18. Kapitel

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"Ich weiß nicht, ob wir das hier überleben werden," traurig sah sie auf das endlos wirkende Meer. Als sich ihre Blicke kreuzte, streichte er mit seiner Hand über ihre Wange und küsste sie einfach.

Als seine weichen Lippen die ihren berührten, war Marlia völlig perplex. Damit hatte sie nicht gerechnet.

Der Kuss war vorsichtig und liebevoll. Sehr bedacht, aber voller Gefühl. Ihr Herz raste und ihr Kopf schien nicht mehr denken zu können. Kein klarer Gedanke war zu fassen und sie konnte sich nicht enscheiden, ob sie Felix wegstoßen, oder die Augen schließen und zurück küssen sollte.

Langsam bewegte er seine vollen Lippen gegen ihre. Es kribbelte in ihrem Bauch und der Moment schien gerade zu perfekt. Doch was war es, dass in ihrem Hinterkopf die Situation überschattete? Etwas fühlte sich nicht richtig an.

Und da fiel ihr es ein. Emma!

Emma, ihre beste Freundin seit sechs Jahren, die mit dem Jungen zusammen war, der sie gerade küsste.

Emma, das Mädchen, das immer für sie da gewesen war, wenn sie eine Freundin brauchte. Die ihr die Haare gehalten hatte, wenn die Party am Vortag ausgeartet war.

Die sie in der Matheklausur hat abschreiben lassen, wenn sie die Lösung nicht wusste.

Das Mädchen, das sie stehts zum Lachen brachte und wie der Sonnenschein, vor sechs Jahren in ihr Leben getreten war.

Und jetzt, in diesem Moment, küsste sie den Jungen, in den Emma verliebt war. Der sie glücklich machte und akzeptierte, wie sie war.

Marlia riss die Augen auf. Warum hatte sie sie überhaupt geschlossen?

Sie presste ihre kleinen Fäuste gegen Felix Brust und stieß ihn weg. Sie rappelte sich auf und stand schnell auf den Füßen.

Felix sah sie mit großen Augen an, überrascht von ihrem plötzlichen Aufsprung.

"Ich..." stammelte Marlia und brachte sonst kein Wort heraus. In ihrem Kopf rasten die Gedanken und das Schuldgefühl breitete sich aus. "Ich..." verzweifelt fuhr sie sich durch ihre blonden Haare, machte dann auf dem Absatz kehrt und lief so schnell sie konnte in den Wald.

"Alles okay bei dir?" Dean schaute in die braun, grünen Augen von Allison und sie zuckte nur mit den Achseln. "Das heute hätte anders laufen sollen," bedrückt sah sie aufs Wasser, das eben noch  von der Sonne glitzerte und jetzt nur noch weit und dunkel vor ihnen lag.

"Wer weiß ob wir jemals wieder nach Hause kommen?"  Eine Träne kullerte aus ihrem Augenwinkel. Dean streckte seine Hand aus und strich mit seinem Daumen behutsam über ihre Wange.

Er lächelte sie friedlich an und auch ihre Mundwinkel zogen sich nach oben. Trotzdem löste sich eine weitere Träne.

"Du brauchst nicht weinen,"  sein Blick strich über den Horizont, auf der Suche nach etwas, das nicht zu finden war.

"Sie suchen uns noch und werden uns bald finden," er dachte an seine Eltern die sich sicher aus Sorge verrückt machten.

Seine Mutter war bestimmt schon zusammen gebrochen. Magrit machte sich schon Sorgen, wenn Dean nicht auf dem direkten Weg nach der Schule nach Hause kam, oder im Winter seine Mütze vergaß.

Oft war sie einfach nur nervig und überfürsorglich, aber er liebte sie trotzdem. Sie war immer gut zu ihm gewesen und hatte ihm beigebracht, was wichtig war. 

Zwar verstand er nicht, warum sie bei seinem Vater blieb, aber er konnte es ihr auch nicht verdenken.

Sein Vater war es, der das Geld nach Hause brachte und er war auch dejenige, der die Wohnung bezahlte, in der sie zu dritt lebten. 

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