Allwissende Sicht
Es ist der erste Weihnachtstag, als Lucias Vater den Funkspruch abhört. Ein Funkspruch, bei dem er sofort ein ungutes Gefühl hat.
Schnell eilt er in den Flur und zieht sich seine Jacke über. Seine Frau sitzt in der Küche. Seit ihre Tochter verschwunden ist, ist sie nur noch ein Spiegel ihrer selbst. Alen sitzt ihr gegenüber. Auch ihre anreise konnte sie keine Minute ablenken.
"Ich fahre nochmal los.", spricht er sanft zu seinen zwei Frauen. Beide blicken gleichzeitig hoch.
"Gibt es Neuigkeiten?", spricht die älteste Tochter mit einen Schwung Hoffnung. Auch ihre Augen sind geschwollen und gerötet.
"Ich weiß es nicht Alen." Sein Mund ist ganz trocken. Er hat ihnen nichts von dem Vorfall vor ein paar Tagen erzählt. Er könnte es nie übers Herz bringen, so über seine Jüngste zu reden.
Sie wurde sicher gezwungen.
Sie wollte es ganz sicher nicht.Andere Gedanken hat er nicht.
"Ich versuche mich zu beeilen." Er ist schon zur Tür draußen, als er noch hinzufügt: "Ich liebe euch."
Im Funkspruch wurden verschwundene Schwäne erwähnt. Schwäne, die vermutlich von Wilderern geschossen wurden.
Nachdem das Verschwinden bemerkt wurde, kam wenige Stunden später ein Anonymer Hinweis - von einer Telefonzelle versendet - dass sich die Schwäne in einem bestimmten Gebäude befinden. Die Adresse wurde hinterlassen. Danach war die Telefonleitung tot.Als der Alte die Adresse erreicht, sieht er schon seine ehemaligen Kollegen stehen. Absperrband um das gesamte Gelände.
Ohne zu zögern betritt er es. Dieses ungute Gefühl - es verschwindet einfach nicht.
Von weitem sieht ihn eine Kollegin. Ihr Gesicht verwandelt sich zu einer erschrockenen Miene und mit schnellen Schritten läuft sie ihm entgegen. Auch er beschleunigt seine Schritte durch den Schnee.
"Was machst du hier?", fragt sie ihn voller Sorge.
"Ich habe den Funkspruch gehört." Er läuft an ihr vorbei. Eilig versucht sie ihn aufzuholen.
"Nach deinem Alleingang wurdest du fürs erste vom Dienst suspendiert." Sie fasst ihn an der Schulter, doch er schüttelt sie ab.
"Ich muss einfach wissen, was hier vor sich geht."
"Markus." Abrupt bleibt sie stehen.
Bei dem Klang seines Namens dreht auch er sich zu ihr um. "Was?" In diesem Wort schwingen mehr als nur ein paar Gefühle. Es sind Emotionen der letzten Wochen, schlaflose Nächte. Und es ist Trauer, Schuld, Wut, -
Schmerz."Das solltest du nicht." Ihre Stimme ist ganz sanft.
"Es waren keine normalen Wilderer, oder?" Seine Hände ballen sich zu Fäusten. Als sie nicht antwortet verzieht sich sein Gesicht. "Ich wusste es! War er es? War es dieses ... dieses ... dieses abscheuliche Monster? Wenn er es war, wenn ihr ein Anhalt dazu habt, dann ... dann müssen sie doch noch ganz in der Nähe sein, oder? Dann müsste Lucia doch noch- "Er hält inne, als er ihren Ausdruck bemerkt.
Ihr Augen füllen sich mit Wasser und ihr Gesicht wird ganz bleich. Langsam fängt sie an ihren Kopf zu schütteln.
"Nein.", flüster er. Und schluckt. Und vergisst zu atmen. Und lässt sein Herz Sekunden nicht schlagen.
"Markus."
"Ich ... ich muss es sehen." Seine Worte klingen plötzlich ganz ruhig.
"Bist du dir da-"
"Bitte." Schon klingt er wieder energischer.
"Okay. Aber ich komme mit dir."
Die anderen Polizisten machen anstallten, doch sie winkt sie zu ruhe. Anders hat es keinen Sinn - sie weiß wie ihr ehemaliger Kollege tickt.
Als die beiden die Treppe hochgehen, sieht er dort die toten Schwäne liegen. Einige von ihnen sind nackt, andere sind unberührt. Ausgeblutet sind sie alle.
Als sie in der richtigen Etage angekommen sind, zögert sie einen Augenblick. Doch Lucias Vater nicht.
Er reißt die Tür auf - und versteht nicht.
Unwirklich.
Surreal.
Hirngespinst.
Seine Tochter liegt auf dem Boden. Um ihr herum Forensiker, die noch bei den Fotos sind. Sie alle blicken auf, als er den Raum betritt. Und langsam tritt er näher.
Die blonden Haare seiner Tochter sind offen. Wellig liegen sie ordentlich über ihre Schulter. Bekleidet ist sie mit einem weißen Kleid. Ihre Hände liegen auf ihrer Brust, sie verdecken fast den Griff des Messers. Und um ihr herum liegen die Federn der nackten Vögel. Angeordnet, als wären es ihre Flügel.
Nein.
Es sind ihre Flügel.
Sie ist ein Engel. Ein Engel der schläft.
"Ja.", flüstert der Vater. Das ist nur ein Engel der schläft. "Lucia, wach auf."
"Markus, sie ..."
"Lucia, wachst du bitte auf? Wach auf, ja?" Ein Herz, welches einmal in Scherben gesprungen ist, tut so viel mehr weh. "Lucia."
"Markus." Ihre Stimme ist ein zittern.
"WAS?", schreit er und wendet eine Sekunde seinen Blick von seiner Tochter. Einer Sekunde, in der er die Wände sieht.
Wände, die vollgeschrieben sind. Vollgeschrieben mit Blut. Mit einem Satz, der ihn nicht mehr loslässt.
Du bist gefallen Mal'ach.
Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach. Du bist gefallen Mal'ach.
"Was ... Wie - wie oft hat er -"
"Genau 666 Mal."
Ein Jahr später
Jeffrey
So wütend, wie in diesem Augenblick, war er noch kein einziges Mal. "Nein, nein, nein, NEIN!", brüllt er. "DAS IST FALSCH!" Mit seiner Hand hohlt er aus, bevor er sie für einen kräftigen Schlag nach vorne schellen lässt. "DU BIST NICHT WIE SIE!" Sein Gesicht ist Wutverzerrt. Er kann nicht verstehen, dass sie das nicht endlich begreift.
Langsam taumelt er zurück, als er das Mädchen wimmern hört. "Du bist nicht wie sie.", wiederholt er flüsternd. "Du bist nicht wie sie."
Entsetzt über seine eigene Worte schaut er das Mädchen an. "Du bist nicht wie sie, denn du - du bist nicht sie. Sie ist ... sie ist ..."
Der Schrei der dann erklingt ist mit all den Schmerzen, all der Trauer und all der Wut gefüllt, die er das letzte Jahr so krampfhaft versucht hat zu unterdrücken.
Schmerzen, die nur ihre Anwesenheit lindern könnten.
Das ist das Ende dieses Buches, aber nicht das Ende der Geschichte.
Ich möchte mich bei euch allen bedanken. Für eure Kommentare, die mich zum Lachen und zum strahlen gebracht haben. Und für eure Votes und eure Nachrichten. Meine Geschichten - und das wissen, dass es Leute gibt, die sie tatsächlich mögen - gibt mir mehr in meinem Alltag, als was ich je geahnt hätte. Bitte lest auch noch das letzte Kapitel. Es ist eine Art Erklärung. Dort würde ich mich außerdem gerne mit euch austauschen.
Danke!
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Zwischen Schönheit und Selbstsucht (Jeff the Killer FF/ Lovestory)
Fanfiction*Abgeschlossene Geschichte* Für sie sind Menschen weder gut, noch böse. Sie sind Selbstsüchtig. Für ihn ist Schönheit ein Geschenk, eine Tugend. Nur er ist dazu gesinnt sie wahrhaftig zu erkennen. Beide sind klug, perfektionieren die List und glaub...