Kapitel 11 - Date Night

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Ich muss noch einige Tage an das Gespräch mit Scott denken, bin aber zu dem Entschluss gekommen, dass mein Cousin einfach zu viele Fantasyromane ließt und wirklich zu kreativ ist. Es ist Freitag Abend, der Freitag Abend auf den ich gewartet habe. Mein erstes richtiges Date steht bevor.

In meiner alten Heimat habe ich mich zwar auch mit Jungs getroffen aber nicht alleine. Meistens war eine Freundin dabei und es wurde auch nie Händchen gehalten oder sich geküsst, was ich mit einem Date verbinde.

Ein Blick in den Spiegel verrät mir, dass ich wirklich alles gegeben habe um einigermaßen schön auszusehen. Ich weiß zwar nicht was Alex geplant hat, aber ich war für alles gerüstet. Eine dunkle Jeans passt immer und ein schwarzes Top mit bisschen Spitze gehört auch zu den eher schlichteren Sachen, die ich auch zur Schule anziehen würde. Geschminkt habe ich mich eher auffällig, einen rosiger Lippenstift und lange schwarze Wimpern. Falls er etwas außergewöhnliches geplant hat, ziehe ich mir einen Blazer an, dann sieht es eleganter aus.

Ich bin zufrieden und bereit. Als neue beste Freundin habe ich Annabelle natürlich während des ganzen Vorgangs über Snapchat, welches sie sich erst gestern runter geladen hat, auf dem laufenden gehalten. Posen auf denen ich ein Duckface mache, meine Augen verdrehe oder ein Video, wie ich meine Lippen bemale, gehören zum Programm.

Annabelle hat die Filter für sich entdeckt und schickt mir meistens ein Lächeln mit Hunde- oder Katzenohren. Sie sieht dann immer ziemlich niedlich aus, wie die braunen Hundeohren auf ihren roten Haaren sitzen.

Es klingelt an der Tür und ich renne runter. Niemand soll vor mir die Tür aufmachen. Ich habe mich für schlichte schwarze Pumps entschieden, die ich schnell in die Hand nehme. Beim Vorbeilaufen an der Garderobe, schnappe ich mir meinen Mantel.

"Bin mit Freunden raus!", rufe ich durch das Haus und öffne die Tür.

"Hi", begrüße ich Alex und ziehe dabei meine Pumps über. Erst dann lasse ich meinen Blick über mein Date gleiten. Er trägt ein einfaches kariertes Hemd und eine Jeans. Seine Haare sind wie immer gestylt und das Lächeln immer noch so nett wie immer. Ich sehe an ihm vorbei auf ein schwarzes Cabrio. Mir entfährt ein Pfeifen.

"Hey", sagt er liebevoll und macht mir zum Rauskommen Platz. "Du siehst gut aus."

"Danke", murmele ich und ziehe die Tür schnell hinter uns zu. "Ist das dein Wagen?" Ich renne so gut wie möglich über unsere Veranda und den Weg zum Cabrio.

"Was für eine Karre", raune ich und fahre mit dem Finger über den glatten Lack.

"Ja das ist meiner. Oder eher der von meinem Bruder und mir." Er zieht die Schultern hoch und lächelt. Er lächelt immer. Kann er jemals böse schauen? So wie Adam? Ich schüttele den Kopf um die Gedanken an seinen Bruder zu verbannen. Er geht zur Beifahrertür und hält sie mir auf. Auf dem Sitz sehe ich eine rote Rose.

"Ist die für mich?", frage ich entzückt und nehme sie in die Hand. Dabei steche ich mir natürlich in den Finger und ein perfekter Blutstropfen rinnt meinen Daumen runter. Von wegen Vampir. Würde Alex jetzt nicht vollkommen ausrasten?

"Ja die ist für dich", antwortet er knapp und fischt aus seiner Hosentasche ein Taschentuch, welches er mir sofort hinhält.

"Nicht, dass du noch unsere schönen Ledersitze beschmutzt", sagt er frech und schwingt sich auf den Fahrersitz. "Bereit?"

Ich nicke und setze mich auch in den Wagen. Mit quietschenden Reifen setzt er das Gefährt in Gang. Wind weht mir ins Gesicht und zerzaust meine Haare. Ich fühle die frische Abendluft und genieße sie. Herrlich. Wir fahren nicht lange und kommen bei einem Diner an. Von außen sieht es ziemlich voll aus. Ein leuchtendes Schild blinkt in roten und blauen Tönen. Open sticht mir entgegen.

"Das ist einer der beliebtesten Treffpunkte für Jugendliche hier in Bloomfield", erklärt mir Alex und parkt ein. Auf dem Parkplatz stehen bereits ältere Schüler bei ihren Autos und unterhalten sich lautstark. Dass Alex gleich mit mir in die Öffentlichkeit geht, hätte ich nicht gedacht. Schnell steigt er aus, um mir die Tür zu öffnen. Er ist wirklich aufmerksam, total der Gentleman. Da passt ein Diner so ganz und gar nicht.

"Sieht ziemlich voll hier aus", entgegne ich etwas enttäuscht und sehe uns schon einen Tisch suchen. Sanft legt er eine Hand auf meinen unteren Rücken und lächelt verschwörerisch. Eigentlich ist er doch ganz süß. Bei ihm weiß ich, dass er mich nicht verletzen würde.

Wir treten ein und der Geruch von Pommes Frites und Burgern schlägt mir entgegen. Ich kichere als ich die Kellnerinnen auf Rollschuhen sehe. Das ist so Klischee, dass es mir fast schon gefällt. Er führt mich in den hinteren Teil der Sitzfläche und mir wird ganz warm im Gesicht, als ich einen schön gedeckten Tisch mit einer leuchtenden Kerze sehe.

"Du hast dir ganz schön Gedanken gemacht." Ich setze mich gegenüber von ihm hin und lege meinen Mantel ab. Wir bestellen uns natürlich einen Milchshake und ein Burger-Menü.

Er fragt mich über meine Familie aus und ist sehr interessiert an der Stadt, aus der wir hier her gezogen sind. Ich erzähle ihm, dass Bloomfield auf jeden Fall kleiner ist, aber ich inzwischen diesen kleinen Ort ziemlich mag.

"Und wie ist deine Familie so? Deine Mutter ist die Bürgermeisterin, oder? Wie fühlt man sich damit?" Ich schlürfe burschikos an meinem Milchshake und verschlucke mich dabei. Alex lacht leicht und legt sein Besteck ab.

"Nun ja. Ich bin eher der ruhigere. Mein Bruder lässt das Bürgermeisterkind eher raushängen."

Wenn man vom Teufel spricht.

Adam drängelt sich mit seinen Footballer-Jungs zwischen den Tischen entlang. Er macht einen kurzen Zwischenstopp bei Alex und lehnt sich über seine Schulter zu seinem Ohr. Erst jetzt bemerke ich wieder, wie ähnlich die beiden aussehen. Adam flüstert seinem Bruder etwas zu, was ich leider nicht hören kann und sieht mich dabei unentwegt an. Und dann zwinkert er mir plötzlich zu und ich fühle mich wie im falschen Film. Hat er gerade mit mir geflirtet? Oder sollte das irgendwie ein Anstoß sein? Adam Cooper ist der wohl undurchschaubarste Kerl, den ich je zu Gesicht bekommen habe. 

Lachend und grölend machen sich die Sportler wieder davon und setzen sich ebenfalls hin. Ich stochere in meinen Pommes rum und sehe Alex an wie er mit sich selber ringen muss. Was liegt ihm auf dem Herzen?

Anscheinend entscheidet er sich dann doch dafür es mir zu sagen.
"Mein Bruder und seine Freunde schmeißen morgen bei uns eine Party. Also wenn du Lust hast, kannst du kommen und deine Freunde mitbringen."

Ich sehe ihn an. Sollte ich zusagen? Eine Party bei den Coopers. Eine Party von Adam Cooper? Würde es da nicht von coolen Leuten wimmeln zu denen ich noch nicht gehörte? Aber vielleicht ist es auch ein perfektes Sprungbrett.

"Klar gerne. Ich komme", antworte ich erfreut und plane bereits, dass ich auf jeden Fall Annabelle mitnehmen werden. Ihre erste Party und das gleich bei den Coopers.

Etwas VerträumtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt