29. Kapitel

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Marlia drehte sich auf den Rücken und betrachtete die Palmenblätter, die im Wind hin und her schaukelten. 'Was zum Teufel war Jonahs Problem? Sie war doch gar nicht egoistisch, oder doch?'

"Alles in Ordnung?" flüsterte Felix. "Ja, alles okay. Ich will nur nicht mehr hier liegen," sie setzte sich auf und knotete ihre Haare am Hinterkopf zusammen. "Dann lass uns gehen," er stellte sich auf und zog Marlia auf die Füße. Sie sah noch einmal auf Jonah, der Seelen ruhig zu dösen schien und verdrehte die Augen. Felix verschränkte seine Finger mit ihren und zog sie den Strand entlang.

Das Meer glitzerte, als wäre jemandem eine Packung Feenstaub darüber aus gekippt. Der Sand war warm unter ihren Füßen, die Vögel zwitscherten in den Bäumen und die Wellen rauschten beruhigend vor sich hin.

"Lass uns hier hin setzten," Felix setzte sich in den Schatten eines Baumes und Marlia setzte sich ihm gegenüber in den Schneidersitz. Er strich sich seine wirren Haare aus dem Gesicht und lächelte sie an.

"Gehts dir gut?" fragte er und bekam ein Nicken als Antwort. "Ja alles in Ordnung," "Aber?" Sie sah auf ihre Hände und spielte mit dem Sand zwischen ihren Fingern. "Ich kann langsam nicht mehr," sie schaute auf und sah ihm in seine braunen Augen. "Das Ganze hier stresst mich total," sie deutete aufs Meer. "Ich vermisse Emma, meinen Hund, meinen Vater. Ich vermisse es in meinem Bett unter meiner Decke zu schlafen und ein Brötchen mit Marmelade zum Frühstück zu essen," Tränen stiegen ihr in die Augen.

"Außerdem habe ich Angst. Ich habe Angst, dass wir niemals von dieser Insel runter kommen. Jede Nacht habe ich Albträume in denen ich Dean Tod auffinde und versuche ihn wieder zu beleben. Aber ich schaffe es nie. Manchmal träume ich auch davon das du, oder ein anderer unserer Gruppe stirbt. Ich bekomme kaum Schlaf," eine Träne rollte über ihre Wange und sie schluckte einmal schwer.

"Ich bin keine Person, die solche Situationen leicht weg steckt," eine weitere Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel, doch Felix wischte sie mit seinem Daumen fort.

"Tut mir Leid," flüsterte sie peinlich berührt. Sie hatte es noch nie gemocht, vor anderen zu weinen. Sie beneidete die Menschen, die selbst beim weinen wunderschön aussahen. Sobald sich Tränen in ihren Augen sammelten, errötete ihre Nase und es begannen sich kleine rote Flecken in ihrem Gesicht zu bilden. Sie schniefte einmal. ' Wer sah schon gerne so aus, wenn der Junge den man mag vor einem sitzt?' 

"Es muss dir doch nicht leid tun," versuchte er Marlia aufzumuntern. Er strich mit seinem Daumen über ihre Wange und versuchte ein Lächeln. "Ich verstehe dich," flüsterte er und beugte sich zu ihr. Ganz langsam kam er näher und drückte behutsam seine Lippen auf ihre. Ein Kribbeln stieg in ihr auf, ihr Herz schlug schneller und ihre Hände begannen zu schwitzen.

"Okay," flüsterte sie gegen seinen Mund und lächelte. Sie legte ihre Hände in seinen Nacken, zog ihn näher an sich heran und der Kuss vertiefte sich. Seine Zunge fing an ihre zu massieren während sie mit ihren Fingern durch seine Haare fuhr. Er griff unter ihre Knie, zog Marlia zwischen seine Beine und sie schlang ihre Unterschenkel um seine Hüfte.  Sie drückte ihre Brust gegen seine und er schlang seine Arme um ihren Oberkörper. 

Er roch nach Schweiß und Sand und Salz. Sein leichter Bart kitzelte sie und sie musste wieder lächeln. Plötzlich packte er sie an der Hüfte und drehte sie von seinem Schoß auf den Rücken und in den Sand. Sie kicherte und ihre Blicke trafen sich. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie presste ihre Lippen auf seine.            

Er hing über ihr und stütze sein Gewicht auf seine Unterarme. Er küsste sie, verließ ihren Mund und wanderte mit kleinen Küssen zu ihrem Ohr. Vorsichtig saugte er an der Haut direkt hinter ihrem Ohrläppchen, woraufhin sie in sein Shirt griff, den Kopf nach hinten lehnte und die Augen schloss. Es entfuhr ihr ein leises Stöhnen und Felix wanderte mit seinen Lippen vom Ohr zu ihrem Schlüsselbein. Leidenschaftlich zog sie an seinen Haaren und mit einem Ruck drehte sie ihn auf den Rücken und saß nun auf ihm. 

Er lachte und sie küsste ihn grinsend. Er legte seine Hände auf ihre Hüfte und fuhr an ihrem Rücken auf und ab. "Warte," kicherte sie. "Ich habe Sand im Mund," sie richtete sich auf und fing an die Sandkörner von ihrer Zunge und aus dem Mundwinkel zu pulen.                            

"Du bist echt schön," sagte er und strich  ihr eine, aus dem Dutt gefallene Haarsträhne hinters Ohr. "Das sagst du mir, während ich mir Sand aus dem Mund fische?" lachte sie ungläubig. "Ja," grinste er. "Ich habe auch Sand im Gesicht," "Es gibt wohl bessere Orte," bemerkte Marlia kichernt. "Komm her," er nahm ihr Gesicht in seine Hände und führte es zu seinem. Ihre Lippen waren nur wenige Zentimeter von einander entfernt und sie spürte seinen warmen Atem auf ihrer Haut.  Ihre Lippen trafen aufeinander.

"Felix!" ertönte es plötzlich und Marlias Kopf schnellte in die Höhe. "Felix? Marlia?" es war Linus der näher kam. Marlia schwang sich von Felix herunter und setzte sich neben ihn. "Ah, da seid ihr ja!" rief er und kam auf sie zu gelaufen. "Ich habe euch schon die ganze Zeit gesucht, weil... Oh, habe ich euch gestört?" unterbrach er sich, als er Felix wirre Haare und Marlias gerötete Wangen bemerkte. "Ja," "Nein," sagten sie gleichzeitig, wobei Marlia ihr 'Nein' fast panisch rief und dabei aufstand. 

"Was gibts denn?" fragte sie genervt, als Linus sie breit angrinste und wie wild mit den Augenbrauen wackelte. "Unsere Falle war ein Erfolg, wir haben etwas gefangen und wir brauchen deine Hilfe."

"Okay," stöhnte Felix und rappelte sich auf. Er warf Marlia noch ein kleines Lächeln zu und verschwand dann mit Linus im Wald.

Marlia blieb erstmal im Schatten sitzen und versuchte ihre Gedanken zu sortieren. 'Was war gerade passiert?'

Sie fuhr sich mit ihrem Zeigefinger über die Lippen und stand langsam auf. 'Hieß das jetzt, dass sie zusammen waren? Waren sie jetzt ein Paar?' Bei dem Gedanken verschnellerte sich ihr Herzschlag, aber irgendetwas hämmerte ihr auch gegen die Schädeldecke. Und da fiel ihr auch ein, warum der Gedanke nicht nur Euphorie auslöste. Theoretisch war er ja noch mit Emma zusammen. Theoretisch hatten Felix und Emma sich nicht getrennt.

'Ist doch egal' mischte sich Marlias Unterbewusstsein ein. 'Ihr seid seit Wochen auf einer einsamen Insel und Emma ist nicht hier. Es wäre bescheuert diese Chance verfliegen zu lassen.' Marlia nickte leicht, als sie sich von ihrer Inneren Stimme überreden ließ.

"Hey da bist du ja," rief Allison von weitem und winkte Marlia zu sich und Selina. "Hier ist gerade Mädelsrunde, weil die Jungs weg sind und sich wie Neandertaler aufführen, die etwas essbaren gefunden haben," Selina kicherte und Marlia setzte sich zu ihnen.

"Wo warst du denn?" Marlia spührte, wie das Blut in ihr Gesicht schoss, als sie an die wilde Knutscherei mit Felix dachte.

"Aha," Allison zog die Augenbrauen hoch und musterte sie. "Was lief zwischen dir und Felix?" "Gar nichts," platzte es aus ihr heraus. "Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du nicht lügen kannst?" fragte Selina grinsend und Marlia sah auf ihre gefalteten Hände in ihrem Schoß. "Okay, da lief etwas," "Wuhuu," rief Allison und klatschte in die Hände. "Psst," zischte Marlia beschämt. "Wer soll uns denn hier hören? Vielleicht die Fische oder die Käfer?" alle lachten.

"Seid ihr jetzt zusammen?" fragte Allison und Marlia zuckte nur mit den Achseln. "Ich bin mir nicht sicher, wir haben darüber noch nicht gesprochen," Allison klopfte ihr auf die Schulter und lächelte sie an. "Wird schon. Sprich ihn einfach drauf an, weglaufen kann er ja nicht."

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Ich wünsche euch einen wunderschönen Tag! Lasst euch nicht unterkriegen und bleibt euch treu! Erfreut euch am Leben.

Ich freue mich sehr über votes und Kommentare :)

real-charlott xx

Verloren im Paradies Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt