Kapitel 28 - Unausgesprochene Themen

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Die Worte von Scott lösen Angst und Zweifel in mir aus. Kann ich nicht einfach wieder meine Augen schließen? Immer noch fühlt sich alles so irreal an, eher wie eine Seite eines Fantasy-Romans oder eine Folge von Vampire Diaries. Mein Körper ist tief in die Sofakissen gesunken, als würde es mich umarmen und mir Halt geben.

„Grace." Die Stimme meiner Mutter dringt zu mir durch und reißt mich aus meinen Gedanken. Sie setzt sich neben mich und legt eine Hand auf mein Bein.

„Das muss alles schrecklich für dich sein. Dein Vater..." Sie hielt kurz inne, nicht die Kraft dazu über einen Verräter der Familie zu sprechen. Abgesehen von all den Umständen, wäre das alles nur eine ganz normale Familienlappalie. Vater geht fremd, Mutter und Vater streiten sich - Trennung bis hin zur Scheidung. Der Unterschied jedoch zu all dem: Mein Vater ist mit einer Vampirin fremdgegangen. Mit einer Vampirin, welche versucht Bloomfield an sich zu reißen.

„Nun ja. Wir haben uns damals bewusst dafür entschieden euch außerhalb dieser ganzen Angelegenheiten zu erziehen. Es wirkte fast wie ein ganz normales Leben bis dein Bruder eines Tages plötzlich vor uns stand und meinte ein Cousin namens Scott habe sich bei ihm im Internet gemeldet."

Sie wirft Scott, der am Esstisch mit einem Laptop sitzt, einen Blick mit zusammen gezogenen Augenbrauen zu.

„Wir mussten ihm alles erklären und er begann die Ausbildung zum Hunter. Alles konnten wir bis jetzt vor dir verbergen und wir hätten es auch gerne weiter getan. Aber die Umstände, dass wir nach Bloomfield ziehen mussten..."

„Mum. Schon in Ordnung." Ich unterbreche sie. Inzwischen brauche ich keine Erklärung mehr für das Handeln meiner Familie. Mein sehnlichster Wunsch war inzwischen nicht mehr in den Armen von Adam zu liegen, sondern seine Familie zu vernichten und für das leiden zu lassen, was sie der Stadt einfach so an tun.

Scott kommt mit dem Laptop zu uns in die Sofaecke und dreht den Bildschirm in meine Richtung.
„Ist sie das? Samantha Clarence?" Ich nicke und sehe mir das Bild genauer an. Es sind die gleichen schwarzen Haare mit den bunten Strähnen in den Haaren.

„Sie geht auch noch in unsere Jahrgangsstufe...Das wusste ich nicht", gab ich zu und rieb mir die Stirn. Klar, ich war noch nicht so lange hier, aber lange genug die ganzen Schüler einzuordnen.

Scott winkt ab und nimmt den Laptop wieder zu sich.

„Sie ist auch neu. Wie du. Vielleicht sollten wir noch ein Mal mit ihr reden."

Ich nicke und stehe auf. „Das mache ich. Ich weiß ja nicht, was dein Plan ist,da du uns ja unter keinen Umständen integrieren willst,aber ich kann hier nicht tatenlos rumsitzen und Däumchen drehen. Ich fahre ins Krankenhaus und rede mit Samantha."

Scott öffnet den Mund.
„Nein, ich fahre."

„Dann musst du unser Auto nehmen." Langsam holt Scott Autoschlüssel aus seiner Hosentasche, bevor er sie mir zögernd reicht. Meine Augenbrauen schießen nach oben. Anscheinend muss ich gerade ziemlich autoritär geklungen haben. Ich nehme die Schlüssel entgegen.

„Macht euch keine Sorgen. Ich hab mein Handy dabei. Wenn was ist, dann meldet euch."

„Pass auf dich auf, Gracy. Und das mit deinem Vater..."

Ich schüttele den Kopf.
„Nicht jetzt. Dieser Mann ist der letzte über den ich reden möchte, Mum."

Gedanken lenken mich während der Fahrt von der Straße ab. Immer wieder muss ich mich ermahnen den Blick nicht abschweifen zu lasen. Meine Hände sind fest um das Lenkrad gewickelt. Das letzte Mal als wir im Krankenhaus waren, wurde ich das erste Mal mit Vampiren konfrontiert, war bei einem Kampf zwischen Huntern und ihnen dabei. Mein Telefon klingelt und ich gehe ran - ein Verstoß gegen die Verkehrsregeln, aber es war Annabelle und wenn sie anrief musste es etwas wichtiges sein.

Etwas VerträumtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt