Chapter 32

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Jimin P.o.V.

"Ich habe Frühstück gemacht", flüsterte ich, während ich sanft an seiner Schulter rüttelte. So weckte ich ihn gefühlt jeden zweiten Tag. Nach einem Brummen erwachte er aus dem Deckenberg und schaute mich verschlafen an. "Morgen", hauchte er. Ich lächelte ihn an und machte mich auf den Weg zurück in die Küche.

Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen. Ich hatte mir heute nicht die Mühe gemacht, meine Augenringe zu überschminken, geschweige denn meiner blasse Haut etwas Farbe zu verleihen oder meine spröden Haare zu stylen.

Und trotzdem hatte er nichts bemerkt. Nach ein paar Minuten kam mein Freund auch in die Küche geschlürft. Gähnend ließ er sich gegenüber von mir nieder und ich lächelte ihn an, während er zu essen begann. "Was machen wir heute?", fragte ich, zweite Standartfrage, welche sich gut auswendig lernen ließ, sogar die fröhliche, neugierige Betonung war wie eingeübt.

Chanyeol brummte schulterzuckend. Ich begann auch, zu essen. Zumindest ein paar Bissen, damit er nicht doch noch Verdacht schöpfte. "Ich glaube, ich muss dann einkaufen gehen, du kannst mitkommen", fiel ihm dann ein. Ich nickte schweigend.

Der Rest des Vormittags verlief normal, ich kümmerte mich um den Abwasch, seine Eltern, welche zu unserem Glück, beziehungsweise meinem Pech tagsüber von frühs bis spät abends arbeiteten, waren da sehr genau.

"Schatz, ich fahre dann jetzt, kommst du?" Ich lief sofort hinaus in den Flur, wieder mein künstliches Lächeln aufgesetzt. Ich zog mich an und er gab mir einen kurzen Kuss, bevor er mich mit seiner Hand auf meinem Rücken aus der Tür schob und hinter uns abschloss.

Wir gingen etwas schneller, da es leicht zu nieseln angefangen hatte.

Auf dem Weg zu seinem Auto fielen mir meine Gesanken von gestern wieder ein. Eigentlich schaffte ich es sonst tagsüber gut, meine Emotionen auszublenden, einfach einen glücklichen Menschen zu spielen, welcher jedoch innerlich mehr als einmal gebrochen war.

Wir setzten uns ins Auto.

Doch langsam wurde es immer mehr und ich begann immer mehr in Abwesenheit zu hängen und fast schon unüberlegte Dinge zu tun oder zu sagen.

"Über was denkst du schon wieder nach, Babe?", er warf mir einen kurzen Seitenblick zu, legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. Da war sie wieder, die scheinbar besorgte Art.

"Ach, nichts", ich lächelte ihn an, er zurück. Und da war sie, die leichtgläubige, uninteressierte Art. Uninteressiert an meiner Gesundheit, meinem Befinden, meinen Sorgen.

Ich wendete meinen Blick zum Fenster, als meine Mundwinkel anfingen, zu zucken und sich mein Körper leicht verpannte. Neben der Verzweiflung, Trauer und Gebrochenheit kam nun auch Wut und Hass dazu. Auf mich selbst hegte ich diese Gefühle schon länger, doch langsam übertrugen sie sich auch auf meine Mitmenschen.

"Wir sind da", ich wurde aus meinem Tagtraum gerissen und stieg aus. Viele Autos parkten auf dem Parkplatz und ich seufzte leicht auf, als ich glücklich lächelnde Menschen und teils auch Pärchen umherlaufen sah. Chanyeol nahm meine Hand und zog mich somit zu dem Supermarkt. "Chan?" Er drehte sich leicht in meine Richtung und brummte. "Ich glaube, ich muss mit dir reden."

Ich war selbst erstaunt über meine Worte. Sie waren ruhig und sachlich über meine Lippen gekommen, im unpassendsten Moment überhaupt. Aber vielleicht würde ich es endlich schaffen?

Mich endlich für mich einzusetzen. Neu zu beginnen. Taemin zeigen, dass ich zu mehr fähig war, dass ich noch lange nicht das schwaches Spielzeug war, zu welchem er glaubte, mich gemacht zu haben.

Verwundert schaute er mich an und verlangsamte seine Schritte etwas, sodass ich neben ihm laufen konnte. Meine hängende Hand von seiner größeren umschlossen. Doch er schwieg, sagte nichts dazu.

Er holte einen Wagen und ließ somit meine Hand los, dann betraten wir den Supermarkt. "Über was willst du reden, Schatz?", fragte er mit einer so unschuldigen Stimme, welche mich irgendwie anwiderte. Ich hörte doch genau die Reizbarkeit heraus. Er wusste genau, wenn er etwas nicht hören wollte, doch sich sicher war, worauf ich hinaus wollte. "I-ich... weiß nicht, ob ich das jetzt so sagen soll, o-oder..." Auf einmal hatte sich mein Mut verabschiedet.

"Was ist los?" Jetzt blieb er sogar stehen und schaute mich eindringlich an. Fast schon eingeschüchtert sah ich zu dem großen Jungen auf. "Ich weiß nicht, ob wir... ob das wirklich funktioniert", hauchte ich und spürte schon wieder, wie meine Augen wässrig wurden. Meine Hände begannen zu zittern und mein Kopf schien mich umbringen zu wollen, mein Herz dagegen lobte mich.

"Ach ja?", er zog eine Augenbraue nach oben und betrachtete mich sehr skeptisch. "Warum auf einmal? Dir geht es doch gut. Ich gebe dir alles, was du brauchst", zischte er etwas bedrohlich, versuchte seine Wur zu unterdrücken. Ich kannte ihn. Ich kannte ihn gut und erkannte, dass er kurz vor einem seiner Anfälle war, doch zum Glück waren wir hier in der Öffentlichkeit.

"A-aber ich...", ich wollte ihm widersprechen, sagen, dass er komplett falsch lag. Dass ich jeden Tag weinte, fast nie zur Ruhe kam, über 6 Kilo abgenommen hatte, mein Leben ein einziges Problem darstellte. Und er? Er hatte nichts davon bemerkt. Nichts. Alles das wollte ich ihm nur so an den Kopf werfen, doch es war doch meine Schuld.

Ich hatte angefangen. Ich war auf die Wette eingegangen und würde ihn somit verletzten. Und ich war derjenige, welcher die Schuld trug.

"Vergiss es einfach", murmelte ich und senkte den Blick. "Hey...", er seufzte und kam näher auf mich zu. Er nahm mein Kinn und drückte meinen Kopf nach oben, sodass ich in seine Augen sah, während ich die Tränen wegblinzelte. Doch ich wollte nicht durch seine Berührungen beruhigt werden. Wollte ihn nicht küssen, nicht mehr ihm gehören.

Aber was konnte ich tun?

Und genau in dem Moment, als ich feststellte, dass ich mich noch hätte wegdrehen können, es aber nicht getan hatte, in dem Moment, als er meinen Gesicht näher kam, sehr nahe, da schoss mir eine Person ins Auge.

Doch diesmal war es nicht nur vor meinem geistigen Auge, wie ich es mir öfters bei unseren Küssen vorstellte. Dass es nicht Chanyeol, sondern er sein würde.

Diesmal war es Realität. Und in dem Moment, als Chan's Lippen auf meine trafen, traf auch der tiefe Blick der dunklen Augen des schwarzhaarigen Jungen ein paar Meter entfernt direkt in meine.

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1030

Dam dam daaammmm

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I Know Your Brother  || Yoonmin ||  Jimin schreibt...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt