Drang

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Die Anwesenheit eines Coopers auf den örtlichen Partys der Jugendlichen ist das Wichtigste. Als Sohn der Bürgermeisterin und Captain des Football-Teams gehört es dazu, auf sich aufmerksam zu machen. Meine Fähigkeit, sich anzupassen, für jeden einzelnen Vampiren Bloomfields zur Schau zu stellen.

Während ich diesen guten Gedanken von mir habe, stehe ich in einer Gasse zwischen zwei Läden mitten in Bloomfield. Meine Atmung ist schnell und ich bin angespannt. Nie habe ich so ein Verlangen verspürt, so ein Verlangen nach ihr. Nach diesem unschuldigem Geschöpf, umgeben von Vampirjägern. Dieses ahnungslose Gesicht, fast schon dümmlich. Trotz ihrer Art Dinge nicht zu sehen, die sich direkt vor ihrer Nase abspielen, finde ich sie interessanter als jedes andere Mädchen, welches ich jemals aussaugen wollte. Und es waren schon viele, zu viele von denen meine Mutter nichts weiß.

Kurz bevor ich mit meinen Jungs zum Lagerfeuer gegangen bin, habe ich mir ein Mädchen geschnappt. Sie mit meinem schicken Cabrio abgeholt, ihr eine Rose mitgebracht und sie ins Diner gefahren um dort mit ihr zu Essen. Erwartungsvoll habe ich sie dann an meinen Lieblingsort gefahren, ursprünglich um sie dort zu verspeisen. Doch als sie mir ihren freien, nackten Hals darlegte, konnte ich nichts anderes tun, als mir Grace vorzustellen. Wahrscheinlich würde sie sich vor Unsicherheit fragen, ob ihre Halsposition so richtig ist. Also habe ich sie von mir gestoßen und ihr befohlen zu fliehen.

Ein Lächeln umspielt meine Lippen und im selben Moment komme ich mir dämlich vor. Ich, der überall bekannte schlechte Kerl, der mit Frauen nur spielt. Der Kerl, dessen Lächeln Frauenherzen bricht, wie in jedem Badboy-Buch. Und nein, ich stehe weder auf sadomaso noch habe ich mit mehreren Frauen geschlafen. Sie denken es nur.

Die Dunkelheit liegt wie ein Vorhang über mir und schenkt mir die Kraft des Mondes. Wir Vampire sind nun mal Nachtwesen und bei Nacht sind unsere Kräfte am stärksten. Schnelligkeit, Blutdurst, Gerissenheit, das alles zeichnet uns aus.

An meinen Schläfen nehme ich ein sanftes Pochen wahr. Durst, pochen, Durst, pochen, Durst.

Da ich meine Mahlzeit vorhin abgelehnt habe, bin ich durstig, eher tierisch hungrig zur Party gefahren. Dort habe ich meinen Kummer mit dem billigen Bier ertrunken, das Bier was nur junge Highschool-Schüler illegal erwerben konnten. Und die Musik hat mich von meinem Durst abgelenkt. Der Durst, der schwer gegen die Prinzipien der Bloomfield-Vampire wiegt.

Bevor ich mich dazu entschließen konnte, nach Hause zu fahren und mich dort einer faden Blutkonserve zu widmen, taucht Grace vor meiner Nase auf. Ihr Blutgeruch steigt mir sofort in die Nase. Ich muss mich zusammen reißen, sie nicht anzufauchen und sie zu warnen wegzurennen, bevor ich meine spitzen Zähne benutze. Doch sie sieht mich nicht einen Funken schüchtern an und mustert meinen Gesichtsausdruck. Meine Hände sind zu Fäusten geballt und ich gehe einen Schritt vor.

"Bro, was ist los?", höre ich meinen besten Freund fragen, während Grace Harper wütend von mir wegstapft und sich an dem Bierfass zu schaffen macht.

Die Erinnerung an sie raubt mir jetzt immer noch den letzten Nerv. Stunden nach unserer Begegnung, verspüre ich immer noch den Drang zu ihr. Was würde Vater nur dazu sagen, dass ich schon mehrere Tage hinter einer Beute her bin?

Bevor ich mir noch weiter den Kopf zermahle, nehme ich mir fest vor, dieser neuen Schülerin näher zu kommen.

Und sie zu meinem zu machen.

Etwas VerträumtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt