23. Kapitel

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Seid Deans Unfall waren einige Tage vergangen. Es wurde nicht viel gesprochen und die Gruppe war mit ihren Kräften am Ende.

Seine Leiche musste nicht vergraben werden. Das Meer hatte ihn Stück für Stück mitgenommen, bis er ganz verschwunden war und es kaum ein Zeichen dafür gab, dass er jemals gelebt hatte.

Allison schwieg die meiste Zeit, genau wie nach dem Tod von der Frau aus dem Flugzeug. Wenn jemand zu ihr kam und fragte wie es ihr ging, schüttelte sie nur den Kopf und wiederholte ständig, dass es ihre Schuld gewesen wäre. Nachdem sie Linus alles erzählt hatte, war er einfach aufgestanden und gegangen, ohne noch ein Wort zu sagen.

Jetzt saß er im Schatten einer Palme und starrte auf das glitzernde Meer vor ihm. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Allison an Deans Tod Schuld war. Als sie ihm erzählte, dass Dean sich ihretwegen von der Gruppe getrennt hatte, war er sauer gewesen. Dean wäre vielleicht noch am Leben, wenn Allison ihn nicht aufgehalten hätte. Einen ganzen Tag hatte er sie ignoriert und war ihr aus dem Weg gegangen. Mittlerweile war er allerdings zu dem Entschluss gekommen, dass Allison keine Schuld traf.

Dean war ausgerutscht und gefallen. Daran hatte niemand etwas ändern können und Allison hätte ihm auch keine Gefühle vorlügen können. Das wäre nicht fair gewesen. Trotzdem lag der Schmerz noch immer auf ihm und schon wieder standen ihm Tränen in den Augen.

Niemand hatte den Tod bis jetzt verkraftet. Selina hatte es am Besten überwunden. Ihr fehlte von Anfang an der Draht zu Dean und hatte somit einen Vorteil. Trotzdem fielen ihr die Haare aus. Das ließ auf den Inneren Kampf in ihr schließen, den sie führte um stark zu wirken, sie aber trotzdem nicht unbeschadet aus der Situation kam. Sie fielen nicht büschelweise aus, aber wenn sie sich mit ihren Fingern durch ihre Haare fuhr, blieben immer mehrere Strähnen daran hängen und unauffällig ließ sie sie hinter ihrem Rücken verschwinden. Linus hatte es trotzdem gemerkt. Er war schon immer sehr aufmerksam gewesen.

Er hatte auch gemerkt, dass Jonah mindestens einmal pro Tag in den Wald ging um zu weinen. Einmal war er ihm gefolgt, weil er Angst hatte, Jonah könnte sich etwas antun, aber er hat ihn nur weinen gehört. Er hatte sich gegen einen Stein gelehnt, die Knie an den Brustkorb gezogen und wie ein Mädchen geschluchzt. Linus behielt dies für sich umd Jonah nicht noch weitere Lasten aufzubürden.

Marlia dagegen zeigte ganz offen ihre Verzweiflung. Immer wieder brach sie in Tränen aus, zitterte am ganzen Körper, bis jemand seine Arme um sie schlang und sie so lange hielt, bis sie sich beruhigt hatte. Meistens war er oder Jonah es, die das übernahmen. Die Ausbrüche wurden auch immer weniger und Marlia konnte sich zum Teil schon wieder selbst beruhigen. Die Zeit heilte wirklich die Wunden und da sie auf dieser Insel nichts zu tun hatten, als genügend Essen anzuschaffen, hatten sie viel Zeit. Zu viel Zeit.

Linus hatte nicht geweint. Noch keine einzige Träne. Er war sich auch nicht sicher, ob er überhaupt weinen konnte. Es gab keine einzige Erinnerung in der er einmal geweint hatte. Dafür hatte er sich übergeben und das mehrere Male. Immer wenn sich der Gedanke in sein Hirn schob, dass Dean wirklich Tod war und sich bei einem Unfall den Kopf aufgeschlagen hatte, kam ihm die Galle hoch.

Felix verarbeitete den Verlust anders als alle anderen. Er war wütend gewesen. Erst auf Marlia und Allison, da er nicht verstehen konnte, dass sie es ernst meinten.  Er lief extra noch einmal auf den Felsen um sicher zu gehen.

Er kam wieder mit Tränen und Wut in den Augen. Er hatte sich die Hand aufgeschlagen, niemand wusste warum, aber wahrscheinlich hatte er sich abreagieren müssen. Er redete lange Zeit nicht, aber mittlerweile hatte er sch beruhigt und sprach auch wieder. Er und Marlia kamen sich wieder näher und Linus wusste genau, was dort vor sich ging.

"Ach hier bist du," er wurde aus seinen Gedanken gerissen und schaute auf. Neben ihm stand Felix und strich sich seine Haare aus der Stirn. Felix hatte tiefe Augenringe und trotz der Bräune, die er mittlerweile bekommen hatte, wirkte er blass.

Verloren im Paradies Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt