.:Kapitel 82:.

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►THEO POV





Der edle Teppich dämpft meine festen Schritte, als ich den breiten Flur entlang laufe. Die Gesichter der längst vergangenen Kingston, die sich für immer in Ölgemälde verewigt haben, huschen an mir vorbei. Der Stammbaum der Familie Kingston, reicht Jahrhunderte zurück und in ihnen fließt adliges Blut. Jeder einzelne von ihnen wollte der legendärste seiner Zeit sein und um nicht vergessen zu werden, hängen sie schon, zur Lebzeiten, ihre Gemälde an die Wand.

Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich das erste Mal, an ihnen vorbeigeschritten bin. Starr blickten sie auf mich herab, als wäre ich mit meiner zerlumpten Erscheinung nicht würdig unter ihren Augen zu treten. Doch trotzdem wurde ich von einem Mann auserwählt, dem ich flüchtig das Leben gerettet hatte, als er von einer Bande fast ausgeraubt und totgeschlagen wurde. Ich war damals selber kein Unschuldslamm, aber alte Menschen und Kinder waren für mich tabu.

Am Ende stellte es sich heraus, dass der alte Mann der Familien Butler war und da er sowieso kinderlos zu sein schien, sollte ich nun laut letztem Wunsch von ihm sein Erbe antreten. Am Anfang wollte ich nur mein Bauch vollschlagen und bei der erst besten Gelegenheit die Steinreiche Familie ausrauben und abhauen, bis ich nach 20 Jahren umherirren im Leben den Grund meiner Bestimmung traf. Ich blieb und das ist nun 10 Jahre her.

Ich wurde nicht nur der Butler, sondern auch die Augen, Ohren und Hand der Familie Kingston.

Die Dienstmädchen, an denen ich vorbeikomme, halten bei ihrer Tätigkeit inne und begrüßen mich mit einem respektvollen nicken. "Guten Tag, Sir", höre ich sie alle aus einem Munde. Ich erwidere es mit einem kurzen nicken, trete aus der Hintertür, lege den Lederhefter auf den Sitz und steige in den Golfcart.

Auf der Straße musste ich mir Respekt erkämpfen, hier musste ich kein Fingerkrumm machen und wurde damit überschüttet. So funktioniert diese Welt eben, wo die Hierarchie deinen Platz bestimmt. Nach einer 5 Minütigen Strecke bin ich in der kleinen Villa der damals extra für Master Davy erbaut wurde. Ironisch, das Master Davy diesem immensen Luxus trotzt, nur um etwas länger seine Freiheit zu genießen.

Höflichkeitsbedingt klopfe ich einmal und trete gleichdarauf ins Schlafzimmer ein. Der Lockenkopf, mit dem ich gestern schon die Bekanntschaft machen musste, starrt mich ertappt an und lässt unverzüglich vom Panorama Fenster ab. Sein Pech, das sie sich nur mit einem Code öffnen lassen.

"Du?", murmelt er erstaunt.

Tonlos schließe ich hinter mir die Tür, straffe die Schultern und mein prüfender Blick schweift kurz zum Tablett der völlig unberührt zu sein scheint.

"Wie unerfreulich. Sie haben nichts gegessen", sage ich.

Er tritt mit verärgerter Miene in die Mitte des Raumes und kreuzt die Arme vor der Brust. "Schon mal etwas von einem Hungerstreik gehört?", antwortet er gehässig. Nicht weiter draufeingehend erwidere ich nur trocken: "Viel Glück dabei!"

Seine Augen weiten sich nur etwas empört und er schnalzt abwertend mit der Zunge. "Ihr seid alle krank! Wo steckt eigentlich der Ober-Krank-Kopf Davy Jones?"

Ich verbiete mir wegen dem ulkigen Namen zu Schmunzeln. Davy Jones. Wieso ist mir das nie in den Sinn gekommen? Einfach zum schießen. Ich räuspere mich kaum merklich, lege den Lederhefter auf den Schreibtisch hin, schlage ihn auf und positioniere die Papiere.

