.:Kapitel 86:.

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►DEREK POV





Das knallen von einer Autotür rüttelt mich auf und ich hebe den Kopf zu einem heraneilenden Noel. "Derek!", ruft er mit aufgebrachter Stimme und hockt sich, mit beiden Händen auf meine Schultern gelegt, vor mich hin. "Was ist passiert? Wo ist Davy?" Die einfühlsame Stimme von Alec erklingt über uns und macht mir seine Anwesenheit erst jetzt bewusst.

Die Sorge steht beiden deutlich ins Gesicht geschrieben.

Meine Mundwinkel verziehen sich zu einem Lächeln, während ich mich langsam aufrichte und wispere: "Davy...Davy und ich haben uns getrennt." Ich sehe wie es in Alecs Gesicht bei meinen Worten wehmütig aufzuckt, doch er erwidert nichts und senkt den Blick. Noel ist der erste, der wieder zu Worten findet und nimmt meine Hand.

"Ach! Soll dieser Fremdgeher doch dorthin gehen, wo der Jelly wächst. Du bist ohne ihn sowieso besser dran", zischt er wütend, gibt an der Tastatur den Zahlencode ein und zieht mich in den Vorgarten. Ich drehe meinen Kopf zu Alec und wir schauen uns stumm in die Augen, bis die Tür  sich wieder schließt und den kurzen Blickaustausch beendet. Mein Blick wandert jetzt zu Noel und mir fällt auf, dass seine Schultern beben, als er den Schlüssel ins Türschloss steckt und aufschließt.

"Noel...", beginne ich.

"Wir machen uns einen schönen Abend mit Martinis und Kentucky Fried Chicken. Wir hatten was geholt. Alexander bringt es gleich. Er parkt nur den Wagen", erzählt er und schaltet die Lichter an.

"Noel?", setze ich erneut an, doch er schneidet mir schon wieder das Wort ab.

"Wir sollten Magic Mike gucken. Das verfehlt niemals mein Jelly in Wallungen zu bringen. Vor allem, weil Mike, Alexander so ähnlich sieht. Oh, weißt du was, wir sollten gleich direkt zu einem Strip Club fahren. Ich habe noch 1 Dollar Noten im Haus. Ich sag schnell Alexander bescheid." 

"Noel!", rufe ich und drehe ihn an den Schultern zu mir. Seine blauen Augen fokussieren mich endlich aufmerksam und ich lächle ihn dankbar an. "Ich weiß es zu schätzen, was du versuchst, aber darf ich einfach nur duschen und ins Bett?"

Er mustert mich kurz und in seinen Augen flammt Widerspruch auf, doch er gibt schließlich nach und nickt.

"Wenn was sein sollte rufst du sofort nach uns", beharrt er.

"Natürlich. Danke!", erwidere ich aufrichtig dankbar, drücke sanft seine Schultern und begebe mich ins Gästezimmer. Alles ist noch so, wie ich es verlassen habe. Wie witzig, das die Probleme, die mich vor 2 Wochen noch plagten, so unbedeutend erscheinen, Gegensatz zu denen jetzt.

Langsam streife ich meine lastende Kleidung ab und lasse sie unbekümmert auf dem Boden liegen, während ich in das verbundene Badezimmer trete. Als ich das Licht anknipse, erschrecke ich mich kurz vor der fremden Gestalt vor mir, bis mir klar wird, dass es mein eigenes Spiegelbild ist. Vorsichtig gehe ich näher und betrachte mein elendes ich. Mein Gesicht ist Kreidebleich unter den Kohlschwarzen Locken und meine leblosen Augen blicken mich trübe an.

Kein Wunder, dass Noel darauf bestanden hat mich nicht alleine zulassen, doch mein äußeres sieht zum Vergleich meines Inneren noch recht ansehnlich aus.

Denn ich spüre nämlich gar nichts.

Ich steige in die Duschkabine, lasse das warme Wasser auf mich laufen und stütze mich mit den Händen gegen die Marmorverkleidete Wand.

Wie ein Stern der am Ende seines Lebens steht und in einer Supernova explodiert. Tat es auch mein Herz. Meine Gefühle wurden in winzigstem Raum zusammengepresst. Das daraufhin in mir entstandene Schwarzes Loch, ließ schließlich nichts mehr entkommen und saugte mich vollkommen leer.


1. Straight but obsessed by him (boyxboy) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt