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{Sammelkapitel - Februar}
P.o.V. Patrick

Er hustete. Schon wieder, oder immer noch? Es war dunkel, stickig und ich spürte meinen Mann neben mir schwitzen, obwohl wir schon die Tür geöffnet hatten und so gegen ein Uhr nachts für zehn Minuten das Fenster geöffnet hatten.
"Schatz, geht es?" Wisperte ich ihn die Dunkelheit und betätigte den Lichtschalter. Beinahe sofort brannte sich das helle Licht in meinen Kopf und ich hielt mir eine Hand vor die Augen, bis ich mich an das Licht gewöhnt hatte. "Manu..?" Da saß er, in seinem Pulli und verzog sein Gesicht vor Schmerzen, während mein Herz sich mindestens genauso viel zusammen zog.

•••

"Okay, und wir brauchen noch Gurken... Holtst du bitte Tomaten? Manu?" Suchend drehte ich mich um meine eigene Achse - der Supermarkt war doch klein, er konnte nicht weit weg sein. Und wie findet man am ehesten einen Lungenkrebskranken? Man folgt den Rufen 'Wir brauchen hier einen Arzt!'

•••

"Verdammt, Mänjuel, das kann  nicht so weiter gehen!" Meine Finger klammerten sich um meine Tasse, als wäre sie das einzige, das mich vom Ertrinken abhielte. "Ich weiß, dass dein Kontrolltermin erst in einem Monat ist, aber mittlerweile brichst du täglich zusammen! Ich mache mir Sorgen, verdammt!" Entsetzt starrte mein Mann mich an, stand von seinem Frühstück auf - reihenweise Tabletten lagen vor seinem Orangensaft. "Patrick, nein! Ich gehe nicht öfters als verpflichtet in dieses Höllenhaus! Ich hasse es da, es lässt mich schwach fühlen!" "Die wollen nur das Beste für dich!" Ich wurde lauter, auch seine Augen begannen zu funkeln. Der ganze Stress, die ganze Angst, die sich in all den Monaten angesammelt hatte, brach in einem unglaublichen Crescendo heraus und Manuel und ich schrien uns an, wie wir es lange nicht mehr getan hatten.

"Verdammt, Manuel Büttinger, ich habe einfach nur Angst um dich, verstehst du das? Du kennst es nicht, diese Angst. Immer, wenn du in eine Untersuchung gehst und die Ärzte rauskommen, mit dieser verdammten Trauermine! Du kennst diese schwitzigen Hände nicht, das starke Herzklopfen. Verdammt, ich habe jeden Tag Angst, dass ich neben dir aufwache und du nicht mehr atmest! Ich habe einfach nur Angst, Angst um dich, Angst um mich, Angst um meine Zukunft, um unsere Zukunft!" Brüllte ich und Manuel zuckte zurück. Tränen flossen über meine Wangen und ich schluchzte erstickt auf, meine Sicht verschwamm. Alles wurde dunkler, ich schluchzte erneut auf. "Ich kann einfach auch nicht mehr, weißt du?" Hauchte ich, und dann stürmte ich aus der Küche, rannte raus.
Und es war mir verdammt egal, dass ich sockig durch den Schnee rannte, mir waren die Blicke egal. Mir war es egal, dass mir Tränen über die Wangen liefen. Ich rannte, rannte einfach nur weg. Weg von diesen bescheuerten Ärzten. Weg von dem ganzen 'Es tut mir leid'. Weg von den mitleidigen Blicken, weg von dem Schmerz. Zum ersten Mal seit Jahren macht ich das, was ich schon immer tun sollte - einfach mal alles vergessen und abheben. Und das tat ich, ich flog. Höher als alles andere.
Und mir war es in dem Moment egal, dass ich fallen würde, tiefer, als ich dachte.

{510 Wörter}
Guys, es beginnt. Ich bin eingekuschelt in Decken und habe eine gute Dreiviertelstunde Zeit, um das nächste Kapitel und das Abendkapitel zu schreiben.
It hurts so mch, argh ;-;
Die traurige Rosenlicht.

Immergrün | KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt