Meine Arme verschränke ich vor meinem Körper, meine Fingernägel kralle ich jeweils in den anderen Unterarm. Einen Schmerz spüre ich nicht.
Ich zwinge mich dazu, meine Augen zu öffnen. Es wäre unklug von mir, es nicht zu tun. Meine Triebe schreien Lider verschließen, mein Verstand schreit gehorchen. Und mein Verstand siegt.
Mein Blick fällt auf eine Gardine mit einem Teddymuster. Sie ist Blau, blau wie das Meer.
Denk an das Meer, Lucia. Denk an das Meer. Versuche ich mich zu beruhigen
Das Meer.
Ein Meer aus Blut.
Das Zimmer ist ein Meer aus Blut, die Wellen schlagen über mich und unterdrü-„Schau dir die Details an." Mit seiner Hand, die immer noch in meinen Haaren verfangen ist, bewegt er meinen Kopf langsam vom einen Ende bis zum anderen.
Ich beiße meine Zähne fest zusammen.
Es ist ein Kinderzimmer, allen Anschein nach von dem einen Jungen. Und der Junge sticht mir direkt ins Auge.
Ganz in Grün gekleidet, liegt er auf ein Bett. Die Augen Friedlich verschlossen, liegt er da, als würde er schlafen. So kann ich keine offene Wunde entdecken. In seinen Händen, die zusammengefaltet auf seiner Brust liegen, hält er eine rote Rose. Das blonde Haar des Jungen ist durcheinander. Es ist eine friedliche Szene, es wäre eine friedliche Szene, wüsste ich nicht, von wem sie geschaffen wurde. Und wäre da nicht das Zitat, das über den kleinen toten Körper mit Blut an der Wand geschrieben steht.>'I'll look as if I'm dead, and that won't be true.<
„Ich werde aussehen, als sei ich tot, doch es wird nicht wahr sein", flüstere ich in mich hinein.
Ich schlucke. Das kommt mir alles ziemlich bekannt vor.
Angespannt drehe ich mich zu der anderen Zimmerseite.
Das sind sicher die Eltern des Jungen. Rast ein Gedanke durch meinen Kopf, bevor ich die Ausmaße der Grausamkeit wahrnehme. Mann und Frau sind gegen die Wand gelehnt, beiden wurden die Beine bis zu den Knien abgeschnitten. Der Frau wurden Hasenohren aufgesetzt und ein passendes Kindermakeup ins Gesicht gepinselt. Der Mann trägt einen Umhang und hält ein Plastikschwert in der Hand. Bei ihnen sieht man deutlich die Einstiche ins Herz.
Auch über ihren Köpfen ist ein blutiges Zitat gekritzelt.>To die will be an awfully big adventure<
„Sterben wäre wohl ein schreckliches großes Abenteuer.<, hauche ich wieder.
Warum hat es das getan?
„Und? Gefällt es dir?", fragt er mich wie ein Wahnsinniger. Ganz dich steht er hinter mir, seinen Kopf auf meine Höhe gesenkt.
„Wieso?" Mehr bringe ich nicht zustande.
Vor meinen Füßen lässt er etwas fallen. Es sind zwei Bücher, beide sind aufgeschlagen. Langsam bücke ich mich.
Schwarze Flecken bilden sich vor meinen Augen.„Eigentlich wollte ich ja mit Blut ... die ganzen Wände mit Lucia beschreiben, als Lektion, nachdem ich so wütend war. Ich besann mich aber eines besseren, denn dieser würde viele wohl zu dir führen und das wollen wir ja nicht. Das sie dann überhaupt auf die Idee kommen würden, den Namen mit dir in Verbindung zu bringen ... Nunja ...", er hält Sekunden inne, „Dann erinnerte ich mich daran, was du mir erzählt hast, als ich dich fragte, wie man sich um dich gekümmert hat, wenn du Krank warst und ... jetzt sind wir hier."
Schon als ich die Zitate gelesen habe, wusste ich, welche Andeutungen er mit den Toten gemacht hat. Dafür habe ich sie schon zu oft gelesen. Jetzt wo er mir den Hinweis gibt und ich die Bücher auf ihre Titelseite geschlagen haben, wird die schreckliche Vermutung zur bitteren Wahrheit.
Der kleine Prinz und Peter Pan.
Meine Kindheit.
Meine Fantasiewelt.
Meine ganze Freude in den Geschichten.Nun vermischt mit diesen drei Morden.
Kindheit und Grausamkeit verbunden.
Verbunden mit IHM.„Ich finde ja, dass ich den kleinen Prinzen verdammt gut getroffen habe. Er sieht doch so aus, als wolle er zu seinen Heimatplaneten mit seiner geliebten Rose? In einen seiner Taschen habe ich ihn sogar eine Zeichnung von der Kiste gesteckt, in der sich ja sein Schaf befindet. Das ist doch gerecht, oder? Bei ihm ... war ich die Schlange. Die Schlange die ihn getötet hat. Und bei den Eltern? Da habe ich mich an dieses Auszug aus dem Buch orientiert:", er nimmt mir das Buch von Peter Pan aus der Hand und schlägt eine bestimmte Seite auf, er räuspert sich, „Natürlich schwankt die Zahl der Jungen auf der Insel je nachdem, wie viele getötet werden und so weiter – und sobald sie den Anschein machen, erwachsen zu werden, was ja gegen die Regeln ist, lichtet Peter ihre Reihen. Nun ... in diesem Falle war ich Peter ... und da ich sie nicht einmal mit abgeschnittenen Beinen davon abhalten konnte, erwachsen zu sein, mussten sie einfach umgebracht werden. Schließlich muss das Nimmerland doch sicher vor Erwachsenen sein. Und der Tod ist ja schließlich auch nur ein Abenteuer." Den letzten Satz flüstert er. Dann beginnt er leise zu lachen.
Immer mehr schwarze Punkte versperren mir die Sicht.
Grausam.
Schrecklich.Heiß und kalt.
Peter Pan und die Schlange.
Übelkeit.
Verzweiflung.
Verlorene Jungs und der kleine Prinz.
Ich Übergebe mich aber immer noch nicht.
Lass mich fallen.
Lass mich fallen.„Die Bücher habe ich für dich besorgt, nachdem du mir von ihnen erzählt hast. Für dich. Und dann hast du mich enttäuscht. Ich musste töten. Musste."
Schuld.
Lass mich fallen.„Es war ein Zwang. Du hast mich gezwungen."
Lass mich fallen.
Die Augen abwechselnd auf beide Massaker gerichtet.
„Und weißt du was?"
Lässt du mich jetzt auch fallen? Ja?
Er drückt mir etwas in die Hand.
Mechanisch schaue ich es mir an.Es sind Fotos. Fotos von mir bekannten Gesichtern. Meine Eltern, Großeltern, meine Schwester, Tante, Onkel, Simon, meiner Nachbarn, Freunden, Klassenkameraden, ...
So viele.
„Die hier-", er deutet auf die drei Leichen. Wieder spricht er in mein Ohr, „magst du nicht gekannt haben. Bei weiteren Fehlern aber ... könnte es jemanden von ihnen treffen." Sein Kopf neigt zu den Fotos.
Heiß und kalt.
Nein.
Bitte.
Lass mich fallen.
Und ich falle.
Falle ins wohlige Schwarze.
Ich selber liebe ja Peter Pan und der kleine Prinz XD bin auch dabei wieder mal Peter Pan zu lesen ^^
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Zwischen Schönheit und Selbstsucht (Jeff the Killer FF/ Lovestory)
Fanfiction*Abgeschlossene Geschichte* Für sie sind Menschen weder gut, noch böse. Sie sind Selbstsüchtig. Für ihn ist Schönheit ein Geschenk, eine Tugend. Nur er ist dazu gesinnt sie wahrhaftig zu erkennen. Beide sind klug, perfektionieren die List und glaub...