blutige Wange

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„Ich stehe zwischen Schönheit und Selbstsucht.", wiederhole ich flüsternd für mich selbst. Ich muss es sagen. Ich muss es mich selbst sagen hören.

Zwar bin ich eine Mörderin, weil Jeffrey wegen mir die Familie umgebracht hat ... aber ... sie wären sowieso irgendwann gestorben. Jeder stirbt. Alle Menschen die mir etwas bedeuten, sie alle werden sterben. Es ist ein Resultat, dass man nicht verändern kann.

Und Jeffrey ist dabei nur ein Mittel zum Zweck.

Ich lächle über die Erkenntnis, als ich mit einem Stück Klopapier über meine Kratzspuren im Gesicht tupfe. Es saugt die rote Flüssigkeit ohne Probleme auf.

„Luci?" Die Tür zu den Damentoiletten wird aufgerissen. Ich wende mein Blick nicht zu der Stimme, viel zu sehr bin ich mit meinem Gesicht beschäftigt. Ich drehe den Wasserhahn auf und nässe eine noch weiße Stelle des Klopapiers. „Hier bist du ja."

Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie Lilli an mich herantritt und die Tür sich hinter ihr schließt. „Luci?"

„Was machst du hier?", frage ich resigniert. Ich hebe die nasse Seite des Papiers an meine blutige Wange. Das leichte brennen fühlt sich gut an.

„Der Lehrer hat mich geschickt. Er wundert sich wieso du so lange weg bist." Auch in ihrer Stimme klingt eine Verwunderung mit bei.

„Ich habe ihm doch gesagt, dass ich zur Toilette gehe." Immer noch bin ich auf meine Wunde fixiert.

„Du bist schon über 20 Minuten weg." Sie stockt einen Moment. „Sag mal – was machst du da eigentlich?"

Ich stocke in meiner Bewegung und wende ihr mein Gesicht zu.

„Was hast du denn gemacht?"

„Wonach sieht es wohl aus?" Eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten, scheint mir in diesem Moment plausibel.

Sie starrt mich mit offenem Mund an. Ihre Augen blicken erschrocken auf meine Wange. Ich weiß was sie denkt. Sie fragt sich, was mit mir los ist. Sie ist entsetzt von mir.
„Warum hast du dich gekratzt?" Ihr Blick wandert zu meinen blutigen Fingernägeln.

„Es hat nicht aufgehört sie jucken." Antworte ich und mustere sie genau. Es hat kein Sinn ihr den wahren Grund zu erklären. In welchem Konflikt ich selber mit mir stehe. Sie würde mich nie verstehen. Nicht so wie er ..

„Lucia, was ist los mit dir?" Sie hält mich für verrückt.

„Es ist alles gut. Es hat einfach nicht aufgehört zu jucken. Ich glaube ich habe eine Allergie gegen die neue Gesichtscreme die ich verwende." Ich versuche die Verkrampfung meines Körpers zu lösen. Für sie benehme ich mich merkwürdig.

Ich muss so sein wie immer.

„Vielleicht solltest du damit dann lieber zum Arzt.", schlägt sie vor.

„Ja ... ich kann ja mal einen Arzt fragen, wenn ich bei meinem Vater im Krankenhaus bin."

Auf einmal scheint sie ein schlechtes Gewissen zu haben.

„Lass und wieder zurückgehen. Sonst komme ich in Mathe gar nicht mehr hinterher." Sie grinst. Es ist ein kläglicher Versuch mich abzulenken.

„Kannst du Bescheid geben, dass ich gleich nachkomme? Ich will meine Mutter eben anrufen und fragen ob sie mir etwas gegen den Juckreiz aus der Apotheke holen kann."

„Ja klar. Dann bis gleich."

Erst als Lilli weg ist, hole ich mein Handy aus der Tasche.

Ich rufe niemanden an, ich tippe lediglich ein „Danke.". Ich bin am Überlegen noch etwas dazu zu schreiben oder ein anderes Wort zu verwenden, doch alles andere erachte ich nicht als passend. Dann verschicke ich die Nachricht und hoffe, dass er sie dieses Mal nicht ignoriert.


Zwischen Schönheit und Selbstsucht (Jeff the Killer FF/ Lovestory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt