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{2 Wochen später}
P.o.V. Patrick

"Und, wie geht's dir?" Besorgt suchte ich Manus Blick, aber er konzentrierte sich auf das Essen und ich musste seufzen. Auch nach wiederholter Bitte sahen die Ärzte es nicht ein, die ganzen Mittel für was auch immer abzusetzen. Lediglich in der letzten Woche würde es viel weniger geben, um meinen Verlobten auf die endgültige Abstinenz vorzubereiten.
"Herr Meyer?" Herr Brandl, der betreuende Arzt war hinter mich getreten und ich stand auf. "Ja?" "Dürfte ich sie mal bitte sprechen?" "Natürlich.." Seufzte ich und strich Manu im Vorübergehen über die Schulter, und er blinzelte mich an, schenkte aber dann doch lieber dem Essen seine Aufmerksamkeit.

(...)

"Wie sie wissen, kommt Herr Büttinger nächsten Dienstag raus, und ich wollte ihnen die Ergebnisse mitteilen." Mitleidig lächelnd leitete mich Herr Brandl zu einem dieser kalten Plastikstühle, die draußen immer rum standen und nervös ließ ich mich auf der Kante nieder. "Ihnen wurde ja vor gut einem halben Jahr gesagt, dass Herr Büttinger noch ungefähr zwei Jahre habe, wenn er es lange schaffen würde." Ernst blickte der junge Arzt mich an und ich schluckte. Wie alt war er? Noch keine dreißig und er musste sich schon von todkranken Menschen umgeben lassen. Und Manu war gerade mal 33 und würde bald sterben. "Ja?" Zittrig schwebte dieses Wort zwischen mir und Herrn Brandl, schwebte in diesem großen, weißen Raum voller Bilder und Geräte, die mich so unglaublich hilflos und dumm fühlen ließen. "Nun.. wir... Es..." Stotterte mein Gegenüber und ich hob eine Augenbraue, er seufzte und suchte meinen Blick.
"So, wie es aussieht, hat ihr Verlobter noch acht, neun Monate. Wenn er Glück hat. Wenn.. wenn er Dienstag raus kommt, wird er so wie immer sein. Naja, wie immer ist relativ. Ein bisschen schwächer und wir brauchen wöchentliche Unteruchungen. Aber.. wir werden dafür sorgen, dass es ihm solange wir möglich gut geht und er solange wie möglich außerhalb dieses Krankenhauses leben lassen." Ich schluckte schwer und blinzelte mehrmals hintereinander, mein Blick huschte durch den Raum und blieb schließlich bei dem Arzt hängen. "Macht das ihnen Spaß?" Fragte ich leise und verschränkte meine Finger. "Zuzusehen, wie das Leben mancher zerstört wird? Ist das irgendein kranker Fetisch? Jedes Mal.." meine Hand wies durch den Raum. "Jedes Mal, wenn ich hier bin, kommt eine noch schlimmere Nachricht. Herr Meyer, der Lungenkrebs ist unheilbar. Herr Meyer, er hat noch zwei Jahre! Herr Meyer, er hat noch acht Monate! Muss ich"- meine Stimme wurde lauter und brüchiger- "muss ich täglich Angst um ihn haben? Machen sie das mit Absicht?" Tränen schossen in meine Augen und ich stand auf, blickte dem jungen Mann noch einmal in die Augen. "Wissen sie, wie sehr mich ihre Unfähigkeit, ihn zu heilen, kaputt macht?"

{457 Wörter}
Nein, Hochzeit kommt wahrscheinlich morgen. Yeeh, nochmal so ein kleines Krankenhauskapitel. Und jedes Mal, wenn ich ins Skript schaue schmerzt mein Herz. Das tut so weh alda :'c
-rosenlicht

Immergrün | KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt