I Know Your Brother || Yoonmin || Jimin schreibt...

Chapter 50

(Jimin P.o.V.)

"Chanyeol?"

Sein ebenso geschocktes Gesicht entspannte sich und ein trauriges, vielleicht auch spöttische Lächeln zierte sein Gesicht. "Wie du meinen Namen aussprichst. Als wäre ich ein Monster..." Da er keine Anstalten machte, auf mich zu zukommen, senkte ich seufzend meinen Blick. "Bist du glücklich mit ihm?" Verwirrt sah ich wieder auf. Seine Augen musterten mich emotionslos, seine Haltung wirkte etwas geknickt.
"W-wen meinst du?", fragte ich und räusperte mich. "Na, deinen Neuen."
"Ich habe keinen Neuen...", seufzte ich und kratzte verlegen meinen Hinterkopf.
"Weißt du Jimin", Chanyeols Stimme wurde wieder fester und er verschränkte die Arme, ließ mich dabei nicht aus den Augen, "ich habe dich geliebt. Echt. Nein, ich liebe dich immer noch. Ich will doch nur das Beste für dich und... ich habe gemerkt, dass ich dir das nicht geben kann."

Mit großen Augen blickte ich seine leicht funkelnden. Ja, sein Blick erzählte die Wahrheit, er hatte mich die ganze Zeit über also wirklich geliebt. Und ich hatte ich immer wieder aufs Neue verarscht, ihm meine Liebe vorgespielt, ihn mehr oder weniger ausgenutzt.
"Es tut mir Leid", hauchte ich.

"Ich wollte dich einfach nicht verlieren. Du... hättest doch einfach etwas sagen können", seufzte er, ich hörte deutlich die Enttäuschung aus seiner Stimmlage.
"Er hat es dir erzählt, oder?", schluckend umklammerte ich den Griff meiner Tasche fester. Chanyeol nickte langsam, richtete seinen Blick vor sich auf den Boden.
"Jimin, du solltest aufhören, dich so oft zu entschuldigen für alles, auch wenn du es nicht so meinst."
"Aber ich meine es so. Ich war ein Idiot, das weißt du doch jetzt auch."

Chanyeol's Blick schoss in die Höhe, direkt wieder in meine Augen. "Er hat dich erpresst, verdammt nochmal! Warum hast du es niemandem gesagt? Nicht einmal mir? Ich... hätte dir doch helfen können!" Er ging auf mich zu, meine Lippe begann ungewollt zu beben. "Chan...", schluchzte ich auf, hielt meine Hand vor das Gesicht.
"Oh Jiminie...", unter der Berührung seiner Hand auf meinem Arm zuckte ich etwas zusammen und machte einen kleinen Schritt zurück.
"I-ich muss nach Hause", meinte ich, wollte aus dieser Situation und ihm entkommen.

"Warte, Jimin." Mir auf die Lippe beißend und weitere Tränen unterdrückend, drehte ich mich noch einmal um. "Ich glaube, das willst du wieder haben", kurz fesselte mich sein sanftes Lächeln und sein Blick, welcher so ruhig und besorgt auf mir lag. "D-danke", nuschelte ich und nahm mein Handy mit leicht zitternder Hand entgegen.

"Hab ein schönes Leben, Jimin."
Wir schauten und eine Weile schweigend an, ein sicherer Meter Abstand zwischen unseren Körpern.
"Du auch. Wirklich." Diesmal musste ich mir das Lächeln nicht erkämpfen, diesmal war es echt und ernst gemeint. "Na dann..." Er hob verabschiedend die Hand. "Mach's gut." Ich nickte lächelnd. Als ich mich jedoch noch immer nicht umdrehte, zog er fragend die Augenbraue nach oben.

"Dürfte ich vielleicht...", ich räusperte mich erneut und wendete meinen Blick von seinen Augen ab, "E-ein letztes Mal...", ich breitete meine Arme leicht aus was er sofort zu verstehen schien. Als Antwort schlang er seine starken Arme um mich, ich erwiderte die Umarmung sofort.
Sie fühlte sich so vertraut an, so wie sie anfangs immer gewesen waren. In diesen Armen hatte ich mich einst so geschützt und glücklich gefühlt. Nun gaben die mir das Gefühl, mit dem allem gut abzuschließen. Mit einem guten Gefühl, so wie ich es ganz am Anfang dieses einen Kapitels von vielen verspürt hatte, dieses nun auch beenden zu können.

"Danke für alles", nuschelte ich in seine Brust. "Für fast alles", verbesserte er leicht lachend und löste sich wieder von mir, wobei ich auch in seinen Augen Tränen erkennen konnte. "Du schaffst das mit... Yoongi, okay?" Überrascht davon, dass er es sich erschlossen hatte, war ich nicht mehr; zu viele Gefühle und unerwartete Ereignisse schwirrten noch in mir herum. Dankend nickte ich, "ich denke nicht, dass ich das wieder geradebiegen kann, aber... ich versuche es."
"Ich zähle auf dich, Jimin."
Ich nahm meine Tasche, welche ich abgestellt hatte, wieder in die Hand und lächelte ihm ein letztes mal zu, bevor ich mich umdrehte und den Jungen, welcher ein so bedeutender Abschnitt meines Lebens gewesen war, hinter mir ließ.