Zwei Teile eines perfekten Ganzen

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Seine Lippen sind rau. Mit seinen Händen umfasst er meinen Kopf und zieht mich näher zu ihm heran.
Ich weiß nicht was ich tun soll.
Er hat mich überrumpelt.
Gerne würde ich ihn von mir stoßen.

Ich will keine Nähe zu anderen Menschen und schon gar nicht zu diesem Monster. Nähe lässt mich nur fühlen, wie anders ich doch bin. Wie schwer mir die Interaktion zu anderen fällt. Es fühlt sich immer an, als würde sich mein Herz zusammenziehen. Ein unangenehmes Kribbeln zieht sich dann durch meinen Körper und ich fange an, an mir selbst zu zweifeln.
Deswegen will ich auch keine Beziehung mit Simon. Ich habe mich von ihm getrennt, weil ich ihn nicht das geben kann, wonach er sich sehnt. Körperliche Nähe.

Mein Körper ist immer noch erstarrt, als das Monster beginnt seine Lippen zu bewegen. Sie sind nicht so aggressive, wie ich erwartet habe.
Sie schmecken salzig.
Ich muss etwas tun, sonst wird er merken, dass mit mir etwas nicht stimmt.

Meine Augen werden wässrig. Schnell verschließe ich sie.
Ich gebe den Bewegungen seiner Lippen nach und ordne mich ihnen unter. Er ist dominant. Seine eine Hand fährt meinen Körper entlang.
Ich will das nicht.

Und als hätte er meine Gedanken mitbekommen, lässt er von mir ab.
Er lässt nicht nur von mir ab, er stößt mich von sich auf den Boden, wodurch mein Kopf unsanft aufkommt.
Es fällt mir schwer, ein aufschluchzen zu verhindern.

„Das darfst du nicht!" Seine Stimme schallt schmerzhaft in meinen Ohren. „Mach das nicht noch einmal, Mal'ach." Er droht mir, aber ... was habe ich getan?

Ein wenig richte ich mich auf. Mein Kopf dröhnt. Es ist ein pochender Schmerz.
„Was ... was habe ich denn getan?" Meine Stimme besteht nur aus einem rauen piepsen.

„Das fragst du mich! Du -" Er lehnt sich über mich und zieht mich an meinen Haaren zu ihm hoch. Das hämmern gegen meinen Kopf wird stärker. Wütend und verzweifelt sieht er mich an. „Du bist Mal'ach, ein Engel, du bist zu rein für solche Berührungen." Seinen Finger streicht er über meine Lippen. Die Wut verschwindet aus seinem Blick. „Zu Rein. Du bist mein Gegenstück Mal'ach. Und das sollst du bleiben. Du weißt gar nicht wie sehr ich mich nach dir sehne. Doch ich muss mich zurückhalten. Du machst es mir so schwer." Dann nimmt er mich wieder in seinen Armen und wieder spüre ich die enge in meinen Herzen. Vorsichtig streicht er mir mit seiner Hand über den Kopf.

Wäre es vielleicht besser gewesen,  mich in der Nacht von ihm töten lassen?
Ich müsste das alles nicht mehr mitmachen ...
Die Tränen kann ich nun nicht mehr unterdrücken. Es sind zu viele, als das ich sie stoppen könnte.

„Es tut mir Leid, wenn ich dich verletzt habe."

Ich gebe ihn keine Antwort. Wie gerne ich ihn anschreien würde. Ich will ihn sagen, wie sehr ich ihn hasse. Für jeden einzelnen Geburtstag, an den mein Vater nicht bei mir sein konnte, für das, was er meinem Vater angetan hat, für jeden seiner Morde. Für das was er mit mir macht. Das ich Furcht empfinde und die Ängste in mir aufleben.
Ich will es ihm so gerne sagen.

Schmerzhaft pocht mein Herz gegen meine Brust, die Welt um mich herum dreht sich und immer mehr Tränen finden ihren Weg nach oben.
Wie kann ein Mensch nur zu so einem Monster werden?

Ich hasse ihn.

„Es tut mir so leid, Mal'ach." Wiederholt er. Als hätte ich ihn nicht beim ersten Mal verstanden. „Ich weiß nicht wieso, aber manchmal, da kann ich mich nicht kontrollieren. Es ist wie ein Fluch, der mich verfolgt."

Ausreden.

„Es macht mich wahnsinnig, aber es ist ein Teil von mir geworden. Der Tag, an dem ich angezündet wurde, ist der Tag, an dem es sich in meine Seele brannte.", murmelt er in meine Schulter hinein.

Angezündet?

„Es ... ich ... mag nicht gerne daran denken. Auch wenn es der Tag ist, an dem ich beinahe makellos geworden bin. Es ist der Tag, der einige Zeit später zeigte, dass meine Familie nicht dazu bestimmt war, wahre Schönheit zu erkennen. Dass sie nicht so ist, wie ich."

Er stoppt, sieht zu mir und richtet sich auf.

„Nur mit dir zusammen, werde ich wirklich makellos werden. Denn du bist so wie ich, erkennst die wahre Schönheit, doch auch bist du komplett anders. Denn du bist die Personifikation des Guten. Das, was ich niemals sein werde. Wir beide, Mal'ach- " Er zieht mich zu sich hoch und schaut mir tief in die Augen, „sind zwei Teile eines perfekten Ganzen."

Zwischen Schönheit und Selbstsucht (Jeff the Killer FF/ Lovestory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt