31. Kapitel

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Langsam schoben sich immer mehr Wolken zusammen. Sie bildeten eine Schicht aus Dunkelheit, die sich weiter ausbreitete. Der Wind wurde stärker und die Wellen wurden höher. Irgendwann hingen die Wolken wie ein schwarzer, tief hängender Teppich über der schlafenden Gruppe und es war kein Stück vom Himmel zu erkennen. Es wurde langsam kälter und die Palmen bogen sich unter dem starken Wind.

Ein dunkles Grollen kam leise näher und näher. Kleine Blitze zogen über den Horizont und ließen nichts gutes verheißen. Es fing an zu Regnen und die Tropfen fielen auf das Palmendach, dass die Jugendlichen schützen sollte. Der Regen wurde stärker und lauter und die Wellen höher und höher.

Der nächste Blitz schlug in einen Baum ein und es ertönte ein lautes Krachen. Marlia schreckte hoch und auch die anderen rissen die Augen auf. Es war stock finster, und der Sturm tobte um sie herum. "Geht es allen gut?" schrie Jonah Geistesgegenwärtig. "Ja!" bekam er als Antwort von allen Seiten. "Wir müssen uns in Sicherheit bringen!" rief Allison und stand vorsichtig auf. "Wo sollen wir denn hin?" fragte Selina und umklammerte Jonahs Hand. 

Alle Blicke waren auf Allison gerichtet, die sich suchend umsah und ihre nassen Haare aus dem Gesicht strich. "Ich weiß es nicht!" rief sie panisch gegen den Wind und sah verzweifelt die anderen an.

"Kommt mit!" Felix winkte die anderen mit sich, nahm Marlias Hand und ging vorran. Sie bildeten eine Kette um sich nicht zu verlieren, da man kaum die eigene Hand vor Augen sehen konnte. Der Regen peitschte in ihre Gesichter und der Wind heulte so laut, dass man kaum etwas verstehen konnte.

Felix führte die Gruppe am Waldrand entlang, langsam, Schritt für Schritt. Ein Blitz zuckte über den Horizont und erhellte den Himmel. Für eine Sekunde war es, als wäre es Tag und alles klar erkennbar.

Erschrocken riss Marlia die Augen auf und sah, wie sich die Bäume bogen. Der Wind riss an den Blättern und wirbelte den Sand umher, der ihr ins Gesicht peitschte. Schützend richtete sie ihren Blick auf die Füße und folgte Felix. Selina, die hinter ihr lief, hielt ganz fest ihre Hand und schlich ihr hinterher.

"Wo will er mit uns hin?" schrie sie, aber Marlia zuckte nur mit den Achseln. Nach einigen endloswirkenden Minuten erreichte die Gruppe den Felsen, auf dem das Leuchtfeuer auf seinen Einsatz wartete und von dem Dean in den Tod gestürzt war. Ihre Kleidung war triefend nass, voll mit Sand und erschwerte das Gehen.

Felix tastete sich an der Felswand entlang. "Setzt dich!" befahl er Marlia und deutete auf einen Platz direkt am Fels. Sie kauerte sich in den nassen Sand und zog ihre Knie an die Brust. Dort unten war es zwar immer noch nass und laut, aber das Sturmgemisch aus Sand und Regen schlug ihnen nicht mehr so aggressiv ins Gesicht.

Selina lehnte sich an Jonah, der neben ihr saß und auch die anderen setzten sich dicht gedrängt neben den rettenden Felsen.

"Wie lange wird dieser Sturm wohl dauern?" rief Selina, doch bekam nur ein Schulterzucken als Antwort.

...

Der Sturm dauerte die ganze Nacht. Mit müden Augen starrten die Jugendlichen in die Dunkelheit, unfähig Schlaf zu finden. Es war eisig kalt, alle drängten sich zusammen, doch trotzdem zitterten sie am ganzen Leib. Die nassen Klamotten klebten an der Haut und der Wind bließ ihnen ins Gesicht. Der Sturm verwüstete den Strand, riss Äste und Kokusnüsse herunter und hatte verschiedenen Meeresinhalt angeschwämmt. Es nieselte nur noch als die Sonne langsam aufging und Marlia aufstand. Sie streckte sich und sah sich um. Auch die Anderen lösten sich aus ihrer Schockstarre und atmeten tief durch.

"Wow," Allison betrachtete den verwüsteten Strand. "Das war ein Sturm!" Sie wischte sich über das vom Regen nasse Gesicht und band ihre wüsten Haare zusammen. "Ob unser Unterschlupf noch steht?" fragte Linus und Jonah zuckte die Achseln. "Wäre ein Wunder wenn," sagte er und ging vorran.

"Hey, es hört auf zu regnen," Marlia streckte ihre offene Hand in die Luft und strahlte. Die Wolken waren nur noch hellgrau und die Sonnenstrahlen kämpften sich durch die Wolkendecke. "Und es wird langsam wärmer," Selina hauchte sich warme Luft in die Hände. "Ich werde bestimmt einen Schnupfen bekommen. Meine Nase kribbelt jetzt schon," beschwerte sie sich. 

"Seht mal! Es wurde etwas angeschwemmt," Marlia deutete aufs Ufer. "Das ist nur Plastik. Flaschen und Müll," Felix schlang einen Arm um ihre Hüfte und zog sie weiter. "Hoffentlich steht unser Dach noch," seufzte sie. "Mach dir keine großen Hoffnungen," warnte Felix, bückte sich und hob zwei Bananen auf, die herunter gefallen waren. "Hier," er gab Marlia eine und fing an sich seine zu schälen. "Danke," lächelte sie, schob sich eine Strähne hinter ihr Ohr und biss in ihre Banane. "Ich habe auch tierisch Hunger," mischte sich Linus ein und suchte sich auch eine. 

Nach einer kurzen Zeit stießen sie auf ihr ehemaliges Camp. "Da ist es," Jonah deutete auf den verwüsteten Schlafplatz. Ihr mühsam gebautes Palmendach stand nicht mehr, die Blätter wurden auseinander gerissen und waren überall verstreut. Die Stäbe waren umgekippt und zum Teil gebrochen. "Scheiße," zischte Allison und sah sich besorgt um. "Wie sollen wir das nur wieder aufbauen?" "Erstmal sammeln wir wieder alles zusammen," beschloss Jonah und begann die Blätter zusammen zu sammeln. 

Die Gruppe began alles mögliche zusammen zu bringen, doch Allison wusste nicht, wie sie die Stäbe und Blätter zusammen binden sollte. Die Zahnseide, die sie das erste mal benutzte, war vom Sturm weg geweht worden. "Ich denke mir was aus und ihr geht Essen besorgen," sagte sie nun.

Die Vorräte waren ebenfalls zerstört und verstreut und alle hatten einen Bärenhunger. "Ich bin einverstanden!" Linus klopfte Felix auf die Schulter. "Na los, gehen wir jagen," grinste er und Felix lachte. "Auf gehts," Jonah folgte ihnen und Selina ging in den Wald um Beeren zu sammeln. "Ich komme mit und fülle die Flaschen auf," sagte Marlia und verschwand mit ihr und den leeren Flaschen, die sie gefunden hatte,  im Dickicht. 

Allison versuchte ihr bestes, den Unterschlupf wieder aufzubauen, aber es gelang ihr kaum. Mit gerissenen Blättern und langen Halmen versuchte sie alles zusammen zu binden, aber es klappte nicht richtig. Als Selina und Marlia wieder zurück kamen, hatte es Allison aufgegeben.

"Ich weiß nicht wo wir jetzt schlafen sollen," gab sie bedrückt zu. "Wir finden schon eine Lösung," Marlia legte ihr ermutigend eine Hand auf die Schulter.

"Da ist die Sonne," versuchte Selina sie aufzuheitern und deutete auf die Sonne, die sich durch die Wolken drängte und ihre Strahlen auf den Strand warf. Marlia schloss die Augen und genoss die Wärme auf ihrem Gesicht.  "Wunderbar," seufzte sie und setzte sich neben Allison in den Sand.

"Ich werde mal nach Jungs sehen," Selina drehte sich um und machte sich auf den Weg zu den Jungs. "Ich hatte echt Angst heute Nacht," gab Allison zu. "Ich auch," "Es hätte so viel schief gehen können," "Aber das ist es nicht. Wir haben es überlebt," Allison seufzte. "Ich hoffe nur wir schaffen es alle hier runter. Ich glaube nicht das ich es verkraften würde, wenn noch jemand... du weißt schon," Marlia nickte. "Ja ich weiß genau was du meinst. Wir schaffen das schon," "Ich hoffe du hast Recht." 

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Hier ist endlich das neue Kapitel. Ich hoffe es gefällt dir!

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