Betrübt öffne ich meine Zimmertür und erschrecke mich, als ich meine Mutter davor stehen sehe. Auch sie scheint in ein Gefühlschaos verwickelt zu sein.
„Lu, es tut mir Leid. Ich ... ich war einfach geschockt, dass das Video überhaupt noch existiert und ich ..."
„Alles gut Mum. Ich hätte nicht so reagieren dürfen. Es tut mir Leid. Ich will nur nicht ... wie eine Außenstehende behandelt werden ..." Ich senke meinen Blick. Die kühlen Hände meiner Mutter umgreifen meine.
„Du hast Recht. Ich begreife nie, wie groß du schon bist. Wir können es uns morgen gemeinsam ansehen ... auch, wenn ich nicht ganz begeistert davon bin ..."
„Ehrlich?" Dass es so leicht ist, an das Video zu kommen, hätte ich nie gedacht. „Aber ... warum machst du dir überhaupt Sorgen?" Ich drücke die Hand meiner Mutter.
„Weil ich Angst habe, welche Erinnerungen es in dir hervorrufen wird. Es sind einfach keine schönen. Deswegen will ich es auch erst Morgen mit dir sehen, nachdem du von der Schule wieder kommst."
Ich schlucke.
„Danke.", ich wechsle das Thema, „Was hältst du davon, wenn wir zusammen Abendbrot essen?"
Am Abendtisch herrscht zwischen uns eine bedrückende Stille. Sonst plappert meine Mutter immer vor sich hin, erzählt von ihrem Tag und stellt mir fragen zu meinen, doch heute scheint sie nicht in der Stimmung dazu zu sein.
Die Butter auf meinem Brot lässt sich kaum verteilen, ich gebe es auf und bedecke es so mit Gemüse. Mit welchem Thema kann ich sie ablenken?„Arbeitest du morgen?"
„Nein. Ich fahre ins Krankenhaus. Du wirst morgen wahrscheinlich allein sein, wenn du Heim kommst. Macht es dir etwas aus, wenn du in der Stadt isst?"
„Nein. Ist in Ordnung." Okay. Das ist Schwieriger, als erwartet. „Hat sich Alen denn schon gemeldet?"
„Ja. Ich habe es aber nicht übers Herz gebracht, deiner Schwester von eurem Vater zu erzählen. Ich will nicht, dass sie sich in Kanada zu viele Sorgen macht." Sie lächelt ein wenig.
„Das ist gut." Auch ich lächle. „Weißt du welche Frage mich schon länger beschäftigt?" Ich lache, hoffentlich wird die Stimmung dadurch ein wenig besser.
„Na?" Mums Augenbrauen ziehen sich nach oben.
„Wieso hast du meine Schwester Magdalena genannt und mich Lucia?"
Meine Mutter presst ihre Lippen aufeinander.
„Na komm, sag schon. Ich meine, Alen benennst du nach einer Heiligen, die die Begleiterin von Jesu war und auch bei seiner Auferstehung dabei war und mich nach Lucifer, einem gefallenen Engel. Hast du etwa eins von uns beiden Kindern mehr lieb?", spielerisch entrüstet stelle ich die Frage in den Raum.
Meine Mutter beginnt zu lachen. Und es ist wirklich schön, sie so Lachen zu sehen.
„Eigentlich ..." Ihr Gesicht rötet sich.
„Na?"
„Du weißt doch ... deine Oma ... meine Schwiegermutter ..."
„Ja? Weiter?"
Schwer atmet meine Mutter aus. „Du weißt ja wie streng katholisch sie ist. Sie wollte damals ja noch nicht einmal, dass ich später als Acht bei deinen Vater bin, obwohl ich im Alter von Achtzehn schon vier Jahre mit ihm zusammen war. Erst als er mir den Heiratsantrag gemacht hat, wurde sie ein wenig sanftmütiger mir gegenüber ..."
Ja, meine Oma ist ein wenig eigen. Ich weiß noch, wie sie einen meiner Röcke im Kamin verbrannt hat, weil sie ihn als „zu kurz" empfand. „Aber was hat das mit den Namen zu tun?"
„Als ich mit Alen Schwanger war, hat sie sich in alles eingemischt. Wann und wo die Taufe stattfinden wird, welcher Kindergarten und welche Schule später die Richtige sei und auch bei der Namensgebung. So durfte ich Alen nicht Lilith nennen, weil sie in alten Sagen einen weiblichen Dämon darstellt, die Adams erste Frau war. Sie hätte sich Adam und Gott wiedersetzt und ist seitdem ne Irre oder so. So genau habe ich deiner Oma damals nicht zugehört ... Aufjedenfall schlug sie mir fünf christliche Namen vor, mit denen sie einverstanden wäre: Magdalena, Maria, Eva, Hildegard und Elisabeth. Und so töricht wie ich war, habe ich mich ihr natürlich nicht wiedersetzt und deine Schwester nach der Heiligen Magdalene benannt. Bei den Namen hat man wenigstens eine Auswahl an Spitznamen: Lena, Alen, Magda, ... Naja ... trotzdem war ich Unglücklich, da sie sich in so vieles eingemischt hat ... und um mich ihr zu wiedersetzten -"
„- hast du mich Lucia genannt."
„Genau. Damals habe ich deiner Oma nur gesagt, dass ich dir einen christlichen Namen gebe werde, als sie bei deiner Geburt gehört hat welchen, war sie erzürnt und hat geschworen, dich nicht bei deinen Namen zu nennen. Daher kommt auch dein Spitzname, Lu."
„Und deswegen hast du mich nach dem Teufel benannt?" Ich lache. Jetzt weiß ich, woher ich meine komplizierten Gedankengänge her habe.
„Nicht nur deswegen. Erstens mag ich den Namen wirklich und zweitens bedeutet er Lichtbringer. Der Teufel hat durch Fehlinterpretation der Menschen den Namen Lucifer bekommen. Aber es gefällt mir auch gerade deswegen so."
„Wieso?"
„Ich wollte nie Perfekte Kinder. Ich wollte immer nur Kinder, die tun, was sie für richtig halten. Lucifer hatte auch damals getan, was er für richtig hielt ... Die Heilige Maria Magdalene war auch nicht perfekt, schließlich war sie einst eine Freudenfrau."
„Willst du mir damit etwas sagen?", frage ich sie in einen sarkastischen Ton.
„Nein, um Himmelswillen! Ich meine nur ... ich wollte nicht ... dass ihr mit euren Namen etwas auferlegt bekommt, was ihr gar nicht sein wollt. Deswegen gab ich euch Namen, die keine perfekten Menschen oder Wesen trugen." Anscheinend weiß meine Mutter nicht, wie sie sich erklären soll.
„Danke Mum. Ich versteh was du meinst und es macht mich unglaublich glücklich. Danke, dass du mich der Mensch sein lässt, der ich sein möchte." Ich rücke näher zu meiner Mutter und gebe ihr ein Kuss auf die Wange.
Sie ist wirklich unglaublich.
Ich liebe sie.
Ich frage mich, wie Jeff auf dieses Gespräch reagieren würde. Schließlich ... findet er es nicht gut, dass ich diesen Namen trage.
Innerlich schiebe ich diesen Gedanken beiseite. Ich mag meinen Namen.Ich blicke nach draußen, das Licht an der Haustür ist plötzlich angegangen. Auch meine Mutter schaut auf, aber sie scheint es nicht so beunruhigend zu finden, wie ich. Draußen ist es dunkel und als das Licht wieder ausgeht, meine ich die Schemen einer Gestalt zu erkennen.
Ich verschlucke mich an mein Brot.
Mein Handy vibriert in meiner Hosentasche.
Angespannt nehme ich es in meine Hand und klicke auf das Nachrichtensymbol.>Mal'ach. Kein anderer Name ist gut genug.<
Es ist eine andere Nummer als zuvor, aber ich weiß, dass die selber Person dahinter steckt.
Unwillkürrlich fängt wieder mein Rücken an zu schmerzen. Du gehörst mir Mal'ach.Du gehörst mir Mal'ach.
Du gehörst mir Mal'ach.
...Ich huste und schaffe es wieder normal Luft zu bekommen. „Ich geh besser mal schlafen.", murmle ich.
Meine Mutter sieht mich besorgt an. „Ist gut Püppi. Schlaf gut."
„Ja. Du auch." Ich ringe mir ein Lächeln ab.
Ich hoffe euch gefällt dieses Zwischenkapitel. Zwar bringt es die Geschichte nicht wirklich voran, aber ich hatte Spaß daran es zu schreiben. Und Jaaa, ich Liebe Namen und deren Bedeutung XD Was bedeuten eure Namen so :)?
Schönes Wochenende/Ferien!!!
P.S. Übrigens, die nächste Ben FF, die ich Plane (wenn ich einige von meinen bisherigen abgeschlossen habe) da wird die Protagonisten wahrscheinlich Lilith heißen und jaaa, es wird eine kleine Beudeutung haben :P Nur mal so am Rande ^^
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Zwischen Schönheit und Selbstsucht (Jeff the Killer FF/ Lovestory)
Fiksi Penggemar*Abgeschlossene Geschichte* Für sie sind Menschen weder gut, noch böse. Sie sind Selbstsüchtig. Für ihn ist Schönheit ein Geschenk, eine Tugend. Nur er ist dazu gesinnt sie wahrhaftig zu erkennen. Beide sind klug, perfektionieren die List und glaub...