.:Kapitel 95:.

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NOEL POV





Mein Herz klopft mir so schnell, dass ich fast befürchte, es springt mir jeden Moment aus der Brust in den Brautstrauß, aus weißem Rosen, die ich in meinen verschwitzen Händen festgekrallt halte. Und wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen bin.

Gezielt atme ich tief durch die Nase ein, halte eine kurze Weile die Luft an und atme es ruhig wieder aus. Dabei bleibt mein Blick stur an der großen Holztür haften, hinter dem mein zukünftiger Mann wartet.

Jelly! Mann wie in Ehemann.

Ist das zu fassen? Ich, Noel Darling, werde gleich getraut. Das noch in einer waschechten Kirche. Worauf ich eigentlich verzichten könnte, wenn es nicht dem Chicken Boy am Herzen liegen würde. Hach! In Los Angeles ist eben einfach alles möglich. Obwohl es vorhin noch surreal wirkte, wird es gleich passieren. Wirklich passieren! Achtung! Gleich geht's los.

Erschreck dich nicht, Noel.

Eugene platziert meine lange Schleppe und richtet danach etwas meinen Schleier, bevor er sich zu mir wendet und fragt: "Kann es losgehen?"

Erschrocken zucke ich bei der Frage zusammen.

Super! Ich bereite mich darauf vor und erschrecke mich am Ende trotzdem. Reife Leistung. Noel! Eugene hebt skeptisch eine Augenbraue und bemüht sich meine Miene zu lesen, da mein Mund ihm anscheinend ja nicht antworten will. Nach ein paar weiteren verstrichenen Sekunden fragt er mich erneut: "Noel?"

Zum ersten Mal nach Wochen schleichen sich wieder die ersten Zweifel in meinen Kopf, aber ich lasse ihnen keinen Raum und reiße mich am Riemen.

"Ja, ich bin bereit. Es kann losgehen", bestätige ich eher mir als ihm. Eugene mustert mein Gesicht kurz, als würde er darin etwas suchen, nickt dann und reicht es an seinem Headset weiter, welches in seinem Ohr steckt.

Augenblicklich ertönt Chorgesang und als sich die Flügeltüren langsam öffnen, durchflutet mich das helle Licht. Die Gäste, darunter auch Promis und berühmte Designer die ich von meiner glorreichen Zeit noch kenne, erheben sich, von dem, mit weißen Blumengebinden verzierten Kirchenbänken. Alle Augen sind auf mich gerichtet. Erst das aufblitzen der Kamera des Fotografen vor mir löst mich aus meiner Starre und treibt mich voran.

Kein Problem! Ich bin diesen Weg schon mal entlang gegangen und wenn ich es auf der Totenwache meiner Granny geschafft habe, dann schaffe ich es jetzt auch.

Jelly! Ernsthaft? Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, den schönsten Tag meines Lebens mit der Beerdigung meiner Granny zu vergleichen. Ich straffe die Schultern und setzte anmutig weiter einen Schritt nach den anderen auf dem rosafarbenen Satinläufer. Noch nie habe ich mich so unwohl gefühlt, die Blicke aller auf mir zu spüren, wie gerade jetzt. Dabei lebe und sterbe ich für das Rampenlicht.

In den Wirrwarr meiner Gedanken geglaubt unterzugehen, halten mich plötzlich wie aus dem nichts, zwei stechend grüne Augen fest und ziehen mich wie Magneten an sich.

Alexander!

In diesem Moment scheint mir die Zeit langsam zu fließen, das sogar die Staubpartikel, die man im spärlichen Licht sieht in der Luft funkelnd erstarren. Die Umgebung komplett ausgeblendet gibt es nur noch ihn und mich.

Mein Herz schlägt höher, wegen den verträumten Ausdruck in seinen Augen, als wagt er sie nicht zu schließen, um nur etwas länger meinen Anblick zu genießen. Der Mund steht ihm leicht offen und seine Brust hebt und senkt sich ein kleines bisschen schneller. Es rührt mich zutiefst. Wahrscheinlich habe ich auch denselben Blick, denn er sieht so gut aus in seinem Smoking und mit den nachhinten gekämmten dunkelblonden Haaren.

1. Straight but obsessed by him (boyxboy) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt