Cousins

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Die Lage spitzt sich zu. Inzwischen folgen immer mehr Vampire dem Ruf meiner Mutter und quartieren sich in leeren Häusern und auf Grundstücken ein, um sich dort zu verewigen. Unter all den Umständen zwingt sie uns trotzdem zur Schule. Vor allem sollen wir die Harpers und ihre Jäger auskundschaften. Ich weiß nicht, wie lange sich unsere Cousinen und Cousins noch benehmen können.

Der Schultag beginnt mit einer Mathestunde. Der Unterricht in dem ich Grace Harper das erste Mal begegnet bin und sofort gesehen habe, dass sie der größte Tollpatsch und das naivste Mädchen dieser Umgebung ist. Inzwischen reagieren jede Sinne auf sie und ich kann nichts dagegen tun. Ihr Blut rieche ich bereits von weitem und ihr schlagendes Herz ist mein ständiger Begleiter. Auf dem Weg in den Klassenraum kommen mir zwei meiner Cousins entgegen. Sie tuscheln und lachen.

"Die Kleine hat so große Augen bekommen, als sie meine Zähne gesehen hat." Der ältere von beiden, Leonard, lachte lauthals auf. "Und danach hat sie sich wie ein Häufchen Elend zusammen gerollt und gewinselt wie ein wehrloses Tier."

Nicolas, sein Bruder, schlägt ihm freundschaftlich auf die Schulter, als ich mich direkt vor die beiden stelle.

"Was habt ihr getan?", knurre ich und packe Leonard am Ärmel.

"Jo, man. Chill mal", sagt er beschwichtigend und grinst über beide Ohren. Zu allem Leidwesen konnte ich nur so tun als wäre ich stärker. Leonard und Nicolas haben weitaus mehr Erfahrung in der Technik des Kampfes als ich. Sie sind auch einige Jahrzehnte alter und somit von der Vampirstärke ebenfalls überlegen.

"Ich habe gefragt, was ihr getan habt, Leo!"

"Deine Mutter hat uns aufgetragen die Gesellschaft etwas aufzumischen, also habe ich es getan!" Ein fettes Grinsen strahlt mir entgegen und ich sehe seine spitzen Vampirzähne.

"Du hast doch nicht etwa...?" Hat er etwa einen Menschen angegriffen? Das wird große Konsequenzen geben und was für welche.

"Adam, du solltest aufhören dir so viele Sorgen zu machen und dein Vampirleben genießen", flüstert Leonard. Mit einem schnellen Handgriff packe ich ihn an seinem grauen Kragen und drücke ihn gegen die Wand. Nicolas greift nach meinem Handgelenk, rammt seine Fingernägel in meine Haut und sieht mich wütend an.

"Lass meinen Bruder los, Adam. Oder das wird dir teuer zustehen kommen!" Ich drücke stärker zu, balle meine Faust an seinem Kragen zusammen.

"Es ist nicht dein Mädchen, keine Sorge", flüstert Leonard provokant. Sein Grinsen ist das widerlichste, welches ich kenne. Allein das Auftreten meiner beiden Cousins ist Arroganz und Egoismus pur. Sie leben wahrlich ihr Vampirleben und nichts und niemand wird sie davon abhalten könne. Deswegen folgen sie dem Ruf meiner Mutter, die ihnen alles verspricht. Ein Leben ohne Hunter. Aber das wird es hier in Bloomfield nicht geben, solange Grace und ihre Familie hier sind und Scotts Vater rächen werden. Und das werden sie, vor allem wenn diese Idioten noch mehr auf uns Vampire aufmerksam machen.

"Jetzt lass ihn los, Adam. Sonst werde ich gleich jedem einzelnen hier die Kehle aufbeißen. Und dann werden erst recht alle wissen, was du und unsere Familie sind. Klar?" Nicolas drängt sich weiter zwischen uns und verstärkt den Griff um mein Handgelenk. Ich spüre wie er allein durch diese Berührung an meinen Kräften zieht. Und plötzlich höre ich ihren schnellen Herzschlag in meiner Nähe. Es sind wilde aufeinander folgende Schläge, die wie laufende Schritte auf dem Asphalt vor Geschwindigkeit ins stolpern geraten. Ein Blick nach rechts lässt mich ihre Gestalt auffangen. Sie kommt aus dem Mädchenklo gestolpert.

"Ich brauche Hilfe!", schreit sie über den Flur und hat bereits ihr Handy in der Hand. Ich lasse Leonard los, der ebenfalls amüsiert seine Aufmerksamkeit auf Grace gelenkt hat. Eine kräftige Handbewegung und auch Nicolas Krallen lösen sich von meinem Handgelenk. Was haben diese Mistkerle getan? Nervös drängele ich mich durch die Menschenmenge, die sich um Grace und die Tür zum Mädchenklo versammelt hat.

"Brauchst du Hilfe, Grace?", frage ich sie besorgt. Ihr Blick fällt blitzschnell auf mich und es ist keine Angst, die ich in ihren Augen sehen kann. Es ist Wut und Stärke, total untypisch für meine unschuldige Grace. Sie tritt einen Schritt näher auf mich zu.

"Adam Cooper, du und deine Sippschaft werdet euch von uns Menschen fern halten. Sollte sowas noch ein Mal passieren, dann werde ich helfen jeden einzelnen von euch zu töten."

Etwas VerträumtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt