"Hier, nimm den und leg' ihn auf seine Stirn," Allison reichte Marlia einen, frisch ins Wasser getauchten Fetzen Stoff und sie legte ihn auf Jonahs Stirn.
Sie war heiß und übersät mit glänzendem Schweiß, trotzdem zitterte er am ganzen Körper. Marlia sah besorgt auf ihn herab. Sie hatte seinen Kopf in ihrem Schoß gebettet und tupfte vorsichtig mit dem Lappen über sein Gesicht. Ihm ging es immer schlechter, lange würde er nicht mehr durch halten. Sie schluckte.Nach Selinas Nervenzusammenbruch hatten sie sich zusammen gesetzt, über alte Zeiten gesprochen und versucht die negativen Gedanken zu verbannen. Marlia erkannte, das die harte und arrogante Schale von Selina eigentlich nur eine Show war, um sich selbst zu schützen. Selina hatte viele Probleme, innerlich aber auch in der Familie. Da brauch man manchmal einen Schutzwall. Jetzt konnte Marlia sie verstehen und verzieh ihr so einige Situationen aus der Vergangenheit.
Allison saß grübelnd neben Marlia und überlegte, was sie noch für Jonah tun könnte. Sie hatte ihm den improvisierten Verband ums Bein erneuert und ihm Kräuter zum Kauen gegeben. Das würde aber natürlich nicht reichen. Sie biss sich auf die Innenseite der Wange und dachte angestrengt nach. "Mir will einfach nichts einfallen," stöhnte sie und rieb sich das Gesicht.
"Ist schon okay, stress' dich nicht," sagte Marlia beruhigend, obwohl sie innerlich schrie, dass es doch irgendwas geben müsste, womit sie Jonah helfen könnten. Sie wusste aber, das Allison keine Schuld traf. Jonah hatte sich dummerweise selbst in diese Situation gebracht. Obwohl Jonah noch immer schlief, fing er an zu zucken und wimmerte leise vor sich hin.
Marlia zog sie Augenbrauen zusammen, biss sich auf die Unterlippe und versuchte die Tränen, die ihr in die Augen stiegen, zurück zu drängen.Er hatte sicherlich schreckliche Schmerzen und sie konnten alle nichts tun um ihm zu helfen. Trotz aller Bemühungen stahl sich eine Träne aus ihrem Augenwinkel und rann ihr über die Wange. Schnell wischte sie mit dem Handrücken weg und schaute auf. Selina saß ihr gegenüber und hatte den selben Schmerz in den Augen wie Marlia.
Als die Jungs zurück kamen wurde gegessen, wobei Marlia nicht viel runter bekam. In den letzten Tagen hatte sie eindeutig zu wenig gegessen, aber es kostete sie viel Mühe einen Bissen hinunter zu schlucken. Die Sorge steckte ihr wie ein großer Kloß im Hals. Die Mädchen verschweigten Linus und Felix den Zwischenfall mit dem Nervenzusammenbruch.
Selina hatte darum gebeten. Sie wollte nicht noch mehr Schwäche zeigen, als eh schon offensichtlich war. Sie saßen schweigend im Kreis und kauten auf dem wenigen Essen herum. Niemand wusste was er sagen sollte. Was gab es auch schon zu erzählen? Über Angst und Verzweiflung wollte niemand ein Wort verlieren, es war schon schwierig genug ruhig zu bleiben und nicht komplett die Nerven zu verlieren.
Jonah schaffte es sogar sich etwas aufzurichten und mit zu essen, allerdings nur wenig und nur kurz. Danach dämmerte er sofort wieder weg. Die Gruppe entschied sich dafür, an den Strand und schwimmen zu gehen, Marlia allerdings wollte bei Jonah bleiben. Zwar bot Felix ihr an mit ihr zu tauschen, aber sie wollte nicht. Also machten sich die Anderen auf den Weg, sonnten sich etwas, schwammen in dem klaren, türkisen Wasser und versuchten einen Moment die Sorgen beiseite zu schieben. Allerdings funktionierte dies nicht wirklich. Selina weinte und Allison brauchte einiges an Zeit um sie wieder zu beruhigen. Linus und Felix besorgten Bananen und Kokusnüsse und sie machten ein kleines Piknik am Strand, danach ging es Selina wieder besser.
Währenddessen weckte Marlia Jonah auf und flößte ihm etwas Wasser ein. Schläfrig sah er sie an. "Du siehst nicht sonderlich gut aus," krächzte er und grinste sie schwach an. Sie lächelte.
"Du auch nicht," er seufzte und sah sich um.
"Wo sind die anderen?" fragte er schließlich und rieb sich über die Stirn.
"Die sind am Strand," er hob die Hand und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. Sie hielt den Atem an und ihr Herz schlug schneller.
"Und wieso bist du nicht auch da?"
"Einer muss dich ja babysitten," schmuzelte sie. "Schieb nicht mich vor, ich kann gut auf mich allein aufpassen," seine weißen Zähne blitzen auf als er lächelte und Marlia versetzte es ein Stich in die Brust. So ein wunderschönes Lächeln.
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Verloren im Paradies
AdventureAuszug: "Ich weiß nicht, ob wir das hier überleben werden," traurig sah sie auf das endlos wirkende Meer. Als sich ihre Blicke kreuzten, strich er mit seiner Hand über ihre Wange und küsste sie einfach. Durch einen Flugzeugabsturz kann sich das Le...