Krank

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„Hast du Hunger, Mal'ach?", fragt er eintönig. Er mustert mich.

„Ähm ... ja." Ich bin noch durch den Wind. Meine Stimmlange ist ein wenig zu hoch und ich spüre wie meine Wangen glühen.
Schnell richte ich mich in eine Sitzende Position auf und streiche mir meine Haare aus dem Gesicht. Einzelne Strähnen kleben an meiner verschwitzten Haut. Ich muss mich unbedingt beruhigen.
Einen Moment lang sieht er mich mit schräg gelegten Kopf an. Langsam kommt er auf mich zu.

„Mal'ach?", gibt er vorsichtig von sich. Er hockt sich vor mich hin und zieht mein Gesicht mit seinen langen, kühlen Fingern näher zu sich heran.

Die Kälte ist herrlich auf meiner überhitzten Haut.

Seine freie Hand legt sich auf meine Stirn, merklich konzentriert sieht er mir in die Augen. Ich blicke zu ihm hoch.
Dann beginnt er seinen Kopf zu schütteln. „Wie fühlst du dich?"

„Gut."

„Und jetzt ehrlich?"

Meine Beine ziehe ich an meinen Körper. „Mir ist ein wenig schlecht. Vielleicht bekomme ich meine Tage.", flüstere ich.

„Ich glaube eher, dass du Fieber hast. Seit wann fühlst du dich so?"

„Erst seit ein paar Minuten.", antworte ich Wahrheitsgetreu.

„Wieso hast du mich dann nicht gerufen?"

Perplex sehe ich ihn an. „ Du – du hast dich fertig gemacht. Außerdem denke ich nicht, dass ich Krank bin." Eher ein wenig Ängstlich und Angespannt.

„Ist dir kalt oder zu warm?"

„Kalt. Aber auch höre ich auch nicht auf zu schwitzen ..." Ich schaue weg. Er nimmt meine Hände in seine.

„Deine Hände sind eisig. Und das spüre selbst ich. Du kannst mir nicht sagen, dass du nicht Krank bist/wirst. Warte -" Er geht einen Schritt von mir weg und beginnt seinen weißen Hoodie auszuziehen. Schließlich reicht er ihn mir. „Nimm."

„Nein, das ist deiner.", protestiere ich.

„Aber ich habe keinen Pulli für dich besorgt. Also nimm. Mir ist auch warm genug in meinen Shirt." Er schmeißt mir das Kleidungsstück entgegen. „Zieh ihn über. Fühlst du dich schwindelig?"

Nach meiner vorigen Entdeckung? „Ein wenig. Aber es geht." Ich will alleine aufstehen, aber er hilft mir. „Ich bin nicht so schwach, wie ich aussehe.", reagier ich auf ihn.

„In meinen Augen bist du so – zerbrechlich. Ich kann nicht anders."

„Hm."

Nachdem ich den Pulli über das luftige Shirt gezogen habe, verlässt er an meiner Seite mit mir das Zimmer. Er stützt mich ein wenig ... es ... ist mir unangenehm. Ich will nicht auf ihn angewiesen sein. Er lässt mich am Boden an einer Wand nieder und ich schaue ihm neugierig zu, wie er verschiedene Utensilien zusammen sucht.
Einen Bunsenbrenner, Streichhölzer, ein Eisengestell, einen Topf, zwei Löffel, eine Schüssel und eine Dose, in der sich wahrscheinlich etwas Essbares befindet. In der Nähe von mir baut er alles auf, als er den Inhalt der Dose in den Topf kippt, erkenne ich auch, dass es sich um Ravioli handelt. Er hockt sich vor seiner selbst gebauten Kochstelle hin, rührt Gedankenverloren mit einen der Löffel und beißt leicht auf einen seiner Daumen.
Ich versuche das Bild, welches sich mir hier bietet, mit dem aus der Vergangenheit von Jeffrey zu vergleichen. Die Bewegungen ähneln sich. Das kantige Gesicht und die verwuschelten Haare. Aber ohne einen Hinweis, wäre ich nie darauf gekommen, dass es sich bei den beiden um ein und die selber Person handelt.

Sobald das Essen fertig ist, kippt er einen Teil davon in die Schüssel. Eindringlich sieht er mich an und setzt sich neben mich.

„Iss." Mit einem Löffel zusammen, hält er mir die Schüssel direkt unter die Nase.

Ich schüttle meinen Kopf.

„Wieso? Ist dir so schlecht? Ich dachte du hast Hunger."

„Nein. Es ist alles gut. Ich ..." Ich habe Angst, wie er reagieren wird, „Ich esse nur kein Fleisch." Nuschle ich daher schnell vor mir her.

Sein Oberkörper lehnt sich gegen die Wand, das Essen stellt er auf seinen Schoß und mit der Hand fährt er sich durch die Haare. „Ich weiß. Deswegen habe ich auch extra vegetarische Ravioli besorgt. Du bestellst die so immer beim Italiener, aber ... da es so regnet und ich selber nicht kochen kann, habe ich mich heute auf das Dosenfutter für dich verlassen. Tut mir Leid. Jetzt wo du Krank bist, willst du sicher etwas anderes."

Wie bitte? Habe ich richtig gehört?

Ich lache. „Jeff, es ist alles gut. Du glaubst gar nicht wie oft ich essen aus der Dose bei meiner Mutter bekomme." Zum Beweis nehme ich die Schüssel in meine Hand und nehme einen Löffel. Was soll ich sagen? Es schmeckt wie zu Hause. Zu Hause ...

„Okay." Er nimmt sich den Topf und beginnt aus ihm zu essen.

Ich presse meine Lippen zusammen. Gerade erinnerte er mich an Jeffrey ...

„Du?" Ich spüre, wie ich nervöser werde.

„Ja?" Neugierig sieht er mich an.

„Ich habe da noch nie mit jemanden wirklich darüber geredet ... aber ... es gab da mal so einen Jungen ..."

Zwischen Schönheit und Selbstsucht (Jeff the Killer FF/ Lovestory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt