Mit meinem Kopf an der Fensterscheibe gelehnt, schaue ich raus auf das trostlose Wetter. Langsam wird es dunkel, doch viel unterschied macht es zu vorher nicht, da die dunklen Wolken schon den ganzen Tag den Himmel bedeckt haben. Immer wieder fallen schwere Tropfen zu Boden, die auch momentan meine Welt zum verschwimmen bringen.
"Es soll endlich mal wieder schneien.", murmle ich ich gegen die Scheibe, sodass sie beschlägt. Zwar liebe ich Regen, aber Schnee ...
"Das wird es bestimmt noch.", antwortet mir die muntere Stimme meiner Mum, während sie am Autoradio einige Tasten drückt. Erst als 'Leise rieselt der Schnee' ertönt, legt sie wieder beide Hände ans Steuer. "Schließlich haben wir noch ungefähr zwei Wochen bis zu Weihnachten."
Ja. Auch wenn ich noch nicht glauben kann, dass die Zeit wirklich weiter geht. Es sind schon mehr als drei Wochen vergangen. Drei Wochen nachdem ich ihn geschrieben habe.
Und es ist nichts passiert.
Er hat mich aus seinem Leben gestrichen.
Und zurückgelassen.
Gerade nachdem er mir die Augen geöffnet hat.
Leise summe ich die Melodie des Liedes nach. Es ist die beste Möglichkeit meine Gedanken nicht nach außen durchdringen zu lassen.
"Na, hast du mich schon vermisst?", strahle ich Albert an, als er mir die Tür zu seinem Behandlungszimmer öffnet. Er ist der einzige der es schafft mich auf andere Gedanken zu bringen oder bei dem ich mich öffnen kann. Auch wenn es sich nur über mein Lieblingsessen geht. Obwohl er mein neuster Bekannter ist.
"So oft wie wir uns sehen?", gluckst er und tritt einen Schritt zur Seite, damit ich eintreten kann.
Meinen Mantel hänge ich an einen der Haken und ich setze mich auf meinen gewohnten Platz. Nach der dritten Sitzung haben wir aufgehört während unserer gemeinsamen Zeit Filme zu schauen, sondern haben stattdessen angefangen über Filme und Bücher zu reden. Es tut gut wieder richtige Konversationen zu führen, auch wenn ich mich daran erst Mal wieder gewöhnen muss. Und es geht sogar soweit, dass wir nun auch über fast alles reden. Wobei ich jedoch darauf bedacht bin, dass er mir auch etwas von sich erzählt.
"Und Lucia, in letzter Zeit etwas spannendes bei dir passiert?", fragt er mich, nachdem er auch seinen Platz eingenommen hat. "Bediene dich einfach an den Plätzchen wenn du magst.", schiebt er mit seiner lockeren Art noch dazwischen und deutet auf den Tisch neben mir.
"Ich habe keinen hunger, danke." Ich schaue nicht Mal neben mir. Essen fällt mir noch immer genauso schwer. "Tatsächlich. Ich habe nämlich ihren Rat befolgt und mich bei zwei meiner Freunde gemeldet." Bei dem Gedanken muss ich schief Lächeln. Es ist jedoch kein positives.
"Haben sie deinen Namen vergessen oder wieso schaust du so aus, als wärst du in Hundekacke getreten?"
"Nein, nein.", werfe ich schnell ein. "Nur ... ich stehe gerade irgendwie zwischen zwei Freunden. Lilly und Ben, sie ..." Ich habe keine Ahnung, ob ich das Wirrwarr überhaupt verstanden habe. "Vor ein paar Wochen lief auf einer Party zwischen beiden etwas. Bei Lilly weiß ich, dass sie ihn auch schon länger gut findet und es lief anscheinend auch ne ganze Zeit gut bei den beiden, doch, ..." Ja. Warum muss der ganze Scheiß auch immer so kompliziert sein? "Doch Ben hat jemand anderen kennen gelernt. Und Ben hat mir natürlich auch von ihr sofort erzählt - ihr Name ist Grace - und wie hübsch sie doch mit ihren Eisblauen Augen und kurzen braunen Haaren wäre und dass sie einfach perfekt zusammen passen, da sie zu zweit sogar schon fast die Küche in Brand gesetzt haben und - und dass er Lilly wegen ihr das Herz gebrochen hat." Mit meiner Hand fahre ich durch meine Haare. "Und Lilly hat mir davon natürlich auch erzählt. Und sich bei mir über Ben beklagt und über Grace aufgeregt, die anscheinend eine ganze Zeit lang in der geschlossenen Psychiatrie verbracht hat und laut ihr nicht ganz richtig im Kopf ist und dann hat sie mich natürlich ganz geschockt angesehen und gemeint, dass sie das nicht so meinen würde und naja." Ich zucke mit meinen Schultern und hohle Luft. "Ehrlich gesagt weiß ich nicht wie ich mit sowas umgehen soll, da BEIDE meine Freunde sind. Und ehrlich gesagt ist mir das Ganze auch zu kompliziert."
"Dann legst du den Kontakt erst Mal wieder ein wenig aufs Eis. Daran ist überhaupt nichts schlimmes dran, sondern es zeigt, dass du für deich weißt, was momentan gut für dich ist."
"Gut, dann sind wir da einer Meinung." Ich presse meine Lippen zusammen.
"Und dein Vater? Wird ihm das zu viel mit seiner Arbeit?"
Ja. Dad. Das Arbeitstier schlechthin. "Er lässt sich zumindest nichts anmerken. Und er wurde erstmal auf Teilzeit runtergesetzt. Es nervt ihn zwar, aber ich denke das ist besser so. Vor allem weil er jetzt der Person hinterher jagen möchte, die ihn das angetan hat und seine Familie bedroht hat."
"Er hat euch bedroht? Ist die etwas seltsames aufgefallen?"
"Mein Vater meint es ist nur eine Frage der Zeit, bis er auch uns Kindern oder Mutter etwas antut.", weiche ich der Frage aus. Das ich ihm begegnet bin, weiß er nicht. Er weiß nicht in welcher Beziehung ich zu dem gesuchten Mörder stehe.
Und das ist besser so.
"Wieso bist du Psychologe geworden?" Will ich das Thema wechseln.
"Vielleicht weil ich selber ein Knacks weg habe.", er lacht. Doch dann wird er ernst. "Ehrlich gesagt, gab es in meiner Schulzeit ein Mädchen. Sie war meine erste große Liebe. Bis sie verschwand. Ein paar Tage später entdeckte man ihre Leiche, hängend an einem Baum im Wald. Sie hat die Welt nicht mehr ertragen und sich selbst das Leben genommen. Und da wusste ich: Das würde ich nie wieder zu lassen." Er presst seine Lider fest zusammen und als er sie wieder öffnet, sind sie feucht. "Ach Lucia, Liebe ist die Schönste Emotion, aber auch das Selbstsüchtigste aller Gefühle. Du kannst dir ja gar nicht vorstellen, wie Schmerzhaft es ist, seine erste Liebe zu verlieren." Einen Augenblick scheint er ganz weit weg zu sein.
"Doch. Das weiß ich.", murmle ich nach einem Moment der Stille. Ich ziehe meine Knie an die Brust und kuschle mein Gesicht hinein.
Es tut so unglaublich, unglaublich weh. Auch nach der ganzen Zeit. Jeder Gedanke daran.
Ist ein Schmerz.
Denn wie heißt es noch?
Die Zeit heilt keine Wunden. Man gewöhnt sich nur an den Schmerz.
Und es ist wahr.
Nur das ich mich daran noch nicht gewöhnt habe."Lucia ... es tut mir Leid wenn ich dich so direkt Frage, aber ist der Schmerz der dich die letzten Wochen so belastet ... ist es ... Liebeskummer?"
Langsam blicke ich wieder zu ihm hoch.
Erst als ein nasser Tropfen auf meiner Hose landet, merke ich die stummen Tränen meine Wange entlang fließen.
Und ich spüre die Trauer.
Die sich hochschleicht.Meinen Atem nimmt.
Meine Stimmbänder befällt und ein Schluchzen hinaufbefördert.
Ja.
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Zwischen Schönheit und Selbstsucht (Jeff the Killer FF/ Lovestory)
Fanfiction*Abgeschlossene Geschichte* Für sie sind Menschen weder gut, noch böse. Sie sind Selbstsüchtig. Für ihn ist Schönheit ein Geschenk, eine Tugend. Nur er ist dazu gesinnt sie wahrhaftig zu erkennen. Beide sind klug, perfektionieren die List und glaub...