28. Kapitel

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"Bist du irgendwie genervt?" fragend sah Marlia Jonah an. Auf dem ganzen Weg zur Quelle hatten sie kein Wort miteinander gesprochen. Er hatte stumm auf den Boden geschaut und den Blickkontakt mit ihr vermieden.

"Nein," er hielt die letzte Flasche unter den kleinen Wasserstrahl und füllte sie.

Mit dem Handrücken fuhr sie sich über die schweißnasse Stirn. Langsam wurde es heiß und die Sonne entfaltete ihre Kraft. Die Sonnenstrahlen fielen durch die Blätterschicht und boten kaum Schutz.

"Na gut," seufzte sie und streckte sich. "Dann lass uns gehen," er schraubte die Flasche zu und nickte.

Wieder blieb er stumm und es wurde ungemütlich. "Also," fing er dann jedoch an und Marlia sah ihn überrascht an. "Wow, er kann ja sprechen," "Ha ha," er verdrehte die Augen. "Du und Felix seid jetzt ein Paar?" fragte er und sie zögerte kurz.

"Ist das ein ja?" "So einfach ist das nicht," antwortete sie. "Wegen deiner Freundin?" Marlia nickte. "Ist eine scheiß Situation," er fuhr sich durch seine blonden Haare.

"Danke für den Hinweis," gab sie genervt zurück.

Konnte er sich seine blöden Kommentare nicht verkneifen? Das konnte sie jetzt echt nicht gebrauchen. Sie war sowieso schon hin und her gerissen. Er hatte doch sicher genug mit Selina und seinem riesigen Ego zu tun. Sie stolperte über eine Wurzel und fluchte leise.

"Hier, lass uns solche Beeren pflücken und mitbringen," schlug Jonah vor und fing an lila Beeren von einem Strauch zu sammeln. Marlia kniete sich neben ihn und half ihm. Danach sammelten sie noch ein paar andere Beeren und gingen zurück zum Camp. Es blieb wieder still zwischen den beiden und Marlia fragte sich was heute mit ihm los war. Sonst war er ein aufgeschlossener Typ, der immer einen witzigen Spruch parat hatte.

"Hallöchen," zwitscherte Selina als Marlia und Jonah auf die beiden Mädchen trafen. "Schau, Jonah," sie hielt Freude strahlend zwei große Fische in die Luft und sah dabei aus wie ein kleines Mädchen, das seinem Vater stolz seine Errungenschaften zeigte. "Klasse," lächelte er. "Da läuft mir ja das Wasser im Mund zusammen," er setzte sich in den Schatten und zog Selina neben sich. Sie grinste ihn an.

Schnell legte sie die beiden glitschigen Fische neben die Feuerstelle und lehnte sich an ihn. Allison und Marlia waren sich einen Blick zu.

"Es war aber auch ganz schön schwierig die Fische zu fangen," fing Selina an zu erzählen und Marlia schaltete ab.

"Ist irgendwas mit Jonah los?" flüsterte sie Allison ins Ohr, doch die zuckte nur mit den Achseln.

"Vielleicht hat ihm jemand gesagt, dass seine Haare heute nicht richtig sitzen," sie fingen an zu kichern und Selina warf den beiden einen misstrauischen Blick zu. Allison zeigte Marlia wie man Fische am besten ausnehmen konnte und welche Blätter man als Kräuter nutzen konnte.

"Vielleicht schreibe ich mal ein Kochbuch," grinste sie und Marlia nickte. "Ich wette du hast das Zeug dazu," ermutigte sie Allison. "Oder ich schreibe einen Roman über das hier," sie wedelte mit den Händen in der Luft herum. "Der Absturz, die einsame Insel und wie wir überlebt haben," "Eine tolle Idee! Ich würde es sofort kaufen," "Hier, du musst das Ganze jetzt aus dem Fisch ziehen, wir wollen es ja nicht mitessen," erklärte Allison und Marlia tat wie befohlen.

"Erg, sowas würde ich nicht machen," Selina betrachtete das Szenario angewidert und Jonah schüttelte den Kopf. "Frauen sollten kochen können, schließlich gehören sie in die Küche," "Du Arsch," Marlia verdrehte die Augen und Selina schlug ihm gegen den Arm.

"Du bist so ein Macho," kommentierte Allison und Jonah grinste nur. "Ach ihr Weiber," lachte er leise. "Na, über was redet ihr?" fragte Linus und plumste neben Selina in den Sand. 

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