"Lass mich los", kreischt sie. Ihr Herz schlägt wie das eines Kaninchens, wenn es vor mir wegrennt. Sie hat wirklich angst. Zögerlich lasse ich sie los.

"Glaub mir doch, Grace. Bitte." Ich schlucke schwer und will wieder nach ihrer Hand greifen.

"Du wolltest mich umbringen!" Hysterisch sieht Grace sich um.

"Bitte lauf nicht weg. Ich werde dir nichts tun. Nicht wenn du es nicht willst", versuche ich sie zu beruhigen. Aber ohne Manipulation ist es nicht gerade leicht eine Frau von sich zu überzeugen. Mit großen Augen sieht sie mich an.

"Was redest du da für einen Schwachsinn!" Ihre Stimme überschlägt sich. Wieder sieht sie sich um, bevor ihr Blick auf mich fällt. Ihre Angst, die Hilflosigkeit auf ihrem Gesicht ist verschwunden.

"Wenn du mir nachläufst, dann werde ich diejenige sein, die deinem Leben ein Ende setzt, Vampir", knurrt sie und rennt los. Ich sehe ihr hinter her, wie ihr Schatten in der Dunkelheit verschwindet.

"Grace", flüstere ich und sehe zu Boden. Ich bin wirklich so ein Idiot! Ich, der gut aussehende Frauenheld. Was habe ich mir nur dabei gedacht, ihr so etwas zu sagen? Ich höre Schritte hinter mir und sehe den jungen Hunter.

"Wo ist sie?", fragt er mit bebender Stimme. Scott hat bereits seine Waffe gezogen.

"Weder mein Bruder, noch ich haben, deinen Vater umgebracht, Scott", antworte ich.

"Das ist mir gerade egal. Wo ist Grace?"

Ich blicke nach hinten in die Richtung in die sie gelaufen ist. Weit kann sie nicht gekommen sein. Aus irgendeinem Grund kann ich immer noch ihre Nähe spüren.

"Das wird ein Nachspiel haben, Cooper", flucht Scott und rennt an mir vorbei. Ich kann nicht glauben, was gerade alles passiert ist. Okay, Grace weiß jetzt über Vampire bescheid. Und vor allem hat sie mir gedroht, wenn ich ihr zu nahe kommen, ich ihren Zorn spüren werde. Will sie jetzt wirklich eine Jägerin werden? Ich seufze und mache mich auf den Weg nach Hause. Was auch immer meine Mutter geplant hat, sie macht es nicht gerade gut. Durch den Tot von Scotts Vater werden mehr Hunter in die Stadt kommen, als wir verteidigen können. Sie werden uns mit Argusaugen beobachten und erniedrigen. Und das hasse ich. Wir sind die stärkere Rasse, aber gegen gut ausgebildete Hunter in Massen, können wir nichts anrichten. Es sei denn meine Mutter hat ihre eigene Armee.

Ich öffne unserer Tür und tauche in einer Versammlung auf. Lächelnd tritt meine Mutter hervor. Oben auf dem Treppenabsatz kann ich meinen Bruder sehen, der nicht gerade begeistert zu mir schaut.

"Adam, darf ich vorstellen? Deine Cousinen", sie deutet auf zwei weibliche Vampire, "deine Cousins." Ihre Hand zeigt auf fünf halbstarke männliche Vampire in meinem Alter und jünger.

"Und deine beiden Onkel." Ihr Blick ist triumphierend. Ich schaue zu den beiden älteren Vampiren, die mich kaltherzig mustern. Ein Schauer läuft mir über den Rücken.

Sie sind alt.

Und je älter, desto mächtiger.

Etwas VerträumtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt