44. kapitel

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Marlia erhob sich langsam. Noch immer hatte sie das Rauschen in den Ohren und alles flakerte rot vor ihren Augen. Wie konnte Felix nur?
Sie atmete tief ein und aus um sich zu beruhigen, aber wirklich klappen tat es nicht. Sie sah sich um und entdeckte ihn sofort. Sie glaubte Linus neben sich zu hören, wie er auf sie einredete, aber sie schenkte ihm keine Aufmerksamkeit. Mit einigen großen Schritten war sie bei Felix angekommen.

Er drehte sich verwundert zu ihr und wollte gerade den Mund aufmachen, als Marlia ihm mit ihrer Faust ins Gesicht schlug. "Was für ein mieser Dreckskerl du bist!" schrie sie und trat ihm gegen's Bein. "Wie kannst du nur so etwas sagen?" Mit der linken Hand gab sie ihm eine Backpfeife. Erneut taumelte er zurück. "Marlia," flüsterte er, aber sie hörte nicht. "Du kleines, fieses Arschloch," schimpfte sie weiter und schlug gegen seinen Arm.

Er wehrte sich nicht. Ließ alles über sich ergehen und blieb stumm. Traurig sah er Marlia an und auch die anderen standen bedrückt daneben. "Wie kann man nur so  gemein sein?" ihre Schläge und Stimme verloren an Kraft und es stiegen ihr Tränen in die Augen. "Wie kann man nur so  gemein sein?" ein salziger Tropfen lief ihr über die Wange und ihre Stimme brach. Felix schlang seine Arme um ihren Oberkörper und drückte sie an sich.
"Es tut mir leid;" nuschelte er in ihre Haare. Ihr Körper bebte vom weinen, sie konnte nicht mehr aufhören. All die Wut, Trauer und Verzweiflung weinte sie hinaus in seine Arme. "Es tut mir wirklich Leid," sagte er erneut. Lansgam beruhigte Marlia sich und wandte sich aus seiner Umarmung. "Ich möchte jetzt alleine sein," sprach sie und verschwand in Richtung Wasserfall. 

Sie blieb einige Stunden dort am Wasser sitzen, hörte das fließende Wasser, das Singen der Vögel und das Rascheln der Bäume, als wäre alles in Ordnung. Während dessen stieg Jonahs Fieber immer weiter an. Sie gaben ihm viel Wasser zu trinken, legten ihm feuchte Tücher auf die Stirn und hielten sein Bein ruhig, aber alles hilf nichts. Es herrschten über 34 Grad und kaum Wind. Jonah bekam Schüttelfrost und war halb weg getreten durch die Schmerzen die seinen Körper durchströmten.

Selina saß bei ihm als Marlia zurück kam und sich zu den anderen setzte. Behutsam strich sie mit einem Tuch über sein Gesicht um die Schweißtperlen zu entfernen. "Linus es war nicht deine Schuld," Felix, Linus und Allison unterhielten sich gerade und Marlia hörte still zu, als sie zurück kehrte. "Wenn einer Schuld hat, bin ich es," sagte Felix und legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter. "Du kannst nichts dafür, was passiert ist. Mach dir keinen Kopf. Wir müssen jetzt alle an einem Strang ziehen," er warf einen Blick zu Marlia, aber sie sah nur auf den Boden. Er hatte ja Recht.

 "Was machen wir jetzt?" "Beten," schlug Linus vor. Keiner antwortete. Es schien, als wäre das momentan die einzige Möglichkeit.

"Ihm geht es immer schlechter;" beunruhigt saß Selina neben Jonah und fuhr mit ihren Fingern vorsichtig seine Gesichtszüge nach. "Ich weiß," patzte Allison zurück, sie stand unter Stress. Zwar sagte es niemand, aber alle hofften dass sie noch etwas für Jonah tun könnte. Sie kramte durchgehend in ihrer Gedächniskiste, fand aber keine nützliche Idee. Zerknirscht kaute sie auf ihrer Unterlippe. Marlia strich ihr einmal über den Rücken und setzte sich dann zu den anderen um die Feuerstelle. "Kannst du mal aufhören ihn so anzustarren?" zischte Selina Marlia zu, doch die hob nur die Augenbrauen.
"Ich starre doch gar nicht," gab sie bloß zurück. "Natürlich starrst du," sie strich durch seine dichten Haare. "Und du sollst damit aufhören! Ich bin seine Freundin, falls du das vergessen haben solltest, also," sie zog das o in die Länge und glänzte Marlia wütend an. " Ist ja schon gut, übertreib doch nicht so," zickte sie zurück und stand auf.

Erst wieder am Abend, als Selina gerade dabei war das Mittagessen zu sammeln, setzte sie sich weider zu ihm. Vorsichtig legte sie eine Hand auf seine Stirn. Er hatte Fieber das stärker werden zu schien. Was konnten sie nur tun? Beten würde auf lange Sicht wohl nicht helfen, außer es gab den großen Herrn da oben doch.

Seine Augen flatterten. "Hey Jonah," ganz flüchtig strich sie mit ihren Fingern über sein Gesicht und er schlug die Augen auf. Er brauchte einige Sekunden um sich zu orientieren, dann sah er ihr in die Augen. "Warum sind wir denn auf einem Schiff?" fragte er leise und Marlia zog die Augenbrauen zusammen. "Wir sind auf keinem Schiff Jonah," flüsterte sie und strich ihm eine nasse Strähne aus der Stirn. "Doch wir sind auf einem Schiff. Ich höre die Möven und das Wasser rauschen," jetzt starrte er an ihr vorbei in den Himmel und sein Mund zog sich zu einem leichten Lächeln.

Verdammt, sein Fieber war wohl schlimmer als vermutet. "Riechst du nicht das Salz?" Marlia nickte und versuchte die wieder aufsteigenden Tränen hinunter zu schlucken. "Doch, ich rieche es," "Ich hoffe hier gibt es Delfine! Die wollte ich schon immer mal sehen, solch wundervollen Tiere," sprach er weiter und starrte in den Himmel. "Bestimmt wirst du welche sehen," antwortete Marlia wehmütig. Sie sah sich um. Selina, Allison und Linus waren gerade dabei das Abendessen zusammen zu tragen und Felix wollte nach dem Leuchtfeuer sehen.
Es war wichtig das es immer noch in Stand war. Sie mussten stehts bereit sein, schnell zu handeln, falls ein Flugzeug oder ähnliches vorbei kommen sollte. Marlia nahm die Wasserflasche und hiel sie Jonah an die Lippen. "Trink etwas. Das wird dir gut tun," er trank einige Schlücke und liß dann seinen Kopf zurück gleiten.

"Danke," seufzte er und grinste. "Weißt du was Marlia?" "Nein was denn?" fragte sie zurück und sah ihn neugierig an. "Ich habe ein Geheimnis," "Ach ja?" er nickte und grinste noch breiter. "Was für ein Gehemeinis?" hakte sie nach. "Ich sag es dir, aber du darfst es keinem sagen, okay?" "Natürlich," stimmte sie ihm zu und beugte sich näher an sein Gesicht.
"Ich," er machte eine kleine Pause und spannte Marlia noch mehr auf die Folter. "Ich mag dich," sagte er schließlich und Marlias Herz schlug etwas schneller. 'Wie meinst du das?' wollte sie gerade fragen, als Jonah weiter redete. "Ich meine, ich mag dich schon die ganze Zeit. Schon vor unserer Reise mochte ich dich, aber mittlerweile mag ich dich richtig gerne," nuschelte er und seine Augen fingen wieder an zu flattern. "Meine Gefühle... wurden immer, immer stärker," jetzt war es nur noch ein Flüstern.

Jetzt war Marlia verwirrt und trotzdem stieg ihr das Blut in die Wangen. "Aber, bist du nicht mit Selina zusammen?" fragte sie heiser und hoffte, dass er sie noch hören konnte. Kaum merkbar schüttelte er den Kopf. "Aber, aber du hast doch mit ihr geschlafen, oder nicht?" Er schlug die Augen wieder auf und sah ihr direkt in die blauen Augen. "Ich habe nie mit Selina geschlafen, ich wollte nur etwas von dir. Die ganze Zeit," dann fielen seine Augen komplett zu und er atmete ruhig, aber flach.

Jetzt liefen ihr wieder Tränen übers Gesicht und verschleierten ihre Sicht. Er hatte nie mit Selina geschlafen, sie muss gelogen haben. Sieht ihr nur ähnlich. Er hatte gar keine Gefühle für Selina gehabt sondern nur für sie, die ganze Zeit. Und sie hatte es nicht gesehen, warum nur hatte sie es nicht gesehen? Felix war das Arschloch und Jonah der Richtige. Warum war sie nur so blind gewesen? Sie beugte sich zu ihm hinunter und gab ihm einen flüchten Kuss auf den Mund.

Nachdem sie sich wieder aufgerichtet hatte, kamen die anderen zurück und das Abendessen wurde verteilt. Es war mehr als in den letzten Tagen, dennoch wurde keiner wirklich satt.

Als die Sonne schon untergegangen war, saßen alle um das Lagerfeuer herum und unterhielten sich über dieses und jenes. "Kann ich mit dir sprechen?" Felix hielt Marlia seine Hand hin und sie nickte. Jedoch kam sie allein auf die Beine und ignorierte seine Hand. Die beiden entfernten sich einige Meter von den anderen. Felix kaute nervös auf seinen Fingernägeln und Marlia sah auf ihre Füße.

"Also, es tut mir wirklich leid. Ich war ein idiot," fing er an und fuhr sich durch seine Locken. "Ich dachte am Anfang es wäre ein lustiges Spiel und habe dir etwas vorgespielt. Aber am Ende war es nicht mehr so. Ich habe gemerkt was du für eine tolle Persönlichkeit hast und habe dich lieb gewonnen," Marlia unterbrach ihn nicht, sondern sah ihn nur an.
"Ich habe mich weiter entwickelt und weiß jetzt, dass es eine bescheuerte Idee war. Ich war naiv und dumm, es tut mir leid, das musst du mir glauben," er seufzte.
"Ich verstehe das du sauer auf mich bist und das du erstmal Zeit braucht, um alles zu verarbeiten und um mir irgendwann zu verzeihen, aber ich hoffe, das du es eines Tages kannst und wir wieder Freunde werden," er drückte einmal kurz ihren Arm und ging dann zurück zu den anderen. Marlia blieb erstmal dort stehen und dachte über seine Worte nach.

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real-charlott :*

Verloren im Paradies Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt