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P.o.V. Manu

Schmerz.
Purer Schmerz in meinem Kopf. Stöhnend versuchte ich, ihn in eine eher gemütlichere Situation zu bringen, brachte ihn aber dann eher zum Knacken. War mein Hals jetzt gebrochen? Oder war ich komplett tot und meine Seele hatte sich von meinem Körper getrennt?
Müde schlug ich meine Augen auf und sah weiß. Ja, der Himmel. Meine trockenen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und ich hob meine Hand, wollte das Weiße berühren. Der Himmel... Wie er sich wohl anfühlte?
Doch irgendwas hinderte mich daran. Meine kalte, blasse Hand schwebte fast schon in der Luft und es würde noch ein bisschen dauern, bis ich den Himmel berühren könne. Musste mich wohl aufrichten.
Langsam wollte ich meinen Oberkörper aufrichten, um den Himmel zu spüren, aber ein stechender Schmerz durchfuhr meine Brust und keuchend fiel ich zurück.
Konnten Tote Schmerz spüren?
Und kaum hatte ich das gedacht, überfiel mich eine unglaubliche Müdigkeit und ich fiel in meine Kissen zurück, die weicher nicht sein konnten.

(...)

Stöhnend drehte ich mich in meinem Kissen um und fuhr mir über die Augen. "Palette, mach das Licht aus, wenn du dich umziehst. Es ist viel zu hell und ich will noch schlafen..."
"Wir sind nicht Zuhause, Manuel."

"Lungenkrebs?" Geschockt blickte ich Patrick an, welcher auf einem Stuhl saß und nach meiner Hand griff. "Ich weiß es auch erst seit ein paar Stunden. Seine braunen Augen, welche immer treu und lieb zu mir aufblitzten, waren unglaublich hell, als würden sie in Wasser schwimmen.
Und da rollte auch die erste Träne über die Wamge, wie in Zeitlupe, zerplatzte auf dem Boden.
Immer mehr Tränen rollten und er presste sich eine Hand auf den Mund, um nicht zu schluchzen. Entsetzen machte sich in mir breit und ich starrte fassungslos in die Luft.
Nein, das war ein Traum.
Nein, das konnte nicht sein.
Mir schnitt es die Luft an und zum ersten Mal in meinem Leben spürte ich pure Panik.
Ich würde sterben.
Bald.
Nein. Bitte nicht. Bitte...
Aber das Leben machte mir, machte uns einen gehörigen Strich durch die Rechnung.

Diagnose Lungenkrebs.

//Zeitsprung ein Monat//

"Morgen..." "Morgen." Müde blickte Patrick zu mir hoch und erwiederte den Kuss von mir halberzig.
Erschöpft ließ ich mich neben ihn an den Küchentisch fallen. "Wie lange bist du schon wach?" "Seit 3 Stunden..." Murmelte er und fuhr sich durch die trockenen Haare, während er auf dem Laptop rumklickte. Auf meinem Laptop, jedoch interessierte es mich nicht wirklich.
Wir waren in einer Beziehung, große Geheimnisse voreinander hatten wir nicht und sein Laptop war vor einem guten halben Jahr kaputt gegangen.
"Zombey hat dir wieder geschrieben..." Murmelte Patrick und ich rutschte neben ihn, während er Skype öffnete.
"Zu arrogant zum Antworten? Denk daran, was ich habe..."
"Ich habe ihm nichts geantwortet... Das musst du machen. Wissen wir eigentlich, was er fordert?" Fragte mich Patrick, während er nach meiner Hand griff. Paralysiert schüttelte ich meinen Kopf und scrollte hoch. Nur Drohungen, Beleidigungen. Mein ehemals bester Freund war ins tiefste Niveau gesunken. Da konnte man ja fast Mitleid haben... Aber auch nur fast.
Besorgt blickte mich Patrick an. "Alles in Ordnung?" "Was meinst du?" Fragte ich bitter. "Den Krebs oder die Drohungen?" Wie immer, wenn ich meine Krankheit erwähnte, wurde er blass und biss sich auf die Lippe. So auch jetzt. "Beides, denke ich." "Ich weiß es nicht..." Seufzte ich. "Es ist so wie immer, denke ich. Kein großer Unterschied." Schüchtern drückte Patrick meine Hand und hauchte mir einen Kuss auf die Wange, stand danach auf. "Komm, ich mache uns einen Kaffee. Dann sieht die Welt ganz anders aus." Leicht gähnte ich und mein Blick huschte zur Uhr, welche gerade mal auf acht Uhr morgens stand. Früher hatte ich mich immer gefragt, wieso meine Eltern auch am Wochenende nie ausschliefen und jetzt gehörte ich selber zu den Menschen, die früh morgens wach waren.
Auch Patrick gehörte mittlerweile zu diesen Menschen. Unser Leben hatte sich aufeinander abgestimmt, es lief perfekt. Keine großen Beziehungskrisen, Geldprobleme, nichts.
Und dann kam meine Krankheit und Zombey.

Noch schlimmer, als an einer Krankheit zu sterben ist, einer Person nahe zu stehen, die an einer Krankheit stirbt.

{683 Wörter}
Hachja, ich bin so heeerrlich unproduktiv ^^
rosenlicht~

Immergrün | KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt