Verloren im Paradies

11. Kapitel

Sie setzten sich alle zusammen und betrachteten den kleinen, einzelnen Fisch. 

"Davon sollen wir satt werden?" fragte Selina ungläubig. "Fang du doch einen," motzte Jonah sie an und sie verdrehte die Augen. Allison legte einen Stein in die Glut des Feuers und wickelte den Fisch in Blätter, nachdem Sie ihn von seinen eingeweiden befreit hatte. Selina rümpfte dabei die Nase hielt Abstand. Linus half Allison dabei, den Kopf abzutrennen.

Dann legte Allison den Fisch auf den heißen Stein und lehte sich zurück. 

Marlia nahm sich eine Banane und fing an sie zu schälen. "Du willst echt Vegetarierin bleiben?" fragte Dean sie, der wie gebannt auf den Fisch starrte.

Marlia rollte die Augen. "Ich bin aus guten Gründen Vegetarierin," sagte sie genervt und biss in die Banane. "Aber wenn es nicht mehr geht, werde ich auch Fleisch essen." Felix nickte verständnissvoll und lächelte sie an. Sie spürte die Schmetterlinge in ihrem Bauch und starrte in die Glut.

"Er müsste jetzt fertig sein," bemerkte Allison nach einiger Zeit und legte den eingewickelten Fisch mit zwei Stöckern auf einen weiteren Stein. Gespannt sahen alle zu, als Sie die Blätter entfernte und der Duft von frischem Fisch die Luft erfüllte.

"Wie wollen wir den teilen?" fragte Selina und sah in die Runde. "Er ist eindeutig zu klein um ihn durch sechs zu teilen," stellte Linus fest. "Ching Chang chong?" fragte Felix. Linus zuckte mit den Achseln. "Okay," alle hielten ihre fäuste in die Mitte. "Ching, Chang... Chong." "HA!" rief Linus entzückt, da er mit Papier gegen alle anderen gewonnen hatte. Die meisten Menschen nahmen immer Stein als erstes. Nur Jonah hatte ebenfalls Papier gewählt. 

"Ich teile ihn mit  Allison," sagte Linus und grinste breit. Allison lächelte verlegen und teilte den Fisch durch drei. "Danke," sagte sie und reichte den Jungs ihren Anteil.

Marlia stand auf und suchte sich Beeren im Wald, die sie Händeweise in den Mund schüttete.

Sie hatte tierisch Hunger. Die Beeren waren lecker und stillten das Grummeln in ihrem Magen. 

Als sie zurück kam, war der Fisch verschwunden und Dean kaute traurig auf einer Banane herum. Er tat ihr leid. Die Jungs schlossen ihn ganz schön aus.

"Morgen müssen wir es wieder versuchen," sagte Jonah. "Also das mit dem Fischen," erklärte er als ihn einige fragende Augen ansahen. "Auf jeden," sagte Felix und streckte sich. Der Sonnenuntergang warf wunderschönes Licht auf das Meer und brachte es zum funkeln. 

Selina betrachtete sich in dem neu gewonnen Spiegel und strich sich durch die Haare. Ihr natürliches blond kam am Ansatz hervor und sie schien damit wenig zufrieden.

"Ich brauche drigend einen Frisör,"murmelte sie und lehte sich an Jonahs breite Schulter. Auch sie gähnte. Das Minz Kaugummi wurde herum gegeben und alle kauten leise vor sich hin. 

Marlia dachte noch einmal an Eva. Die Frau aus dem Flugzeug, über die sie sich lustig gemacht hatten. Jetzt war sie tot. Begraben von einer Gruppe Jugendlicher auf einer einsamen Insel im Nirgendwo. Vielleicht hatte sie Kinder, oder sogar Enkel. Sie hatten nun ein Teil ihrer Familie verloren und konnten sich nicht verabschieden.

Was für ein schreckliches Schicksal. 

Ihre Gedanken wanderten zu Emma. Wie es ihr wohl ging. War sie wieder zu Hause? Waren noch mehr Flugzeuginsassen ertrunken? Andere Menschen die sie kannte? 

Ob Emma dachte, dass sie alle tot wären? Marlia schaute zu Felix. Er fuhr sich durch sein Haar und lachte über einen blöden Witz von Linus.

Felix war Emmas fester Freund. Emma liebte ihn, das hatte sie Marlia kurz vor der Reise gestanden. Sie hatte es ihm aber noch nicht gesagt gehabt, weil es noch so frisch zwischen den beiden war. 

Felix drehte seinen Kopf und sein Blick traf den ihren. Sie sahen sich eine kurze Zeit lang an. Einfach so, ohne etwas zu sagen.

Seine Augen waren so tief braun, sie hatte Angst darin zu versinken. Ihr Herz schlug schneller und trotz der abkühlenden Luft, fingen ihre Hände an zu schwitzen. 'So kannst du doch nicht reagieren,' sagte Marlia zu sich selbst. Er war Emmas Freund. 

'Aber was ist, wenn sie nie wieder von dieser Insel runter kommen würden? Wenn sie niemand findet und alle hier sterben werden?' die Fragen drängten sich einfach in ihr Unterbwusstsein. Emma würde es nie wissen, einen neuen finden, denken sie wären alle beide Tod. 

"Rutsch mal," wurde sie von Dean aus ihren Gedanken gerissen und brach den Augenkontakt mit Felix. Sie rutschte ein Stück zur Seite um Dean Platz zum Schlafen zu machen. Die Sonne war untergegangen und es wurde kühler.  Sie rutschten alle zusammen unter das Palmenblätterdach und schlossen die Augen. 

Selina griff in der Dunkelheit nach Jonahs Hand, aber er zog sie weg, nur leicht, sodass sie es nicht als Ablehnung deuten konnte. Allison lag Außen und brachte so viel Abstand zwischen sich und Selina wie nur möglich. Bald waren alle eingeschlafen.

Es dämmerte als Marlia hoch schrak. Sie hielt sich die Hand vor den Mund und sprang auf. Sie rannte zum Waldrand und musste sich fürchterlich übergeben. Einige Minuten stand sie dort, gestützt an einem Baum und es kam alles aus ihr heraus.

Ihr war übel. Unglaublich übel und ihr Magen schmerzte. Trotzdem war sie müde und konnte sich kaum aufrecht halten.

Allison war ebenfalls aufgewacht und kam zu ihr. Sie hielt ihr die langen Haare zurück und strich ihr über den Rücken. "Was ist denn los?" fragte sie die jetzt reiernde Marlia. Sie zuckte nur mit den Achseln. "Keine Ahnung," brachte sie heraus und atmete einmal tief ein und aus. 

"Bist du schwanger?" fragte Allsion und starrte auf Marlias Hand, die über ihren Bauch fuhr. "Oh Gott, nein. Ich bin definitiv nicht schwanger," Marlia schüttelte den Kopf. "Vielleicht habe ich was falsches gegessen," sagte sie und Allison sah sich um. "Hast du nicht das gleich gegessen wie wir?" fragte sie. "Doch schon. Nur diese Beeren aus dem Wald, die habe nur ich gegessen," keuchte Marlia und trank einen Schluck Wasser aus der Flasche die ihr Allison hin hielt.

"Beeren? Welche Beeren?" fragte Allison. "Solche roten Beeren," Marlia zuckte zusammen und übergab sich ein weiteres mal. Allison riss die Augena auf. "Du kannst doch nicht irgendwelche Beeren essen," sie war aufgeregt, fast panisch. "Hier gibt es viele giftige Beeren,du Idiot," rief sie und fasste sich an die Stirn. 

Marlia sah sie erschrocken an, aber sie hatte keine Zeit darauf zu antworten, denn schon wieder durchfuhr sie ein Schauer und sie musste sich erneut übergeben.

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 (ein Foto von Allison ist an der Seite)