"Master Davy, genehmigt sich mit dem Herzog und die Herzogin einen Nachmittagstee", erkläre ich ihm gelassen und deute ihm mit der Hand davor Platz zu nehmen.

"W-WAS? SEIN DAD IST EIN FUCKING HERZOG?", japst er laut auf, folgt meiner Anweisung Schockbedingt und setzt sich auf den von mir zu recht gerückten Stuhl. "Gewiss. Jetzt unterschreiben Sie bitte auf den markierten stellen", fordere ich, hole aus meiner Innentasche ein Federhalter hervor und drücke ihn in seine Hand. Erst jetzt löst er sich aus seiner Starre und schaut mich konfus an. "Unterschreiben? Was ist das?"

"Eine Verschwiegenheitserklärung. Sie dürfen unter keinen umständen ein Wort über, das hier Gehörte und Gesehene dort draußen verlieren. Sonst drohen Ihnen Konsequenzen."

"Du meinst die Bizarre Situation mit Jesper", bringt er mir unerschüttert entgegen, doch auch wenn es mich kurz aus der Bahn wirft, lasse ich es mir nicht anmerken und bewahre die Fassung. "Verzeiht, aber ich kann Ihnen nicht folgen. So jemand residiert hier nicht."

Unverzüglich verziert Verwirrung sein Gesicht und er blickt mir äußerst verstimmt in die Augen. "Wen willst du verarschen? Ich habe ihn gesehen", schnaubt er. "Vielleicht hat Euch euer Gedächtnis ein Streich gespielt, verweilt nicht zu lang daran", beharre ich.

"Was? Aber? Wuaahh! Vergiss es! Ich unterschreibe, wenn das bedeutet schneller hier wegzukommen", zischt er und setzt überall neben den Markierungen seine Unterschrift. Töricht ohne es zu lesen. Ich hoffe, dass es ihm nicht allzu schnell zum Verhängnis wird.

Nach der letzten Unterschrift wirft er den Federhalter über den Tisch, steht prompt auf und stellt sich wieder vor dem Fenster. Stumm sammele ich alles wieder zusammen und mache mich auf. Gerade als ich die Türklinge runter drücke und die Tür öffne ertönt seine Stimme: "Vielleicht tut er es für euch nicht, aber für mich existiert Jesper!"

Ich zucke beeindruckt zusammen und mustere seine Sonnenlicht durchflutete Gestalt, dass mich durch grünlich schimmernden Augen überzeugt anschaut. Er besitzt einen sehr starken Willen und es wird für Master Davy nicht leicht werden, den zu brechen. Vielleicht wird er es auch nie schaffen. Ein Weg zum Scheitern. Langsam löse ich meinen Blick von seinem, nicke höflich zum Abschied und schließe die Tür. Schnell richten sich die Bodyguards, die links und rechts vor der Tür Wache stehen, bei meiner Anwesenheit auf.

"Behaltet ihn gut ihm Auge", verordne ich und höre hinter mir ihre laute Zustimmung.

Zum ersten Mal sehe ich, jemanden der auch nach ausdrücklichem bedrängen, nicht die Existenz von Master Jesper verleugnet. Ich laufe wieder den Flur mit den Ölgemälden entlang. Obwohl, das adlige Kingston Blut durch seine Adern fließt, wird sein Bild niemals einen Platz hier neben den anderen haben. Er ist nicht zum erinnern, sondern zum vergessen verdammt.

Wie ein Geist den man sieht, dessen Präsenz aber nicht anerkennt.

Ich bleibe vor der Tür, durch den nur ein Handvoll Menschen gehen dürfen und trete ein. Zwei aufgeweckte graue Augen und ein strahlendes Lächeln empfangen mich sogleich.

"Theo!"

Mein...

"Master Jesper."





Heyhoo *-*


Was sagt ihr zu den Geschehnissen im Kapitel?

Meinung zu Theo:

Meinung zu Jesper:

much love! <3

^,^/)))))

1. Straight but obsessed by him (boyxboy) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt