35. Kapitel

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Marlia wurde wach durch ein Rascheln neben ihrem Ohr. Verschlafen öffnete sie die Augen und drehte den Kopf. Sie suchte den Grund für das Geräusch und fand es auch. Sie schrie einmal laut auf, hielt sich dann die Hände vor den Mund und sprang auf. Ihr Atem ging schnell und sie hatte Panik in den Augen.

Auch die anderen wurden durch ihren Schrei wach und schnellten in die Höhe. "Was ist denn los?" fragte Felix panisch und sah sich verwirrt um. Marlia zeigte nur vor sich auf den Boden, wo sich eine Schlange übers Moos schlängelte. "Das ist doch nur eine Natter," bemerkte Allison verschlafen. "Eine große zwar, aber trotzdem total ungefährlich," Selina seufzte laut auf und auch Linus schien genervt, schließlich hatten alle noch geschlafen. Nun war es vorbei mit dem Schlaf.

"T.. t.. tut mir Leid, ich habe einfach extreme Angst vor Schlangen," stotterte Marlia verlegen, den Feind noch immer im Blick und Jonah fing an zu lachen. Felix schüttelte den Kopf und Allison stellte sich neben sie. "Warte kurz," sie packte die ahnungslose Schlange kurz hinter dem Kopf und schleuderte sie einige Meter vom Lager weg.

"Besser?" fragend sah sie Marlia an und diese nickte stumm.  "So, jetzt wo wir schon alle wach sind, können wir ja auch aufstehen," sagte Jonah. Die Sonne war zwar noch nicht aufgegangen, aber trotzdem wurde es langsam hell und wärmer. Es stimmten ihm alle zu und das Frühstück wurde zusammen gesammelt und geteilt. Selina gähnte öfters demonstrativ laut und auch Linus schaute müde aus der Wäsche.

"Was steht denn heute auf dem Plan?"  die Sonne war mittlerweile aufgegangen und die Sonnenstrahlen spielten zwischen den Blättern der Bäume. Sie konnten das leise Rauschen der Wellen hören und das Zwitschern der Vögel wurde immer lauter.

"Also ich habe letztens einen Baum gesehen, von dem man bestimmt einen genialen Ausblick haben müsste," erzählte Linus, der dösend an einem Baum lehnte. "Der war echt riesig, größer als die anderen." "Klingt cool! Ich bin auf jeden Fall dabei," Allison schien sofort Feuer und Flamme zu sein. "Ich auch," sagte Jonah. Marlia blickte zu Felix der sich die Strin rieb. "Also ich habe keine Lust zu klettern um mich noch schmutziger zu machen, als ich eh schon bin, oder mir das Genick zu brechen," Selina band sich die Haare am Hinterkopf zu einem Knoten. Marlia verdrehte innerlich die Augen und sah Felix wieder fragend an.

"Ich glaube ich bleibe auch hier," sagte er schließlich. "Ich fühle mich nicht sonderlich gut und bin echt müde," Marlia sah ihn besorgt an und legte ihm eine Hand auf die Stirn. "Ja bleib lieber hier und ruh dich aus. Wir wollen ja nicht, dass du ernsthaft krank wirst," er nickte leicht.

"Soll ich bei dir bleiben?" fragte sie nun etwas leiser. "Ist schon okay," er schüttelte den Kopf. "Ich will nicht das dir die wunderschöne Aussicht entgeht," sie lächelte schwach und nickte. "Gut, dann machen wir uns auf den Weg," Linus schlug in die Hände und rappelte sich auf.

Die Anderen standen ebenfalls auf und ließen Felix und Selina im Camp zurück.

Nach einem kurzen Fußmarsch, hatten sie den großen Baum erreicht und Linus hatte nicht übertrieben. Er hatte sicher einen Durchmesser von drei Metern und die Baumkrone war vom Boden aus nicht zu erkennen. "Ich fange dann mal an," Linus suchte sich stämmige Äste und kletterte nach oben.

Mit geschickten Bewegungen war er schnell oben Angelangt und Allison versuchte es als Nächste. Zwar war sie nicht so schnell wie Linus, aber dennoch hatte sie Talent und schon nach einigen Minuten waren nur noch ihre Füße zu sehen.

"Willst du oder soll ich?" Jonah sah Marlia fragend an und sie stockte kurz. "Geh du lieber vorran," sagte sie schließlich und er nickte. Er zog sich mit seinen kräftigen Armen schnell am Baum herauf und Nervosität machte sich in Marlia breit. Sie biss sich auf die Unterlippe, strich sich durch die Haare und Band sie zu einem Zopf, um besser sehen zu können.  Als Jonah kaum noch zu erkennen war und die grünen Blättern ihn umhüllten, kam ein "Marlia, du kannst hoch kommen,"  von oben.

Sie holte einmal tief Luft und fing an die gleichen Äste zu benutzen wie die Anderen. Sie hatte schon einige Meter geschafft, als sie einen Falschen erwischte, dieser abbrach und sie abrutschte. Sie erwischte noch schnell einen anderen Ast, der sie vorm Absturz bewahrte, aber ihr Bein scheuerte an der trockenen Baumrinde entlang. "Verdammt," fluchte sie leise. "Alles okay da unten?" hörte sie eine Stimme von Oben und presste ein 'Ja' heraus.

Das Adrenalin schoss ihr durch die Venen und sie griff nach dem nächsten Ast um schnell ans Ziel zu kommen. Bald erkannte sie die Anderen die sich in der Baumkrone verteilt hatten und in die Ferne starrten. Marlia holte noch einmal tief Luft und versuchte sich nach oben zu ziehen, ohne das Bein belasten zu müssen. "Hier, ich helfe dir," Jonah zog sie am Arm das letze Stück hoch und setzte sie neben ihn.

Er zog einen Ast beiseite und der Blick der sich Marlia bot war unbeschreiblich. Der Himmel strahlte in einem hellen Blau, klar und ohne Wolken. Es schien mit dem schimmernden türkis des Meeres zu verschwimmen. Die Sonne tauchte alles in ein wunderschönes Licht und brachte die Wellen zum glitzern. Das Auge konnte diese Weite kaum erfassen. "Wow," war das einzige was Marlia heraus bekam.

Von ihrem Platz oben in der Baumkrone konnte man über die halbe Insel sehen. Der weiße, feine Sandstrand mit den Palmen, die diese Insel wie ein Paradies aussehen ließen. Der Rest der Insel war von grünen Blättern bedeckt, die im Wind leicht vor sich hin schaukelten. Der Felsen mit dem vorbereiteten Leuchtfeuer, der aus der grünen Decke heraus brach, war deutlich zu erkennen. Es sah aus wie ein Bild aus einem Reiseprospekt.  Diesen Ausblick hatte niemand erwartet.

"So etwas wunderschönes habe ich noch nie gesehen," Linus schaute mit weit offenen Augen umher um alles in sich aufzusaugen. "Unglaublich," stimmte Allison ihm zu und strich sich, die vom Wind zerzausten Haare hinter die Ohren. Nachdem sie einige Zeit dort oben saßen und den Augenblick genossen hatten und sich entspannten,  bemerkte Marlia den Schmerz in ihrem linken Bein. Sie sah herunter und kurz wurde ihr schwarz vor Augen. Sie war noch nie so weit hoch auf einen Baum geklettert und das ohne Sicherung. Der Boden war nicht einmal zu erkennen. Sie krallte sich mit der einen Hand in Jonahs Arm und mit der anderen klammerte sie sich an den Ast auf dem sie saß um nicht hinab zu stürzen. 

"Hey, alles okay. Du darfst nur nicht nach unten sehen," versuchte er sie zu beruhigen. "Hättest du mir das nicht fünf Sekunden vorher sagen können?" fragte sie mit geschlossenen Augen und holte tief Luft. "Warte," Jonah legte seine Hand um ihre Hüfte und zog sie an sich heran. Dann hielt er sie fest. "Besser?" sie nickte und starrte auf den Horizont um sich vor der Höhenangst und dem Schmerz abzulenken.

Sie saßen dort noch eine Stunde, genossen den Ausblick, saugten dieses Erlebnis in sich ein. Sie quatschten über dies und das, lachten und schweigten. Irgendwann trieb sie der Hunger wieder auf den Erdboden zurück und sie machten sich auf den Rückweg.

"Es war der Hammer!" rief Linus strahlend, als sie auf Felix und Selina trafen. "Das war der schönste Ausblick, den ich je gesehen habe," er ließ sich neben Selina auf den Boden fallen und nahm einen großen Schluck Wasser. "Wir haben uns im Wasser erfrischt und entspannt," sagte Selina zufrieden. "Was ist mit deinem Bein passiert?" fragte Felix, als er Marlia sah und deutete auf ihre Wunde. "Ich war abgerutscht," gab sie zu und musterte ihr Bein.

"Machen wir uns heute einen ruhigen Abend?" fragte Felix flüsternd und bevor Marlia antworten konnte rief Jonah. "Ich habe Hunger, lasst uns Essen auftreiben!"

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Das war das neue Kapitel :)

Wattpad hat ein paar meiner unveröffentlichten Kapitel gelöscht, also muss ich sie komplett neu schreiben. Tut mir sehr Leid, wenn die Updates länger brauchen.

Ich hoffe es hat dir trotzdem gefallen, lass gerne ein Vote oder Kommentar da.

real-charlott

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