Kapitel 30 - Hass in ihrem Herzen

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„Also der Plan sieht wie folgt aus..." Scott, Jesper, Annabelle und ich sitzen im Wohnzimmer. Die Party rückt mit jeder Minute näher. Somit vielleicht auch der letzte Tag in denen Bloomfield nichts von der Existenz der Vampire weiß.

„Annabelle und Grace, ihr werdet draußen warten, während wir reingehen und die Masse etwas aufmischen", erklärt Scott und sieht uns eindringlich an.

„Du und welche Armee?", murmele ich und grinse. Jesper grinst ebenfalls, aber triumphierend.

„Ich war doch in Hartford, kleine Schwester. Und ein paar der Hunter dort haben sich bereit erklärt uns zu helfen. Ausgebildete Kämpfer, gegen nicht trainierte Vampire", erwidert er und lehnt sich lässig auf dem Sofa zurück.
„Woher willst du wissen, dass sie nicht trainiert sind?", hinterfrage ich das ganze skeptisch.

Scott schüttelt den Kopf. „Weil Vampire aus Intuition handeln und nicht mit Technik. Außerdem haben wir ein paar nette Hilfsmittel." Er zieht eine schwarze Sporttasche neben dem Sofa hervor und legt ihn auf den Wohnzimmertisch. Ich öffne den Reißverschluss und falte die Tasche auseinander. Pflöcke, silberne Dolche, sogar Schusswaffen und Wurfsterne kommen mir entgegen. Luft pfeift durch meinen geöffneten Mund und ich starre die Gegenstände schockiert an.

„Was ist das alles für Zeug. Um Gottes willen", murmele ich und fahre ehrfürchtig mit den Fingern darüber.

„Das, liebe Gracy, sind böse Gegenstände mit denen ich jedem einzelnen Vampir den letzten Rest Leben aus dem Körper saugen kann." Scott grinst ebenfalls triumphierend.

„Also weiter. Ihr werdet draußen warten um notfalls Hilfe zu holen oder uns zu retten."

„Was ist ein Notfall?", fragt Annabelle.
„Womit retten?", frage ich mit hochgezogenen Augenbrauen.

Scott wuschelt sich durch sein Haar.

„Wenn wir vom schlimmsten ausgehen, wäre ein Notfall, der Tod mehrerer Hunter. Sollten Jesper oder ich verletzt werden, dann kommst du ins Spiel, Grace. Du hast Adam und Alex auf deiner Seite. Die Vampire werden dir nichts tun, also bist du die Einzige, die heile rein und wieder raus kommt. Das meine ich mit retten."

Ich schüttele den Kopf.
„Wieso geht ihr davon aus? Zwischen Alex und mir läuft es nicht gut und Adam habe ich geschworen, dass ich ihn umbringe, wenn er mir noch Mal zu nahe kommt."

„Das macht die Sache schwieriger, aber ändert nichts. Man sieht es einfach. Wir müssen uns darauf verlassen", beteuert Scott.

„Woher wisst ihr eigentlich von dieser verdammten Party?", frage ich perplex.

„Das spielt nicht zur Sache." Scott schließt die Sporttasche, zieht diese auf seinen Schoß und sieht uns an. Jemand von den Vampiren muss es Scott oder Jesper verraten haben. Wahrscheinlich Alex. Entweder es war eine Falle oder ein Gefallen. Annabelle sieht mich an, ihre Augenbrauen hochgezogen und die Lippen fest aufeinander gepresst. Sie fühlt sich genau so unsicher wie ich. Nur in Scotts Augen lodert die Leidenschaft und die Sicherheit des Sieges.

„Die Mission kann beginnen", bringt er hervor und seine Mundwinkel zucken nach oben.

Wir fahren mit dem Auto zu der Party, die etwas ländlicher von Bloomfield in einer kleinen Landhausvilla stattfindet. Scott lässt Annabelle und mich etwas abseits des Hauses mit einer Schusswaffe zurück. Natürlich kann keiner von uns beiden damit umgehen, aber unser Anführer ist fest davon überzeugt, dass allein mein Name genügt um Vampire fortzuschicken. Die Rücklichter des Autos werden in der Ferne kleiner und halten unter einer Laterne.
„Schau mal. Da sind tatsächlich noch mehr Hunter", raune ich Annabelle zu, während ich die Umgebung absuche. Tatsächlich kann man Schemen von weiteren Autos erkennen.

„Komm wir gehen dichter ran. Wir müssen doch irgendwie mitbekommen, ob etwas schief geht", sage ich zu Annabelle und nehme ihre Hand. Sie drückt meine Hand fest und folgt mir leise. Scott, Jesper und der Haufen an Hunter verschwinden in dem Haus. Ich halte die Luft an, unterdessen wir uns langsam dem Haus nähern. Laute Musik schallt aus dem Haus.

„Ich hab Angst", raunt Annabelle. Ihre Stirn ist in Falten gelegt, die Augen zusammen gekniffenen.

„Sag mir bloß rechtzeitig bescheid...", murre ich und blicke angestrengt auf das Haus. Wenn Annabelle doch bloß ihre Fähigkeiten kontrollieren könnte, dann würden sie einen so großen Vorteil gegenüber der Vampire haben.
„Grace", höre ich eine wohlbekannte Stimme hinter uns. Langsam wende ich mich herum.

„Hey Alex. Gar nicht auf der Party?", murmele ich nervös und deute mit einem Kopfnicken auf das Haus.

„Ich war gerade auf dem Weg dorthin. Scott und Jesper sind drin, nicht war?"

Ich nicke zögernd. „Du warst der Informant, oder?"

Er nickt ebenfalls und sieht zur Seite. Wenn ich schon Mal hier war und gerade nichts los war, konnte ich wenigstens etwas wichtiges erledigen. Langsam war es an der Zeit gegenüber Alex ehrlich zu sein.

„Können wir kurz reden?", frage ich ihn und gehe mit ihm ein Stück weg, jedoch so, dass Annabelle nichts hören kann, aber wir uns beide gut sehen können.

„Alex...", fange ich an und versuche mir im Kopf meine Worte zurecht zu legen.

„Es tut mir leid, was zwischen uns allen hier gerade passiert." Alex sieht mich mit seinen freundlichen Kulleraugen an. Meine Beine drohen dahin zu schmelzen, obwohl ich für ihn nichts weiter empfinde als Freundschaft. In meinem Herzen jedoch lodert der Hass gegenüber der Vampire. Ich rufe mir das Bild von Samantha vor Augen und vor allem das meines Vaters.

„Ich kann nicht länger etwas mit dir zu tun haben. Ehrlich gesagt, kann ich mit keinem von euch Vampiren mit ruhigen gewissen etwas zu tun haben. Ich weiß, Alex, du warst immer der nette von euch allen, aber ich hasse euch. Ich hasse dich und deine Rasse dafür, was ihr uns Menschen antut." Die bloßen Worte prallen gegen seinen Kopf und ich sehe, wie seine Miene sich verfinstert.

„Wenn es das ist, was du für mich empfindest. Aber eins will ich wissen. War da je etwas anderes? Hast du je das für mich empfunden, was ich für dich empfunden habe?" Er tritt näher an mich heran. Seine Hände zu Fäusten geballt. Mein Herz fängt an wie ein wildes Tier zu schlagen.

„Ich mochte dich..." Ich schluckte schwer.

Ein knappes Lachen kam aus seinem Mund, während er mich musterte.

„Pass auf dich auf, Gracy. Jetzt ist niemand mehr da, der dich beschützt." Er verschwindet, wie jeder dieser verdammten Vampire und ich fluche leise vor mich her. Annabelle kommt zu mir, in der rechten Hand ein Zettel.
„Es wird etwas schreckliches passieren, Grace, aber nicht mit Jesper oder Scott, sondern mit einem von uns", murmelt sie und hält ihn mir hin.

Auf dem Zettel war eine Figur mit langen Haaren zu sehen, welche umgeben ist von einer schwarzen Silhouette. Etwas weiter abseits zwei Figuren stehend, der eine ein schwarzes Herz in seiner Mitte, der andere ein weißes.

Ich sehe Annabelle an und runzele die Stirn.
„Was hat das zu bedeuten?"

Etwas VerträumtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt