Wut

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Ich tigere wie wild durch unser Wohnzimmer. Meine Fäuste sind so stark geballt, dass bereits die Gefäße an meinen Armen hervortraten und die Fingerknöchel weiß wurden.

"Ich werde jetzt zu ihr hochgehen und dafür sorgen eine Erklärung zu bekommen. Für eine Rache an Vater ist es zu spät und ich verstehe immer noch nicht, wieso sie unsere Rasse auffliegen lässt!", fauche ich und sehe zu meinem Bruder, der auf der Kante des Sofas sitzt.

"Was wenn das alles gar nicht von ihr aus kommt, sondern von oben?", erwidert Alex und zuckt mit den Schultern. Mein naiver Zwillingsbruder versucht mal wieder unter allen Umständen unsere Mutter gut darzustellen.

"Du weißt schon, dass sie gerade dafür sorgt einen Keil zwischen Grace und uns zu setzen?" Alex rauft sich durch die Haare und lacht nervös.

"Ich glaube, dass ich sowieso nie eine Chance bei ihr gehabt hätte. Du bist doch ihre Schwachstelle und sie die deine."

"Alex..." Ich höre auf herum zu tigern und setze mich neben ihn. "Grace hat mir gesagt, sie würde sich für dich entscheiden, wenn sie müsste. 

"Hat sie?" Alex sieht mich hoffnungsvoll an und ich fühle mich nicht dafür gewachsen ihm auch nur zu widersprechen und nicke einfach nur.

"Also es wird Zeit herauszufinden, was unsere Mutter vor hat und warum", füge ich schnell hinzu und stehe auf. Alex erhebt sich ebenfalls.

"Ich helfe dir. Immerhin geht es um unsere Stadt."

"In der Tat, meine lieben Söhne. Es geht um unsere Stadt." Die kühle Stimme von Samantha Cooper halt durch das Wohnzimmer. Mit verschränkten Armen steht sie im Türrahmen.

"Mutter. Kam dieser Befehl von dir? Eine wehrlose Schülerin anzugreifen?", konfrontiere ich sie auch gleich und knirsche mit den Zähnen.

"Jeder Befehl kommt von mir. Genau so wie der Befehl, dass eure Cousins heute eine Party schmeißen um ein Exempel zu statuieren." Ein Lächeln legt sich auf ihre Lippen, es sieht arrogant und siegessicher aus.

"Was für ein Exempel? Was hast du vor?", meldet sich Alex zu Wort und tritt neben mich. Wir stellen eine Einheit dar, die gemeinsam herausfinden wollen was Sancha Cooper vor hat.

"Wohl eher was haben wir vor, Sohn." Ihre Augen liegen starr auf Alex. Sie versucht ihn kleinzumachen. Nutzt den sensiblen und emotionalen Sohn um den anderen umzustimmen. Nicht mit mir. Mit großen, bedachten Schritten gehe ich auf sie zu. Meine Mutter war zwar hochgewachsen, aber nicht so groß wie ich. Nur ihre innere Stärke, die Vampirstärke strahlte die Macht aus, die sie besitzt. Doch in dem Moment schaltete ich jegliche Auren aus und sehe nur die wehrlose Frau vor mir, die meine Mutter ist.

"Kommt der Befehl von weiter oben? Ist Bloomfield nicht die einzige Stadt?", frage ich sie und kneife die Augen zusammen. Meine Stimme bebt vor Wut und ich will endlich wissen was los ist.

"Der Rat einer Rebellion von Vampiren hat beschlossen den Menschen einen Krieg zu erklären. Wir wollen nicht länger im Schatten der menschlichen Gesellschaft leben. Ja Bloomfield ist erst der Anfang. Die anderen Hunter-Anführer stellen sich quer, ihre Städte sind nicht so leicht einzunehmen. Aber durch die Hilfe von den Harper-Brüdern habe ich es geschafft. Die Rebellion beginnt hier, meine Söhne. Mit uns. Wir setzen den Grundstein für den Aufstieg der Vampire!" Eine flammende Rede kommt aus dem tiefsten ihres Herzens.

"Was sagen die Erschaffer dazu? Die Urvampire, Mutter. Sind sie damit einverstanden, dass ihr die gesamte Infrastruktur der Vampire auffliegen lassen wollt?" Alex hat mal wieder gut recherchiert oder eher war gut informiert. Unsere Erschaffer haben für die unterirdischen Welten gesorgt und für die Versorgung von Konserven um unschuldiges Leben zu wahren.

Wieder lächelte Sancha ohne ihre Zähne zu zeigen und macht einen dramatischen Augenaufschlag.

"Ihnen bleibt nichts anderes übrig. Wir Coopers sind nicht die einzige Familie, die sich ihnen entgegen stellt. Und solange wir, die Ersterschaffenen gegen sie sind, bleibt ihnen nichts anderes übrig." Die Ersterschaffenen sind die ersten Vampire, die von den Urvampiren erschaffen wurden. Ihr Blut gemeinsam kann den Urvampiren töten, nur ihr Blut. Und anscheinend hatte die Rebellion es irgendwie geschafft, alle Ersterschaffenen auf ihre Seite zu ziehen.

"Und ihr werdet auf meiner Seite stehen, meine lieben Söhne. Wir werden als eine Familie siegen. Mir ist egal, dass dieses Hunter Mädchen in eure Herzen gehüpft ist, aber einen Verrat dulde ich nicht. Ihr werdet auf diese Party gehen und zeigen, dass ihr meine Söhne seid. Das ist kein Rat und keine Bitte, es ist ein Befehl eures Familienoberhauptes. Und um meinen Standpunkt noch klarer zu machen. Eurer kleinen Freundin wird nichts geschehen, solange ihr das tut was ich möchte. Wenn nicht, dann wird sie in einer Fabrik enden oder vielleicht an den Zähnen einer der Fabriklords." Sie drängt meinen Bruder und mich zurück gegen die Lehne des Sofas.

"Habt ihr mich verstanden?" Ich knirsche mit den Zähnen, aber meine Mutter ist eine der Personen, die ihre Drohungen unter allen Umständen einhielt. Diese Fabriken sind keine schöne Sachen. Etwas worauf ich in meinem Vampirleben nicht stolz bin. Dort werden Menschen einfach wie Schweine an Haken gehängt und ausgeblutet. Diese Vorstellung für Grace. Alex fässt mich am Arm.

"Ja, Mutter. Wir haben verstanden." Seine Stimme ist langer nicht mehr so nett wie ihre Mutter es sich erhoffte, aber auf Alex Wort ist Verlass und das wusste sie. Sie lehnte sich etwas vor und gab erst Alex und dann mir einen Kuss auf die Wange, bevor sie mit erhobenem Kinn das Wohnzimmer verließ.

"Dann werfe dich in deine Partyschale. Ziehe aber nicht dein bestes Hemd an. Es wird bluten." Mit zusammengekniffenen Augen sehe ich meinem davongehendem Bruder hinter her. Anscheinend war diesmal Alex, der mit dem Plan.

Etwas VerträumtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt