Ich bin sprachlos. Ich weiß nicht, was ich denken oder glauben soll. Seine Rede hat mich in einem Bann gezogen, ich kann nicht aufhören, ihn anzustarren. Seine Hand streicht immer wieder durch meine Haare.
Was will er von mir?
„Seit ... seit wann ... beobachtest du mich?", frage ich stockend. Meine Stimme ist heiser. Leicht kneife ich meine Augen zusammen.
Wieso glaubt er mich so gut zu kennen?
Wieso hält er mich für so ... Gut?
Sein Blick fällt von mir ab, er richtet sich gen Boden und seine Hand verharrt an einer meinen blonden Strähnen.„Ich zeige dir, wo du dich fertig machen kannst.", weicht er nach einem Moment der Stille meiner Frage aus. „Folg mir." Er dreht mir den Rücken zu und verlässt den Raum.
Ich tue, was mir geheißt.
Er bringt mich zu einem kleinen, grauen Badezimmer. Von dem Spiegel an der Wand lösen sich Scherben, das Waschbecken ist altmodisch und die Toilette hat auch schon mal bessere Tage gesehen.„Ich habe dir ein paar Sachen besorgt, bevor du hier gekommen bist.", beginnt er. Wohl eher, bevor du mich entführt hast. „In der Sporttasche sind ein paar Klamotten und ein Handtuch, deine Zahnbürste ist die im Becher auf dem Waschbecken und wenn du Wasser brauchst -" Er klopft auf einen großen Behälter, „musst du es hier raus holen. Die Wasserleitungen sind abgestellt, deswegen musst du auch wenn du Spülen möchtest, einen Eimer voll Wasser füllen und dann einfach ins Klo kippen."
Daran werde ich mich erst gewöhnen müssen.
„Danke.", piepse ich. Erst jetzt wird mir bewusst, wie ernst die Lage ist.
„Das sollte alles gewesen sein. Wenn etwas ist, sag Bescheid. Die Klamotten sollten die passen und auch gut stehen ... Ich lass dir denn etwas Zeit für dich." Mit seinen letzten Worten, schließt er hinter sich die Tür.
Ich schlucke.
Ich will nach Hause.Ich nehme den Eimer und schöpfe ein wenig Wasser. Ich werde mich besser fühlen, sobald ich mich gewaschen habe. Ich ergreife meine Zahnbürste, mache sie ein wenig Nass und packe Zahnpasta hinauf und putze meine Zähne. Der Becher und die Zahnbürste, sind gelb.
Gelb ist meine Lieblingsfarbe.
Kennt er mich wirklich so gut? Ich bin mir sicher, dass nicht einmal Simon das weiß. Oder ist es nur ein Zufall?
Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Hatte ich je das Gefühl, beobachtet zu werden? Ich weiß es nicht ... Es gab schon Situationen, aber ... wirklich wahrgenommen, das kann ich nicht behaupten.
Ich verscheuche die Gedanken aus meinen Kopf und widme mich weiter meiner Körperpflege. Auch wenn mir die Situation mit der Toilette zu Beginn recht skurrile finde, ist es nicht so schlimm, wie ich gedacht habe.
Mit zimperlichen Fingern ziehe ich die Klamotten aus der Sporttasche. Der BH passt perfekt ... es ist mir unangenehm zu wissen, dass er mich wirklich so genau kennt. Dabei bin ich eigentlich recht offen, wenn es um solche Themen geht. Schließlich sehen alle Frauen mehr oder weniger gleich aus ... also wieso dieses ständige Drama von so vielen?
Ein weißes Shirt mit Carmen Kragen fällt mir als erstes in die Hände. Ich streife es über, der Stoff ist luftig und liegt nicht eng an. Es fällt locker, bis zu meinen Hüften. Dazu nehme ich die dunkel blaue Jeans die beiliegt. Es sind wirklich schöne Klamotten, ich hätte es ihm nicht zugetraut ...Als ich das Badezimmer verlasse, sieht das Monster mich prüfend an. Dann nickt er und lächelt leicht. „Du solltest nur noch weiß tragen."
„Mhm."
„Ist etwas?"
„Hast du die Nachricht an meine Mutter verschicken können?" Klang ich schon immer so kindlich?
Sofort verfinstert sich seine Miene. „Ja. Sie ist angekommen."
„Und hat sie geantwortet?", kommen die Worte viel zu schnell über meine Lippen. Ich vermisse sie ...
„Ja."
„Und was?"
„Ist nicht wichtig."
„Habe ich irgendeinen Nerve getroffen?", frage ich vorsichtig. Was ist nun schon wieder mit ihm?
„Nein. Du hast nichts falsch gemacht. Dein Freund, Simon, hat sich nur unzählige Male gemeldet."
„Er ist nicht mein Freund." Stelle ich klar. Wieso mache ich es überhaupt?
„Ich weiß das. Aber weiß er es auch?"
„Simon und ich haben darüber geredet. Er muss es hinnehmen, wie es ist.", sage ich kühl. Ich will mit ihm nicht über Simon reden ...
„Okay."
„Kann ich dir eine Frage stellen, auf die du nicht ausweichen wirst?" Ich presse meine Lippen zusammen.
„Hängt von der Frage ab."
„Dann versuche ich einfach mal mein Glück." Ich lächle ihn an. Ich will nicht, dass er wieder wütend wird. „Wieso hast du die Bibel gelesen?"
„Wie kommst du gerade darauf?" Er scheint überrascht.
„Weil du es mir gestern erzählt hast. Ich möchte dich kennen lernen Jeff. Ich kenne dich gar nicht ... du mich aber." Ich muss nicht einmal Lügen. Ich will ihn wirklich kennen lernen. Ich will das Monster auch mit seiner Hintergrundgeschichte Hassen können.
Seine Augen leuchten bei meinen Worten. „Du ... Ich habe versucht einen Sinn zu finden. In mehreren Religionen. Aber keine von ihnen konnte mein Wesen erklären."
„Wieso willst du unbedingt eine Erklärung? Einen Sinn?" Ich verstehe es wirklich nicht.
Er zuckt mit den Schultern. „Will das nicht jeder?"
Resigniert schüttle ich den Kopf. „Ich nicht.", flüstere ich.
Er sieht mich verdutzt an. Dann lacht er.
Er lacht.
Das Monster lacht.„Was ist daran so witzig?" Es verletzt mich.
„Weil du so einzigartig bist, Mal'ach. Es gefällt mir."
„Hm."
„Ich mach mich jetzt auch fertig. Bis gleich." Er kommt mir näher, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und verschwindet ins Badezimmer.
Was war das?
Und was mache ich jetzt?
Ich laufe zurück ins Schlafzimmer und lasse mich auf die Matratze fallen. Viel gibt es hier nicht zu sehen. Mein Blick schweift umher und bleibt an einem Bild hängen, welches anscheinend als einziges im ganzen Gebäude hängt. Es zeigt ein Kind, mit zwei Gesichtern. Es weint und sieht unglücklich aus. Es ist so ... trübselig.
Aber auch faszinierend.
Ich richte mich auf und laufe darauf zu.
Wieso hat er gerad dieses Gemälde hier auf gehangen? Oder hing es hier schon?Vielleicht ...
Neugierig nehme ich den Rahmen in meine Hände und nehme das Bild von der Wand. Ein Loch kommt zum Vorschein.
Wusste ich es doch.
Mit zittrigen Händen greife ich hinein. Was ist, wenn es etwas ist, das ich nicht sehen möchte? Aber ... ich kann einfach nicht anders. Ein wenig Zeit müsste ich außerdem noch haben. Ich muss nur aufpassen, dass er mich nicht erwischt.
Es ist eine hölzerne Box, die ich herausziehe. Sie ist schön, in einen dunkel braunen Ton und mit Ranken ähnlichen Ornamenten an den Seiten.Was mag wohl drinnen sein?
Schönes Wochenende euch allen! Endlich habe ich auch die Matheklausur hinter mir. Deutsch und Wirtschaftspolitik liegen auch in der Vergangenheit und jetzt steht mir nur noch Bio Mündlich im weg ^^ wünscht mir Glück XD
Da ich jetzt so viel frei habe, versuche ich wieder mehr zu schreiben. Am 11-16 Mai bin ich aber in Berlin, ich versuche aber für euch vorzuschreiben :P
Hättet ihr eigentlich Interesse an einem Kapitel aus der Sicht von Jeff? :D
Und was glaubt ihr, ist in der Box? :P
Lg.Eure Schoki
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Zwischen Schönheit und Selbstsucht (Jeff the Killer FF/ Lovestory)
Fanfiction*Abgeschlossene Geschichte* Für sie sind Menschen weder gut, noch böse. Sie sind Selbstsüchtig. Für ihn ist Schönheit ein Geschenk, eine Tugend. Nur er ist dazu gesinnt sie wahrhaftig zu erkennen. Beide sind klug, perfektionieren die List und glaub...